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Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer

Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer

Titel: Braig & Neundorf 13: Schwaben-Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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drehen gab, verfiel er auf die Idee, die Gewichte vermindern zu lassen. Wer etwas kaufte, bekam jetzt ein Drittel weniger, zahlte aber den vollen Preis. Das trieb die Mehrheit der Menschen im Land vollends in den Ruin, ohne dass das den Herzog im Geringsten berührte.
    Womit der Egomane jedoch nicht gerechnet hatte: Eine Gruppe einfacher Bauern im Remstal war nicht bereit, diese Ausplünderung länger hinzunehmen. Unter der Fahne des »Armen Konrad«, was so viel wie »Armer Mann« bedeutete, trafen sie sich in Beutelsbach, besorgten sich dort in einer Metzgerei die neuen Gewichtssteine und liefen damit zur Rems. Peter Gais, der Anführer der Gruppe, hielt sie übers Wasser, in antiker Zeremonie scheinbar ein Gottesurteil beschwörend: »Haben die Bauern recht, so fallen sie zu Boden, hat der Herzog recht, so schwimmen sie im Wasser oben.« Anschließend ließ er sie unter großer Zustimmung fallen.
    Der symbolische Akt blieb nicht ohne Folgen. Hunderte von Bauern sammelten sich unter der Fahne des »Armen Konrad« und zwangen den Herzog, die falschen Gewichte wieder abzuschaffen. Um sie milde zu stimmen, ließ er sich im berühmten »Tübinger Vertrag« darauf ein, wenigstens den reichen Bürgern ein Mitspracherecht zu gewähren.
    Württemberg hatte damit als eines der ersten Länder zwar eine Art Grundgesetz und Gewaltenteilung erhalten, die mehrere Jahrhunderte Gültigkeit besitzen sollten, doch galt dies nicht für die breite Masse des Volkes. Die Bauern, die weiterhin die Hauptarbeit leisten mussten, begriffen schnell, wie clever sie ausgebootet wurden. Unter Mitwirkung von Peter Gais kam es deshalb erneut zu Protesten. Über siebentausend Bauern fanden sich zusammen, um Herzog Ulrich in Schorndorf zu empfangen. Doch anstatt den Despoten gefangen zu nehmen und durch frei gewählte Volksvertreter zu ersetzen, was angesichts ihrer Überlegenheit leicht möglich gewesen wäre, ließen sie sich erneut von ihm einlullen und ihn unbestraft davonziehen.
    Dass sie ihm das Leben geschenkt hatten, wurde den Bauern nicht gedankt: Herzog Ulrich ließ mithilfe fremder Soldaten sämtliche Anführer verhaften und in Schorndorf öffentlich foltern und ermorden. Peter Gais einzufangen, gelang seinen Häschern jedoch erst Wochen später: Für seine Hinrichtung in Stuttgart sorgte der Herzog dann persönlich.
     

29. Kapitel
     
    Am Donnerstagnachmittag, kurz vor sechzehn Uhr, hatte Braig Theresa Räuber in der Leitung.
    »Du bist unterwegs zur Demo?«, fragte er.
    »In einer halben Stunde etwa, ja. Sie erwarten wieder 20.000 bis 30.000 Leute heute Abend.«
    »Sehr gut. Ich versuche ebenfalls zu kommen. Ann-Katrin und Dr. Genkinger haben auch zugesagt. Und Katrin sowieso. Ihr Fall ist gelöst.«
    »Ich weiß. Im Radio haben sie es schon gebracht. Es ist nicht so gelaufen, wie wir uns das wünschen, wie?«
    »Nein«, antwortete er, »wirklich nicht. Katrin verwünscht unseren Beruf.«
    »Das kann ich verstehen, ja. Die Kleinen fängt man, die Großen lässt man laufen.« Sie seufzte laut. »Ich fürchte, ich habe einen Fehler gemacht.«
    »Was meinst du?«
    »Laura versuchte gestern den ganzen Abend, mich zu erreichen. Dummerweise war ich die ganze Zeit unterwegs. Zuerst Demo, dann Jugendclub. Erst kurz vor zehn am Abend klappte es.«
    »Was wollte sie? Doch nicht schon wieder neue Bilder?« Braig lachte. »Sie erhält die Belohnung, keine Angst.«
    »Darum geht es nicht«, erwiderte Theresa Räuber. »Aber sie hat tatsächlich schon wieder Bilder. Und was für welche!«
    »Worum geht es?«
    »Ich habe eben erst reingeschaut«, sagte sie. »Obwohl ich ihr gestern Abend noch hoch und heilig versprochen hatte, es sofort zu tun. Du musst sie dir anschauen. Jetzt auf der Stelle.«
    »Okay. Kein Problem. Ich bin bereit.«
    »Gut. Dann maile ich sie dir als Anlage. Sie wurden offensichtlich mit einer hervorragenden Kamera aufgenommen. Mit einem Mords-Tele. Nicht von Laura selbst, sondern von einer Freundin. Also bis gleich.«
    Braig lief zum Computer, hörte das Eintreffen der Mail. Er öffnete die Anlage, blätterte die Bilder auf …
    Zwei Minuten später hatte er Neundorf neben sich. Er war in ihr Büro gerannt, hatte sie mitten in der Niederschrift ihres Ermittlungsprotokolls gestört und zu sich gebeten. »Jetzt, sofort.«
    Kopfschüttelnd starrten sie auf den Monitor, schweigend, ohne jeden Kommentar.
    »Das darf doch nicht wahr sein, oder?«, brummte er nach einer Weile. »Wir wurden nach Strich und Faden verarscht.«
    »So

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