Bran
rangkorianische Technik war teuer auf Zhid zur damaligen Zeit, unvorstellbar teuer. Einer der Geldscheine war präpariert. Er weihte Mordal in den Plan ein. Dann kam das Attentat: Ich zertrümmerte seinen Kehlkopf, aber er hatte sich Luftröhrenimplantate besorgt, die ihn überleben ließen.«
»Das heißt?« Die kleine Serafidin ist verwirrt.
»In gewisser Weise kam es ihm gelegen. Er ließ es so aussehen, als sei er tot. Er zog sich in die Wüste zurück und ließ den Sturm vorübergehen.« Er sieht sie an. »Dort wuchs Kundali auf. Sie ist seine rechtmäßige Tochter, eine reinrassige Kirgolin, gezeugt mit einer seiner Frauen.«
»Aber.«
»Nach einigen Jahren nahm er Darbors Stelle ein.«
»Darbor ist Mordal?«
»Mordal ist Darbor. Darbor war nur ein Strohmann. Man schubste ihn nach vorne, als die Umstände es geboten, aber er war überfordert. Er taumelte ins Rampenlicht der Geschichte, das ihn blendete. Man sagt, dass er froh war, als Mordal wiederkehrte und seine Ansprüche geltend machte.«
»Dann ist sie wirklich rechtmäßige Infantin und Thronerbin Zhids. Sie hat geglaubt, ihre Mutter zu töten. Aber Leli war nicht ihre Mutter. Die arme Kundali.«
»Die arme Leli!«
Cejla kratzt sich an der Nase, die schmale Nase der Serafiden-Mädchen, deren Wurzel an der Stirn in ein hennafarbenes Tattoo von der Form einer Arabeske übergeht.
Straner starrt ihr Tattoo an.
»Und wer war nun ihre Mutter?«
Ihre Blicke begegnen sich wie zwei Raumschiffe, die sich zur selben Zeit an der Stelle des unermesslichen Universums begegnen. Sie sieht, dass in Straner etwas vorgeht. Er verändert sich bis in die Atome.
»Ich weiß es nicht.«
Sie sieht, dass er lügt. Aber sie belässt es dabei.
»Und jetzt bist du mir angetraut.«
»Aber die Ehe ist noch nicht vollzogen.«
Sie lacht. »Du warst einfach zu betrunken.«
»Dann werden wir das nachholen.«
»Einhundertacht Mal?«
»Wenn du willst!«
Straner übergibt die Steuerung an die Automatik. Das Schiff hat sich auf sein Ziel ausgerichtet. Jetzt beschleunigt es. Alle Sterne werden unsichtbar. Bis auf den einen, der genau vorausliegt.
Epilog
»Erzähle mir von meiner Mutter, Fremder.«
In ihrem Rücken der Brunnen, rauschend wie die Nächte des Monsuns.
Die lichten Massive der Triumphalbauten.
Die Plaza, ein Amphitheater, errichtet aus den Felsen der Macht.
Und der Duft, die schwere Süße des Sommers, der Liebe und des Glücks.
»Erzähl mir von meiner Mutter.«
»Sie war schön. Schön und traurig. Schön, traurig und unrettbar verloren.«
»Hast du sie gekannt?«
»Gekannt wie man eine Wirtin kennt, bei der man Unterschlupf findet, eine Köchin, die einem ein köstliches Mahl bereitet, eine Näherin, die einem neue Kleider fertigt.«
»Hast du sie geliebt?«
»Ich habe sie gemocht.«
»Hast du mit ihr geschlafen?«
»Ich habe bei ihr genächtigt.«
»Du weichst meinen Fragen aus.«
»Du stellst die falschen. Besinne dich auf das Wesentliche.«
Diese Nacht, warm und schwerelos. Eine Insel außer aller Zeit.
»War sie eine Serafidin?«
»Sie war eine Serafidin.«
»Der verworfenen Linie?«
»Diese Unterscheidung hat für mich nie existiert.«
»Sie war eine Hure.«
»Sie verkaufte ihren Körper.«
»Das meine ich.«
Schweigen.
Kun. Da. Li.
Diese drei Silben. Wie der Morgen, der Mittag und der Abend eines unvergesslichen Tages in der Wüste.
Wie die Hoffnung, die Erfüllung und die Erinnerung.
Wie die Lippen, die Brüste und die Yoni der Geliebten.
Wie Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Das Rauschen des Brunnens. Wie der Wind über der Wüste. Wie der Atem der großen Stadt. Wie die Wipfel der Wälder in den Bergen Rangkors.
»Wer war sie, woher kam sie?«
»Das weiß niemand.«
»Was weißt du über sie?«
»Sie suchte die Liebe. Sie fand sie. Sie verlor sie.«
»Das sind drei Pfeiler eines Bogens.«
»Sie gab sich einem Mann. Er nahm sie mit sich. Sie gebar ihm ein Kind.«
»Dieses Kind war ich.«
»Er nahm das Kind. Er verstieß sie. Sie kehrte zurück, woher sie gekommen war.«
»Drei Male unauslöschlicher Schande.«
»Er selbst war gestorben, aber er lebte.«
»Du berauscht dich an Rätseln.«
»Er führte die Revolution, aber er ging ins Exil.«
»Du warst zu lange bei unserem Volk zu Gast.«
»Er kehrte zurück, aber unter anderem Namen.«
»Seine Zweideutigkeiten färbten auf dich ab.«
»Er nahm den Namen dessen an, der ihn vertreten hatte.«
»Jetzt weiß ich, wen du meinst.«
Der
Weitere Kostenlose Bücher