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Brandfährte (German Edition)

Brandfährte (German Edition)

Titel: Brandfährte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Gerdts
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zögerte einen Augenblick und sah Steenhoff dann direkt an. «Ich würde dir gerne einmal den Tatort, ich meine natürlich den Brandort, zeigen und deine Meinung dazu hören.»
    «Du weißt, dass ich von Brandursachenermittlung herzlich wenig verstehe», wandte Steenhoff ein.
    Rüttger nickte. «Ja. Ich weiß. Aber dafür verstehst du viel von Tötungsdelikten.»
    Steenhoff sah ihn fragend an. «Du glaubst, dass der Brand nur gelegt wurde, um ein Verbrechen zu verdecken?»
    Rüttger zuckte mit den Achseln. «Kann sein, dass ich mich täusche und Bormann recht hat, aber es gibt da ein paar Dinge, die ich dir gerne zeigen würde.»
    Steenhoff griff sich seine schwarze Lederjacke, die über der Stuhllehne hing, und nickte Rüttger zu.
    «Okay. Lass uns fahren.»
    «Jetzt?»
    «Ab übermorgen hab ich keine Zeit mehr. Da sitze ich in irgendwelchen mattgelb gestrichenen Hinterzimmern von Drogeriefilialen und warte auf unser Räuberduo. Lass uns lieber gleich fahren.»
    Rüttger stand erleichtert auf. Im Hinausgehen drehte er sich noch einmal um. «Danke für den köstlichen Tee, Navideh.»
     
    Rüttgers Tasse war noch halb voll. Er hatte kaum etwas getrunken. Seufzend stand Petersen auf und goss den Rest in den Benjamini. Gierig sog die trockene Erde die Flüssigkeit auf. «Wenigstens du magst persischen Tee», murmelte Petersen.

5
    «Wir nehmen am besten unseren Tatortwagen», schlug Rüttger vor, während sie auf den Fahrstuhl warteten. «Da sind Overalls drin und Einmalanzüge. Wenn wir die nicht benutzen, riecht man abends, als hätte man den ganzen Tag am Lagerfeuer gestanden.»
    Er machte eine kleine Pause und fuhr fort: «Susanne hatte immer eine feine Nase. Sie hat jedes Mal gemerkt, wenn ich mich nicht umgezogen habe. Dann gab es abends Ärger.»
    Rüttger lachte bei der Erinnerung an seine verstorbene Frau leise auf und schüttelte den Kopf.
    «Warum lachst du?», fragte Steenhoff.
    «Wir hatten die Verabredung, dass ich die Arbeit nicht mit nach Hause bringe. Also keinen Ruß an der Hose und vor allem nicht diesen Geruch am ganzen Körper. Bei durchschnittlich vier Brandorten am Tag hatte ich anfangs nicht immer Lust, mich umzuziehen, und hab gedacht, ich könnte ab und an mogeln.»
    «Und?»
    «Eines Abends kam ich nach Hause, Susanne öffnete mir die Tür, tat zwei Atemzüge und drückte mir wortlos eine Zehnerkarte vom Unibad in die Hand. Dann stand ich wieder vor der Tür.» Steenhoff wusste nicht, wie er auf einen solchen Rauswurf nach einem langen Arbeitstag in Dreck und kaltem Rauch reagiert hätte. Aber da Rüttger offenbar gern an die Szene zurückdachte, quittierte er die Geschichte mit einem Lächeln.
    «Sie fehlt dir sehr, nicht wahr?» Steenhoff war die Frage in der scheinbaren Intimität des kleinen Fahrstuhls herausgerutscht. Sofort war es ihm unangenehm. Er wollte nicht aufdringlich sein. Aber Rüttger schien nichts dabei zu finden.
    «Ja. Sie fehlt mir. Um ehrlich zu sein, von Monat zu Monat wird es schlimmer. Ich bin früher immer gern nach Hause gekommen. Jetzt fürchte ich manchmal den Moment, in dem ich meine Tür aufschließe und diese Leere spüre.»
    Einen Augenblick schwiegen beide.
    Dann ergriff Rüttger erneut das Wort: «Weißt du, Frank, Susanne war für mich die Verbindung zur Realität. Zu den normalen Leuten, ohne Mord- und Totschlag. Sie lebte in einer komplett anderen Welt als wir. Weißt du, was ich meine?»
    Er sah Steenhoff direkt an.
    «Verbrechen sind auch real», erwiderte Steenhoff.
    «Ja, aber wir bewegen uns ausschließlich darin. Und deswegen ist es so wichtig, dass man auch noch andere Freunde hat als seine Kollegen und vor allem Hobbys, die mit alldem hier nichts zu tun haben.»
    «Was für ein Hobby hast du?», fragte Steenhoff.
    Rüttger schnaubte. «Ich habe keins. In all den Jahren hier beim 1 . K habe ich mir immer eingebildet, keine Zeit für so was zu haben.»
     
    Schweigend passierten sie das Gebäude, in dem die Kantine des Präsidiums untergebracht war, und gingen auf eine Halle zu, in der der Kleinbus der Brandermittler stand.
    Mit einem Ruck riss Rüttger die Bullitür auf und gab Steenhoff einen sauberen roten Overall.
    «Am besten ziehen wir uns gleich hier in der Halle um. Der Brandort liegt in Findorff. In anderthalb Stunden bist du wieder zurück im Büro.»
    Steenhoff war froh, dass sie das Thema wechselten. Während er Rüttger zugehört hatte, war ihm seine Familie in den Sinn gekommen. Er konnte sich ein Leben ohne Ira und Marie nicht

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