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Brandeis: Ein Hiddensee-Krimi (German Edition)

Brandeis: Ein Hiddensee-Krimi (German Edition)

Titel: Brandeis: Ein Hiddensee-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Lautenbach , Johann Ebend
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einer Hand hielt Rohrbach die altersfleckigen Spinnenfinger in Schach, mit der anderen legte er den Schal um den faltigen Hals.
    »Den nicht! Der kratzt!« Die Spinnenfinger hatten sich befreit und rissen den Schal herunter.
    Also die ganze Prozedur von vorn. Diesmal den Knoten schneller machen, damit das Ding blieb, wo es war.
    Einfach zuziehen, schoss es ihm durch den Kopf. Zuziehen und so lange festhalten, bis der Alte ausgeröchelt hatte.
    »Der hat dich noch nie gekratzt, Vater.«
    Doppelknoten. Schluss der Debatte.
    »Um halb vier gibt’s Kaffee!« Schon vor langer Zeit hatte sich der Befehlston in Sabines Sätzen ausgebreitet wie Schimmel in einer nassen Wand.
    Gutes Bild, dachte er und war unerwartet zufrieden. In der Wand zwischen uns sitzt Schimmel, breitet sich aus und stinkt muffig.
    Es gab jeden Tag um halb vier Kaffee.
    Rohrbach steckte das Plaid neben den Beinen des Alten fest, öffnete die Tür und schob den Rollstuhl hinaus in die Kälte.
    »Ich weiß, was du getan hast!« Die erhobene Hand des Alten wackelte hin und her.
    Ahnungsvoll. Ich weiß, was du vorhast. Ich weiß, was du treibst. Glaub ja nicht, du kannst mir was vormachen.
    Drohend. Pass bloß auf, Bürschchen! Gnade dir Gott, wenn ich dich erwische!
    So lange er denken konnte, gab es etwas, bei dem er erwischt werden konnte.
    Wobei diesmal?
    »Du hast mir mein Geld gestohlen. Jawohl. Ich weiß es genau.«
    »Ach, Vater.«
    Wann hatte er begonnen, den Alten zu hassen?
    Irgendwann vor langer Zeit waren Angst und Wut zusammengeflossen und hatten ihn mit dunklem, stummem Hass ausgefüllt.
    »Pass doch auf, wo du hinfährst!« Der Alte hob die Füße, als wollte er aussteigen.
    Ein Fremder trat in den Schnee am Wegrand. Nickte zum Gruß und ließ sie an sich vorbeigehen. So dicht, dass Rohrbach ihn sofort erkannte. Trotz der tief in die Stirn gezogenen Wollmütze. Trotz der Spuren, die das Gesicht in all der Zeit verändert hatten.
    Thiel.
    Rohrbach umklammerte die Rollstuhlgriffe. Holte tief Luft und sagte dann doch nichts.
    Nur einen Augenblick zögerte Thiel, dann wandte er sich ab, überquerte die Straße und verschwand in der Fischerklause .
    Rohrbach sah ihm nach. Wie gelähmt und so lange, bis der Alte ihn aufschreckte.
    Ich weiß, was du getan hast.
     
    Thiel schob die Speisekarte beiseite. Kein Essen, nur Bier und Doppelkorn und gleich dasselbe nochmal. Damit der Druck von der Brust verschwand und das Herz langsamer schlug.
    Von seinem Platz hatte er die Straße rund um die Kirche im Blick, auf der die beiden mit dem Rollstuhl sich abmühten. Soweit er sich erinnerte, hatte er den Alten noch nie gesehen. Der Jüngere war Rohrbach. Thomas Rohrbach, der sich eben erschrocken hatte, als wäre er einem Wiedergänger begegnet.
    So ist es ja nun auch nicht, dachte Thiel. Ich war im Knast, nicht unter der Erde. Das ist dann doch ein Unterschied.
    Er wischte sich mit der Hand über das Gesicht und bestellte noch einen Korn. Als er wieder hinaussah, waren Rohrbach und der Alte verschwunden.
    Thiel stand auf, zahlte und ging.
    Die Frau hinterm Tresen hatte kein überflüssiges Wort mit ihm gewechselt.
     
    »Er war’s, oder?« Baring hatte die Jacke nur aufgeknöpft, nicht ausgezogen. Er roch nach Schnee und Kälte.
    »Ich glaube, ja.« Rohrbach goss Kaffee ein und sah Baring nicht an.
    »Darf man erfahren, von wem die Rede ist?« Die Stimme seiner Frau klang scharf.
    Ein Ton, als ob sie vor ihrer Klasse steht, dachte Rohrbach. Und ich gebe brav Antwort. »Er meint
Thiel. Heiner Thiel. Den von damals.«
    »Ich wusste es!« Der Alte kreischte und spuckte Kekskrümel über den Tisch. »Ich hab’s immer schon gewusst! Wo ist mein Tee? Ich will endlich Tee!«
    »Er steht vor dir, Vater.« Die Tasse klirrte leise, als Rohrbach sie dem Alten zuschob.
    »Was soll das heißen: Du glaubst, dass es Thiel war? Er hat doch direkt vor deiner Nase gestanden!«, entrüstete sich Baring.
    »Vielleicht, weil ich ihn vor fünfzehn Jahren das letzte Mal gesehen habe?« Es klang gereizter, als Rohrbach beabsichtigt hatte.
    Sabine zog die Augenbrauen hoch, die rechte etwas mehr als die linke. »Und was wollte er?«
    »Woher soll ich das wissen? Er hat’s mir nicht verraten.«
    »Wenn das deine Mutter wüsste!« Der Tee drohte überzuschwappen, als der Alte die Tasse absetzte, um mit dem Finger auf seinen Sohn zu zeigen. »Nichts als Ärger hat man mit dir. Nichts als Ärger!«
    »Auf jeden Fall ist es nicht in Ordnung, dass der hier aufkreuzt. Wir sollten was

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