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Brandfährte (German Edition)

Brandfährte (German Edition)

Titel: Brandfährte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Gerdts
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vorstellen. Schon die zeitlich begrenzte Trennung von seiner Tochter fiel ihm schwer. Doch der Gedanke, er würde abends in sein dunkles Bauernhaus im Moor zurückkehren und Ira wäre nicht mehr da, war ihm schier unerträglich.
    Rüttger winkte der Frau am Präsidiumstor zu, und sofort hob sich die Schranke. Er ließ mehrere Fahrzeuge passieren und reihte sich dann auf die rechte Fahrspur der vielbefahrenen Straße ein. Steenhoff wollte die Zeit nutzen, um sich auf den Brandort einzustimmen.
    «Wer ist der Tote?»
    «Es ist eine Frau», entgegnete Rüttger. Plötzlich hatte Steenhoff wieder die Schlagzeile im
Weser Kurier
vor Augen: «Raucherin verbrannte im eigenen Bett».
    Sie hatten den Fall am Montag bei der Frühbesprechung im Präsidium kurz angerissen. Aber da alles nach einem Unglücksfall aussah, hatte Steenhoff sich nicht weiter damit beschäftigt. Rüttger räusperte sich laut, dann begann er die Details zusammenzufassen. «Sie hieß Maike Ahlers und war 31  Jahre alt. Sie lebte allein und arbeitete als Arzthelferin in einer großen orthopädischen Praxis in Horn. Sie selbst bewohnte eine kleine Zweizimmerwohnung in Findorff. Dort ist sie vor vier Tagen bei einem Brand in ihrem Schlafzimmer ums Leben gekommen.»
    «Hatte sie nicht geraucht und war dabei eingeschlafen?» Steenhoff hatte wieder den Zeitungsartikel der Polizeireporterin Andrea Voss vor Augen.
    Rüttger nickte. «Ja. Vieles spricht dafür, dass es sich um einen Unglücksfall handelt.»
    «Aber nicht alles», ergänzte Steenhoff und sah seinen Kollegen fragend an. Rüttger zuckte mit den Achseln und bog mit dem Fahrzeug in eine Straße hinter dem Bremer Hauptbahnhof ein. «Am liebsten wäre mir, dass du dir selber ein Bild machst, Frank.»
    Drei Minuten später parkte Rüttger das Fahrzeug in der Herbststraße. «Gut, dass gerade kein Freimarkt ist. Sonst hätten wir hier nirgendwo einen Parkplatz gefunden.»
    Trotzdem mussten sie in ihren roten Overalls noch knapp 50  Meter zu Fuß gehen, bis sie in dem eng bebauten Wohnviertel mit seinen winzigen Gärten und Höfen vor dem Wohnhaus von Maike Ahlers standen.
    «Wie viele Parteien wohnen hier?», fragte Steenhoff und schaute an der Fassade des zweistöckigen Hauses hoch.
    «Fünf. Eine Wohnung im oberen Stockwerk steht seit ein paar Wochen leer», antwortete Rüttger knapp.
    Ein von der Hitze zerplatztes Fenster im zweiten Stock war notdürftig mit einer Plane abgedeckt worden. Eine schwarze Rußfahne reichte bis zum Balkon des gelb gestrichenen Nachbarhauses, das unmittelbar an das Mietshaus grenzte.
    Rüttger zog einen Schlüssel aus der Tasche und öffnete die Haustür. Sofort schlug ihnen der Geruch von verbranntem Plastik und Holz entgegen. Jemand hatte im ersten Stock des Treppenhauses ein Fenster weit geöffnet. Doch Steenhoff wusste, dass der Brandgeruch dem Haus noch lange anhaften würde.
    Rüttger blieb im zweiten Stock vor der linken Eingangstür stehen. Auf dem Klingelknopf rechts neben der Tür sah Steenhoff zwei Namen: «Maike Ahlers und Tessa».
    «Du sagtest doch, die Frau lebte allein», wandte sich Steenhoff verwundert an Rüttger.
    «Tessa war ihre Katze.»
    «Ist die auch in den Flammen umgekommen?»
    «Wir haben das Tier noch nicht gefunden. Es ist anzunehmen, dass Maike Ahlers sie morgens rausgelassen hat, dann die Zeitung geholt hat und sich mit einer Zigarette wieder ins Bett gelegt hat.»
    Endlich hatte Rüttger den richtigen Schlüssel an dem Bund gefunden und öffnete die Tür.
    «Mein Gott! Stand die Feuerwehr stundenlang im Stau, oder sind die Flammen so spät bemerkt worden?» Entsetzt starrte Steenhoff in das Innere der Wohnung.
    «Im Einsatzbericht der Wehr stand, dass das Feuer bereits in voller Ausdehnung brannte, als sie am Einsatzort eintrafen», antwortete Rüttger. «Aber du hast recht. Die Wohnung ist sehr stark zerstört.»
    Beide Männer blieben im Eingang stehen und betrachteten stumm den schmalen Flur, der einer dunklen Höhle glich. Langsam ging Steenhoff bis zum Badezimmer, das rechts vom Flur lag. Braune Schlieren an den Wänden und der nasse Boden unter seinen Schuhen zeugten von den Löscharbeiten der Feuerwehr. Vorsichtig stieß er die Tür auf. Lange schwarze Fäden hingen von den Wänden. Über dem einst weißen Waschbecken lag eine feine schwarze Schicht. Ein heruntergezogenes Rollo ließ nur am Rand etwas Tageslicht herein. Ansonsten wirkte das kleine Bad unversehrt. Lippenstifte und eine elektrische Zahnbürste standen noch auf einer

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