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Bran

Bran

Titel: Bran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Falke
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anstrengend gewesen.
    Übrigens hatte man ihn gehen lassen, ohne ein Aufheben darum zu machen. Er war ein freier Mann! Zhid war kein Gefängnis! Cejla zuckte nur die Achseln, als er sagte, er wolle Senator Brighton Bericht erstatten. Warum denn nicht? Wenn das sein Auftraggeber war.
    Die HOOKED KITE stand dort, wo er sie acht oder zehn Tage zuvor verlassen hatte. Gewartet und betankt. Er wusste nicht mehr, ob er das noch selbst veranlasst hatte. Er bekam sofort die Freigabe, hob ab, setzte den Kurs, verließ die Atmosphäre und beschleunigte auf Überlicht.
    Am Knotenpunkt musste er einige Stunden warten, bis ein Frachter eintraf, der ihn huckepack nahm. Dann konnte er sich einige Zeit aufs Ohr hauen.
    Und jetzt ist er hier. Seine Beine tragen ihn durch die innerstädtischen Bezirke, die um diese Zeit fast menschenleer sind, in die Vororte. Villenviertel, die einer seltsamen Dehnung unterliegen. Mit jedem Block werden die Häuser weniger, das Grün nimmt immer noch mehr Raum ein zwischen ihnen. Die Gärten gehen allmählich in den offenen parkartigen Wald über, der die Stadt umgibt.
    Er betritt die »Schwarze Tanne«, ein Lokal im Blockhausstil. Ob er Kundali begreiflich machen könnte, was eine Tanne ist? Eine Kiefer? Ein Mammutbaum? Auf Zhid gab es nichts, was größer war als Büsche und Gestrüpp. Selbst entlang des Vegetationsgürtels um den Äquator wuchsen nur Dornen und fleischige Wasser speichernde Pflanzen, die sich in der kurzen Regenzeit für das ganze Jahr satt tranken und die nie höher wurden als ein Mann. Jenseits des zehnten oder zwölften Breitengrades existierte nichts mehr, was anspruchsvoller gewesen wäre als Gras oder die sonderbaren ledrigen Kakteen dieser Welt.
    Was würde Cejla zu den endlosen Wäldern sagen, die hier im Abendwind rauschten und sich über Millionen metrischer Quadratmeilen erstreckten?
    Das Lokal ist gut gefüllt. Es ist laut und warm. Musik dröhnt. Die Gespräche gehen hoch. Verglichen mit den Souks, Budiken und Teestuben auf Zhid, in denen er sich in den letzten Tagen herumgetrieben hat, geht es zivilisiert zu. Es könnte das Wohnzimmer einer allein stehenden älteren Dame sein. Für die Verhältnisse Rangkors ist es eine Spelunke, eine Absteige. Doch auch hier gibt es junge Leute, die sich abends amüsieren wollen, Familienväter, die in Ruhe ein Bier trinken, bis sie sich trauen, der Kellnerin unter den Rock zu fassen.
    Straner sucht sich einen Platz in einer der halb offenen Logen. Dunkel gebeiztes Holz. Tischdecken und Sitzkissen. Alles hier ist gemütlich. Die Bedienung kommt. Ein Mädchen mit blonden Zöpfen. Vermutlich Studentin, die sich so den Aufenthalt in der teuren Stadt verdient. Er bestellt sein Abendessen. Ein Rindersteak und ein kaltes Bier. Es wird sofort serviert und schmeckt vorzüglich.
    Im Lauf des Abends wird es lauter. Die Musik wird roher, aggressiver. An der Bar kommt es zu wüsten Wortwechseln, zu Rempeleien. Straner ruft das Mädchen und bezahlt. Er fragt, ob er hier übernachten kann. Sie führt ihn an der Theke vorbei nach hinten. Ein dunkler Gang, nackter Betonboden. Bierfässer und selbstkühlende Container für Lebensmittel, Rohrleitungen und Schläuche, Pfützen von verschütteten Getränken. Kellertreppen, die zu Lagerräumen führen. Kalte, feuchtmuffige Luft zieht von dort herauf.
    Das Mädchen bringt ihn zu einem einfachen Zimmer, Standard eines billigen Hotels. Er wünscht ihr eine gute Nacht. Sie sieht ihn an.
    »Du bist nicht von hier.«
    Er verneint. Dann aktiviert er sein Tattoo und pingt sie an, überträgt ihr ein Trinkgeld, irgendein lächerlich hoher Betrag. Es spielt ja keine Rolle. Sie wird rot. Er ahnt, was in ihr vorgeht. Das hat er nicht beabsichtigt. Er beeilt sich, die Tür hinter sich zu schließen.
    Im Zimmer macht er sich für die Nacht fertig und streckt sich auf dem Bett aus. Im Einschlafen ist ihm, als sei er noch im Raum. Die HOOKED KITE liegt ruhig auf der Dünung, die sie mit ihrer virtuellen Singularität selbst erzeugt. Die aufgewühlte Matrix des Lichtmeeres wiegt ihn in den Traum, während er mit der Geschwindigkeit von explodierenden Sternen neuen Welten entgegentreibt.
      
    Am nächsten Morgen findet er sich zum Frühstück ein. Das blonde Mädchen bedient ihn. Sie heißt Lena; im Vorübergehen hat sie ihn angepingt und einen Großteil der privaten Informationen ihres Tattoos freigegeben. Sie ist 22 Jahre alt und studiert an der Universität von Rangkor-Stadt Galaktische Ökonomik und Interstellare

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