Bran
dieses eine.« Brighton gibt sich äußerlich ruhig. Aber er ist ungehalten darüber, dass Straner ihn hier aufsucht, auf der Mall. Das hat er ihn bei der Begrüßung spüren lassen.
»Ich habe kaum Anhaltspunkte.« Er hasst es, sich rechtfertigen zu müssen. Eigentlich ist er hergekommen, um den Senator zur Rede zu stellen. »Warum soll die Spur überhaupt nach Zhid führen?«
»Es ist so. Mehr kann ich dazu nicht sagen. Also was hast du herausgefunden?«
»Der Name Senator Richards’ ist dort in aller Munde. Er ist verhasst, weil er angeblich gegen bessere Beziehungen zu Zhid eingetreten ist. Man macht ihn für das Elend verantwortlich, in dem weite Teile der Bevölkerung leben.«
Brighton stößt verächtlich die Luft aus. »Für ihr Elend sind sie selbst verantwortlich. Was haben sie dort schon? Keine Industrie. Primitive Dienstleistungen wie in der Agrarepoche.« Er schüttelt den Kopf. Die Bürde, sich überhaupt mit diesem Schmutz befassen zu müssen, lastet schwer auf ihm.
»Das Land ist reich, an Rohstoffen, an Kunstfertigkeiten. Die Bevölkerung ist fleißig und geschickt.« Straner registriert, wie er, wider Willen, zum Anwalt Zhids wird. Aber deswegen ist er nicht hergekommen.
Der Senator geht auch gar nicht darauf ein.
»Also sie hassen Richards. Und die Führung?«
Er senkt den Blick in den Agenten, wartet aber dessen Antwort gar nicht ab. »Sie machen einen Popanz aus ihm, einen Sündenbock. Sie selbst sind Märtyrer, dabei ist es nur die eigene Unfähigkeit, die sie bemänteln. Sie stilisieren sich zu Opfern und kaschieren ihr Versagen.«
Straner will etwas einwenden.
»Richards hatte recht. Man darf sich nicht mit ihnen einlassen. Es hieß immer, er habe diese Position nur vorgetäuscht, sie nur gespielt. Aber das ist nicht wahr. Es war seine feste Überzeugung.«
»Senator.«
»Ich weiß, was du jetzt sagen willst. Aber denk doch logisch. Hier konnten sie ihn aus den Archiven löschen. Doch dort, bei sich, in diesem Moloch von Schmutz und Unzucht, können sie ihn nicht auf die gleiche Weise ungeschehen machen. Sie haben seinen Namen ja ein Menschenalter lang benutzt und aufgebaut.«
»Das sind nur Gerüchte«, wagt sich Straner vor. »Mutmaßungen. Mit Verlaub, Senator: Wir haben keine stichhaltigen Gründe, davon auszugehen, dass das Khanat von Zhid tatsächlich …«
»Zweifelst du an meinen Worten?« Eine Windböe bringt das graue Haar des Senators durcheinander. »Ich sage doch: Ich kann nicht alles aussprechen, was mich dazu veranlasst, diesen Verdacht zu äußern.« Sein Zorn ist jetzt manifest.
Das ganze Treffen ist nicht so gelaufen, wie Straner es sich zurechtgelegt hat. Mordal konnte er manipulieren, aber bei Francis Brighton beißt er auf Granit.
»Hier schon gar nicht. Ich möchte dich bitten, beim nächsten Mal dieses Lokal aufzusuchen, dessen Adresse ich dir schon beim letzten Gespräch gegeben habe.«
Er lässt ihn stehen.
Straner zuckt die Achsel. Er blickt über die majestätischen Kolonnaden der großen Tempel, die hart im Abendlicht stehen. Ihre Konturen sind unwiderleglich. Ihr Sein ist logisch. Es kann nicht anders sein.
Die Sonne, ein kalter blauer Heliumstern der Klasse II, neigt sich in einem Winkel von 63° gegen die Ekliptik; in 20 Minuten wird sie den Horizont berühren. Wie immer um diese Tageszeit frischt die Luftbewegung auf, und die Temperatur nähert sich dem Taupunkt. Der atmosphärische Druck steigt in Bodennähe an, da die Luftmassen sich abzukühlen beginnen und aus höheren Schichten herniedersinken.
Die Mall liegt leer und verlassen. Vereinzelte Gruppen von Spaziergängern, die am Nachmittag unterwegs waren, zerstreuen sich. Die Politiker und ihre Mitarbeiter kehren in die Büros zurück, in die vollklimatisierten, mit allen technischen Finessen ausgestatteten Nebengebäude des Senats-Komplexes. Oder sie suchen die gediegenen Restaurants der Altstadt auf, die nördlich an das Regierungsviertel anschließt, um ihre Diskussionen bei einem guten Abendessen und einem teuren Wein fortzusetzen.
Die Gartenbots begeben sich in die toten Winkel hinter den Hecken, wo sie die Nacht zu verbringen pflegen, und gehen auf Stand-by.
Er überquert die Mall und erreicht den Rand der Bannmeile und des verkehrsberuhigten Bereichs. Scooterbots bieten sich ihm an. Vollautomatische Einsitzer. Aber er schickt sie weg. Lieber geht er zu Fuß hinaus in die Vorstadt. Ein einstündiger Marsch. Das tut gut, um den Kopf zu lüften. Der Flug ist lang und
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