Brandfährte (German Edition)
Kaffee» heraus.
«Der ist doch nicht etwa für mich?» Steenhoff schaute sie verblüfft an.
«Ich kann ihn auch gerne an die Kollegen im Nachbarzimmer weiterreichen», sagte Petersen und grinste. Steenhoff schüttelte energisch den Kopf und nahm ihr das Päckchen aus der Hand. «Woher weißt du, dass ich diesen Kaffee so gern trinke?»
«Na ja, ab und an telefonierst du mit deiner Frau, und ich kann trotz dieses wuchernden Monsterbaumes zwischen uns nicht verhindern, gelegentlich mitzuhören. Neulich ging es um den angeblich besten Kaffee der Welt, den ‹Münchhausen Kaffee›. Ira hatte aber gerade vier Pfund fairgehandelten Kaffee aus dem Eine-Welt-Laden im Viertel geholt, und du warst wenig begeistert.» Steenhoff zuckte mit den Achseln. «Du hast recht. Was Kaffee betrifft, kann ich ziemlich anspruchsvoll sein.»
Petersen wollte etwas erwidern, als Steenhoffs Telefon klingelte. Nachdem er aufgelegt hatte, wirkte er zufrieden. «Das war Thorsten Marx vom MEK . Die werden uns ab Ende der Woche für zehn Tage drei Filialen abnehmen und sie observieren. Eine vierte Filiale übernehmen wir vom 1 . K.»
Ohne eine Antwort abzuwarten, ging er zur Tür. «Ich sage Bernd Tewes Bescheid, damit er uns seinen Segen gibt.»
«Aber es ist doch längst alles entschieden», sagte Petersen trocken.
«Stimmt.» Steenhoff lächelte verschmitzt und verschwand im Flur.
Als er eine Stunde später wiederkam, war seine gute Stimmung wie weggeblasen. Unter seinem Arm klemmte ein Aktenordner. Aufgebracht warf er die Unterlagen auf seinen Schreibtisch. «Tewes hat wohl Angst, dass wir mit einem Fall nicht ausgelastet sind. Ich soll mir jetzt auch noch den Kram hier von den Brandermittlern angucken.»
«Was für einen Kram?» Interessiert sah Petersen von ihrem Bildschirm auf.
«Ach, irgend so ein Brand, bei dem jemand mit einer Zigarette im Bett eingeschlafen ist.» Steenhoff schnaubte wütend.
«Und was ist mit der geplanten Observation und der Raubserie?»
«Na, die sollen wir natürlich weiter bearbeiten. Bei den Observationen sollen uns noch Wessel und Steffen Wagner unterstützen. Aber Tewes bat mich, doch mal einen ‹kurzen Blick› in die Akte zu werfen. Wenn nicht Rüttger den Fall als Sachbearbeiter in den Händen gehabt hätte und angeblich ebenfalls meine Meinung dazu hören wollte, hätte ich das glatt abgelehnt.»
Im selben Moment klopfte es, und Steenhoffs Kollege Manfred Rüttger aus der Brandermittlung stand in der Tür. Sein Blick fiel sofort auf den blauen Aktenordner auf Steenhoffs Schreibtisch. Rüttger wirkte verlegen.
«Ach, wie ich sehe, hat dir Tewes den Fall schon gegeben? Tut mir leid, Frank. Ich wollte mit dir sprechen, bevor dir der Chef noch mehr Arbeit aufbrummt.»
«Komm doch rein, Manfred», begrüßte Petersen ihn freundlich und rückte einen Stuhl von der Wand in die Mitte des Raums. Rüttger schenkte ihr einen dankbaren Blick und ließ sich schwer auf den Stuhl fallen.
‹Er hat zugenommen›, dachte Steenhoff. ‹Wahrscheinlich isst er zu unregelmäßig.› Anfang des Jahres war Rüttgers Frau nach einer Unterleibsoperation gestorben. Die Tochter studierte in Marburg, und Steenhoff wusste, dass Rüttger oft allein zu Hause war. Er mochte den etwas behäbig wirkenden Kollegen. Tatsächlich kannte er kaum jemanden, sich selber eingeschlossen, der an Zeugen so unvoreingenommen heranging wie Rüttger. Seine respektvolle Art anderen Menschen gegenüber hatte Rüttger schon oft bei schwierigen Vernehmungen geholfen.
Petersen bot dem Kollegen unterdessen die obligatorische Tasse Tee an, die Rüttger, ein eingefleischter Kaffeetrinker, zu Steenhoffs großem Erstaunen dankbar annahm.
‹Es tut ihm gut, ein wenig umsorgt zu werden›, stellte Steenhoff fest. Rüttger war jetzt 53 . Sechs Jahre älter als Steenhoff und schon Witwer.
Verstohlen beobachtete Steenhoff seinen langjährigen Kollegen. Über die Gewalttäter, die sie manchmal wochenlang jagten, wussten sie oft mehr als über die eigenen Kollegen. Steenhoff nahm sich vor, Rüttger in den nächsten Tagen zum Bier einzuladen. Doch jetzt interessierte ihn erst einmal, was der Brandermittler eigentlich von ihm wollte.
«Also, Manfred, was ist los?»
Rüttger stellte die Tasse Tee auf Petersens Schreibtisch ab und kam sofort zur Sache. «Frank, ich habe eine Brandleiche in Findorff, die mir keine Ruhe lässt. Bormann ist anderer Meinung und findet, ich stecke unnötig viel Zeit in den Fall. Vielleicht hat er recht, aber …» Er
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