Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer

Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer

Titel: Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
Vom Netzwerk:
am Leben zu erhalten, war wohl das Mindeste.
    »Finde ich echt cool, dass die einfach abhaut«, hatte eine der Gören laut geäußert. In Langeweile sterben war offenbar nicht deren Ding.
    Laura hatte die Göre überrascht betrachtet, ihr insgeheim zu so viel Durchblick gratuliert. Die Tussi hatte ihr die Worte aus dem Mund genommen. Wenigstens eine in dem Affenstall hier, die den Windeln entsprungen schien. Sie wirkte zwar etwas ausgeflippt – der Ring in der Nase mit irgendeinem Klunker dran war doch seit Jahrtausenden out – aber zweimal schon, ihr zufällig nahegekommen, hatte Laura einen leichten Zigarettenduft an ihr wahrgenommen. Ob die vielleicht heimlich …
    Sie musste die Ausgeflippte im Auge behalten die nächsten Tage. Vielleicht fand sich unter all den Minderbemittelten hier doch noch eine halbwegs erwachsene Person, mit der frau tratschen konnte …
    Zum Glück war der Ausflug zu dem Alb-Schäfer gegen vierzehn Uhr beendet. Der Tag war zu ertragen gewesen, Laura hatte das Beste daraus gemacht. Nur – jetzt heute Nachmittag noch extra einen Film dazu anschauen? »Damit ihr nicht alles vergesst«, hatte die Krähe gesäuselt. Nein, das musste wirklich nicht sein.
    Sie hatte ihre Vorbereitungen getroffen, Handy, Tabak, Feuerzeug eingesteckt, als die Ausgeflippte auf sie zutrat.
    »Und, kann ich wieder mit?«
    Voll Psycho, was kostete das Weib Nerven! »Wieso?«
    »Du machst dich doch vom Acker, ich merke es doch!«
    Es hatte keinen Sinn, sie anzuschwindeln, dazu war sie zu clever. Gestern schon hatte sie sie abzuwimmeln versucht, vergeblich. Hatte sie ihr eben erlaubt, mitzukommen. Vor lauter Dank hatte ihr die Ausgeflippte eine halbe Schachtel Zigaretten spendiert. Na ja, warum also nicht. Sie hatte ihr von den beiden Schwulen erzählt, die ab und an oben auf dem Berg jetzt auch manchmal nachmittags unterwegs waren, damit ihre brennende Neugier geweckt. Gestern allerdings ohne Erfolg. Die Typen hatten sich nicht blicken lassen.
    »Also gut. In fünf Minuten. Das Fenster im Klo.«
    Sie schwangen sich hinters Gebäude, stürmten von dort in den Wald. Dann die steile Böschung hoch, weiter um den Hügel, und schon waren sie in einer völlig anderen Welt. Kein Haus, keine Fabrik, nur Wald, Berge, Wiesen und Viehzeug in allen Variationen. Schafe drüben auf der anderen Seite des Tals, Käfer, Fliegen, Insekten, Schmetterlinge und und und …
    Unten auf der Straße war ein Auto zu sehen. Es fuhr langsam auf den Fuß des Hügels zu, bog dann auf den Waldweg ab.
    »Der Schwule?«, fieberte die Ausgeflippte.
    »Was weiß ich.« Immer ganz cool bleiben. Nicht gleich alle Feelings offenlegen. Obwohl, das konnte er wirklich sein. 16.30 Uhr. Die Zeit, in der sie ihn letzte Woche mehrfach hatte kommen sehen. Sein Freund parkte auf der anderen Seite des Hügels, dort wo die Straße aus Hinterbempflingen oder wie das Kaff hieß, herführte. Ja nicht gemeinsam gesehen werden, Laura hatte es längst begriffen. Nicht dass jemand die beiden zusammen erwischte.
    »Ob das was wird?« Die Ausgeflippte hielt die Kamera in die Richtung des am Waldrand geparkten Autos, fummelte an dem Apparat herum, fuhr das Tele aus.
    Voll Psycho, wie nahe die alles herholte! »Ganz schön Schotter dafür geblecht, was?«
    Die Ausgeflippte schüttelte den Kopf. »Ich nicht. Mein Alter. Genauer der Ex meiner Alten. Den lass ich bluten, alle zwei Wochen. Dafür darf er Papa spielen.«
    Der Schwule unten, wie er aus dem Auto stieg. Klick. Der Schwule, wie er im Wald verschwand. Klick.
    »Wo latscht der jetzt hin? Müssen wir keine Angst haben, dass er uns …«
    »Quatsch«, zischte Laura. Immer cool bleiben. Sie deutete auf die Wiese unter ihnen. »Dort treffen sie sich. Hundert Pro.«
    Die Ausgeflippte hielt ihre Kamera in die angegebene Richtung. Es dauerte mehrere Minuten, dann sahen sie ihn kommen. Tatsächlich. Der Schwule.
    Er marschierte schnurstracks die Wiese entlang. Klick. Auf die Fläche mit den komischen Büschen darüber zu. Klick. Er wurde langsamer, blieb stehen, winkte. Klick.
    Die Ausgeflippte schaute nach links. Tatsächlich. Der andere Typ tauchte aus dem kleinen Wald weit hinter der Wiese auf. Er winkte ebenfalls. Sie fuhr das Tele aus, so weit wie möglich. Klick. Die beiden Männer, wie sie aufeinander zulaufen. Klick.
    »Oh mein Gott, das ist ja wie im Film«, hörte Laura die Ausgeflippte vor Begeisterung stöhnen.
    Sie winkte mit der Rechten ab. Immer nur cool bleiben.
    »Jeden Tag dasselbe«, äußerte sie,

Weitere Kostenlose Bücher