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Brandeis: Ein Hiddensee-Krimi (German Edition)

Brandeis: Ein Hiddensee-Krimi (German Edition)

Titel: Brandeis: Ein Hiddensee-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Lautenbach , Johann Ebend
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Es kümmerte ihn schon lange nicht mehr, wenn sie aneinander vorbeiredeten. Er und sein Anwalt. Genau genommen, nicht mehr, seit klar geworden war, dass Willeke seine Zweifel nie wirklich überwunden hatte. Dass er trotzdem sein Bestes gegeben hatte, wollte Thiel gern glauben, auch wenn er keine Vergleichsmöglichkeiten hatte. Nicht wie Brunner zum Beispiel, der schon vier oder fünf Strafverteidiger verschlissen hatte und sie alle für Schnarchnasen hielt.
    Willeke jedenfalls war vor fünfzehn Jahren noch ein junger Spund gewesen, eben über dreißig und ganz heiß darauf, für Thiel das Beste herauszuholen. Nur geglaubt hatte er ihm nicht. Das wusste Thiel, obwohl es nie ausgesprochen worden war.
    Kein Geständnis, keine Reue. Keine Bereitschaft, sich mit der Tat auseinanderzusetzen. Deswegen saß einer wie Thiel seine Strafe bis zum letzten Tag ab, auch wenn sich sein Verteidiger die Beine ausriss.
    »Sie können wirklich von Glück sagen, Thiel.« Willeke lehnte sich zurück. Hob die Augenbrauen und nickte langsam ein paar Mal, damit Thiel erkannte, wie gut er es hatte. »Die meisten Inhaftierten stehen bei der Entlassung vor dem Nichts. Dagegen ist Ihre Situation doch recht komfortabel. Den Brandschaden haben Sie aus der Portokasse bezahlt, wenn ich es mal so überspitzt formulieren darf, und Schmerzensgeld fiel nicht an, weil das Opfer tot und somit nicht versorgungsbedürftig war. Da blieb dann doch ein schönes Sümmchen übrig.«
    Klar, dachte Thiel, die Geliebte ist tot, man sitzt fast sein halbes Leben im Knast, den Vater trifft der Schlag und die Mutter krepiert im Krankenhaus an Krebs. Wie undankbar, da nicht von Glück zu sprechen.
    »So gesehen schon«, sagte er trotzdem. Schließlich war ihm tatsächlich einiges geblieben. Das Haus, eine der Wiesen hinterm Deich und wenigstens so viel Bares, dass er fürs Erste über die Runden kam. Alles andere würde man sehen, wenn es so weit war.
    »Bleibt es denn dabei, dass Sie zurück auf die Insel wollen?«
    »Wo sollte ich sonst hin?«
    »Das müssen natürlich Sie selbst entscheiden. Ich frage mich nur, ob Sie da richtig sind. Ob Sie in einer Stadt nicht besser aufgehoben wären. Wismar oder Lübeck oder noch eine Nummer größer. Hamburg zum Beispiel. Möglicherweise könnten Sie dort sogar in Ihrem Beruf arbeiten.«
    »Kochen kann ich auch auf Hiddensee.«
    »Ich dachte eher an den Schiffsbau. Das war doch …«
    »Kann man vergessen«, unterbrach Thiel ihn. »Angenommen, auf den Werften werden überhaupt noch Leute gesucht, dann bestimmt keine, die vor zwanzig Jahren das letzte Mal einen Schiffsrumpf von unten gesehen haben.«
    »Da mögen Sie Recht haben«, räumte Willeke ein. »Ich weiß nur nicht, ob Hiddensee wirklich der richtige Ort ist, um wieder Fuß zu fassen.«

2
    Sein letzter Tag kam quälend langsam und zugleich viel zu schnell, je nachdem, ob Thiel die Freiheit herbeisehnte oder sie fürchtete. Das konnte von einer Stunde zur anderen wechseln und verwirrte ihn mehr, als er sich eingestehen wollte.
    Scheiß drauf, dachte er und begann, seinen Nachlass zu regeln, wie Brunner feixte, als er Thiels Kassettenrekorder entgegennahm. Die Lautsprecher kratzten erbärmlich, aber der Motor lief noch rund und ergänzte Brunners Ersatzteillager für Tätowiergeräte aller Art.
    Seinen Fernseher reichte er an den Jungen in der 36 weiter, der ihn an sich selbst erinnerte. Gerade mal zwanzig, mindestens neun Jahre vor sich und immer kurz vorm Überschnappen. Möglich, dass die Glotze ihm half. Wenn nicht, zerschmetterte er sie eben an der Wand. Auch das konnte guttun.
    Und dann passierte alles zum letzten Mal. Mittags-und Abendkost. Einschluss. Wecken und Lebendkontrolle.
    Um Viertel nach neun öffnete sich die Tür am Haupteingang und entließ Heiner Thiel in einen unfreundlichen, diesigen Tag. Die Nacht war mild gewesen.
Gegen Morgen war Nebel aufgezogen und hing in feinen Tropfen noch immer in der Luft. Thiel schloss den Reißverschluss seiner Jacke, hob den Koffer auf und machte sich auf den Weg in die Freiheit.
    In einer halben Stunde hielt der Vormittagsbus unten an der Straße. Kurz vor halb elf würde er am Bahnhof und mit seinem Gepäck nicht mehr verdächtig sein. Nur noch ein Reisender, über dessen Woher und Wohin sich niemand Gedanken machte. Bis dahin musste er wohl oder übel die Blicke der anderen Fahrgäste ertragen. Von einem, der hier einstieg und mit seinem Koffer den Gang versperrte, hatten sie ihre ganz spezielle Meinung.
    Als Thiel

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