Bran
Richards, Senator auf Rangkor.«
Es gibt stets einhundert Senatoren. Jedes zweite Jahr wird die Hälfte von ihnen neu gewählt. Aber einige kommen auf beachtlich lange Laufbahnen, wie Senator Francis Brighton, der dem Senat seit dreißig Jahren angehört. Seit der Gründung Rangkors haben einige Zehntausend Männer und Frauen diese höchste Würde innegehabt. Natürlich kostet es die für ihn zuständige Entität des Galaktischen Archivs nur den Bruchteil einer Mikrosekunde, um alle einschlägigen Dateien zu durchforsten.
»Einen Senator Tobey Richards hat es in der Geschichte Rangkors nicht gegeben.«
Brighton hat recht gehabt!
Richards hat nie existiert.
Aber Straner hat ihn gekannt. Er hat ihm die Hand gereicht, hat sich mit ihm unterhalten. Er hat mit einigen seiner Adjutanten und Sekretäre verkehrt, mit Weggefährten wie Brighton.
Das ist nicht möglich. Eine Person des öffentlichen Lebens aus sämtlichen Dateien und Dokumenten verschwinden zu lassen, ist technisch schwer vorstellbar. Es ist undurchführbar, wenn man nicht spezielle Codes besitzt und die höchste Autorisierungsstufe innehat. Und auch dann würde es Spuren anderer Art hinterlassen.
»Hast du noch eine andere Frage, Bürger Straner?«
Der Zylinder, in dessen Längsachse er steht, pulst unmerklich in seinem wattigen, viskosen Weiß. Straner kratzt sich am Kinn. Er kann so nicht nachdenken. Am liebsten wäre er wieder draußen, in den Wäldern. Dort könnte man gehen und das Hirn auslüften.
»Es hat Senator Richards gegeben«, beharrt er. »Ich habe ihn gekannt. Vielleicht liegt ein Irrtum vor.«
»Ein Irrtum ist ausgeschlossen.«
»Gab es eine andere Person dieses Namens?«
»Es existierte ein Tobey Richards, vor rund einer Generation.«
Das Archiv nennt die Lebensdaten. Der Mann war keine 35 Jahre alt geworden. Für verschollen erklärt. Untersekretär des Senats.
»Aha!«
»Meinst du diesen Mann, Bürger Straner?«
»Ich weiß es nicht.«
Das Punktamt zeigt ihm ein Bild. Straner zögert. Er fühlt sich mittlerweile in allem unsicher. Eigentlich glaubt er an gar nichts mehr.
Aber doch. Es ist kein Zweifel möglich. Das offizielle Porträt der Akte, die in der Verwaltung über diesen Tobey Richards geführt wird, zeigt einen jungen Mann, der dreißig Jahre später gut der Senator Richards hätte werden können, den Straner gekannt zu haben meint.
»Was weißt du über die Umstände seines Todes?«
»Er wurde nie offiziell für tot erklärt. Untersekretär Richards verschwand unter bis heute ungeklärten Umständen auf Zhid.«
»Was machte er dort?«
»Er gehörte einer Delegation an, die mit nachgeordneten Regierungskreisen dieser Welt über Handelserleichterungen sprechen sollte.«
»Und?«
»Die restlichen Daten sind gesperrt. Es tut mir leid, Bürger Straner, du bist dafür nicht autorisiert.«
»Aber es existieren weitere Informationen?«
»Darüber darf ich ebenfalls leider keine Auskunft geben.«
Straner atmet tief durch. Diese Gottmaschine ist ähnlich renitent wie die entsprechende Stelle auf Zhid, wenn auch aus anderen Gründen.
»Ich danke für die Informationen.«
»Hast du sonst noch eine Frage, Bürger Straner?«
»Nein, im Moment nicht. Danke!«
Der Zylinder wird heller. Er ist im Begriff, sich aufzulösen.
»Das heißt: doch.« Er muss kurz überlegen. »Wurde in letzter Zeit schon einmal nach Tobey Richards gefragt?«
»Definiere in letzter Zeit.«
Straner muss sich besinnen. Wie lange war er auf Zhid? »In den letzten drei oder vier Wochen? Oder wurde an Richards’ Akte selbst eine Veränderung vorgenommen? Wurden Daten ausgelesen, ergänzt, manipuliert?«
Diesmal dauert es auffällig lange, bis das Archiv antwortet.
»Es ist nicht möglich, Informationen des Galaktischen Punktamtes von Rangkor zu manipulieren.« Die virtuelle Stimme klingt ganz leicht indigniert. »Zu den übrigen Fragen kann ich dir leider keine Auskunft geben, Bürger Straner.«
»Ist gut.«
Er wischt durch die unstofflichen Wände des Hohlzylinders, der daraufhin verschwindet. Die Kuppelhalle wird wieder sichtbar. Drei oder vier andere Personen sind anwesend. Ihre Zellen heben sich unscharf vom Hintergrund des Raumes ab, Nuancen von hartem Weiß. Sie scheinen ganz nah. Dann springt das Bild wieder um, wie in einem schlecht kalibrierten Hologramm, und die Kuppel scheint viel größer zu sein, als sie physisch ist.
Eine der anderen Zellen löst sich auf. Eine Person strebt dem Ausgang zu. Ihre Züge sind unkenntlich. Es
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