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Brandfährte (German Edition)

Brandfährte (German Edition)

Titel: Brandfährte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Gerdts
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gläsernen Ablage unter dem Spiegel.
    Die nächste Tür, zwei Meter weiter, stand weit offen. Nur die Reste einer Federkernmatratze am Boden verrieten Steenhoff, dass er vor Maike Ahlers’ Schlafzimmer stand. Durch die Hitze war der Putz von der Decke abgeplatzt, und das Bett war stark zerstört. Knöchelhoch bedeckte der Brandschutt den Boden. An der rechten oberen Ecke der gusseisernen Gardinenstange hingen noch die Reste eines Vorhangs. Steenhoff hätte unmöglich sagen können, welche Farbe der Vorhang oder die Tapeten einst gehabt hatten. Alles schien ihm gleich schwarz und verkohlt.
    Er drehte sich zu Rüttger um, der direkt hinter ihm stand: «Und in diesem Zimmer war die Brand…?» Er suchte vergeblich nach dem passenden Wort.
    «Ja, die Brandausbruchsstelle war genau hier», sagte Rüttger. «Im Vergleich zu den anderen Räumen weist die Ecke in diesem Zimmer das tiefste Brandniveau auf.»
    Rüttger zeigte auf eine große schwarze Fläche an der Wand, wo früher das Bett gestanden hatte. «Hier siehst du auch den typischen Brandtrichter. Anhand der Brandnarben an den Möbeln im Flur und im Wohnzimmer kann man ablesen, wie das Feuer gelaufen ist.»
    Rüttger beschrieb mit der rechten Hand einen angedeuteten Halbbogen. «Jedes Feuer in einer Wohnung hinterlässt eine Brandfährte. Folgt man dieser Brandfährte, kommt man unweigerlich zum Brandherd, wo dann die eigentliche Spurensuche beginnen kann.»
    Für Steenhoff, der zuvor nie in der Brandsachermittlung gearbeitet hatte, sah alles gleich wüst aus. Rüttger und seine vier Kollegen halfen regelmäßig bei aufwendigen Ermittlungen in Kapitaldelikten aus. Andersherum war Hilfe jedoch kaum möglich, denn die Ermittlungen bei Brandschäden erforderten eine spezielle Ausbildung.
    Das Fenster in der Küche hatte der Hitze standgehalten und war gekippt. Steenhoff zog sich ein Paar Einmalhandschuhe über. Mit zwei Schritten war er beim Kühlschrank. «Darf ich?», fragte er Rüttger.
    «Klar. Bedien dich. Mein Tatort ist auch dein Tatort.»
    Steenhoff musste zuerst mit dem Fuß einen Haufen Schutt beiseiteschieben. Dann erst konnte er die Kühlschranktür öffnen. Irritiert stellte er fest, dass kaum etwas zu essen darin lag. Tatsächlich entdeckte er nur eine Dose Fisch und Katzenfutter.
    «War unser Opfer magersüchtig?»
    «Nicht dass ich wüsste», erwiderte Rüttger. «Warum?»
    «Hier ist nichts drin. Und du hattest doch gesagt, dass der Brand am Sonntagmorgen ausgebrochen ist. Die Fächer im Kühlschrank sind aber fast leer. Die Frau muss doch Lebensmittel fürs Wochenende eingekauft haben. Wo sind die?»
    «Ja. Du hast recht. Aber vielleicht gibt es dafür eine Erklärung. Maike Ahlers scheint gerne im Wohnzimmer gegessen zu haben.»
    Fragend sah Steenhoff seinen Kollegen an. Rüttger drehte sich wortlos um und ging in das gegenüberliegende Zimmer. Auch hier hatte das Feuer gewütet. Doch es waren noch einige Regale zu erkennen, die trotz schwerer Brandnarben weiter ihre Last trugen. Steenhoff erkannte einen durch die Hitze verbogenen Toaster auf einem der Regale sowie mehrere Teedosen. Auch im Wohnzimmer war das Fenster gekippt.
    «Habt ihr die Fenster geöffnet?», wandte er sich an Rüttger. Der schüttelte den Kopf.
    «Sowohl in der Küche als auch im Schlafzimmer und im Wohnzimmer waren die Fenster auf Kipp gestellt. Der Durchzug hat wahrscheinlich dafür gesorgt, dass das Feuer schnell größer wurde.»
    «Vielleicht wollte sie, bevor sie wieder eingeschlafen ist, ihre Wohnung einmal richtig lüften. Sie war ja schließlich Raucherin», wandte Steenhoff ein.
    «Ja, vielleicht», erwiderte Rüttger. Aber Steenhoff spürte seine Skepsis.
    «Okay. Lass mich einmal in Ruhe allein rumgehen. Mal sehen, ob mich dasselbe Gefühl beschleicht wie dich», schlug Steenhoff vor. Rüttger war einverstanden.
    Während sein Kollege das Regal und die halbverbrannten Kisten auf dem Fußboden zum wiederholten Male untersuchte, begann Steenhoff seinen Rundgang vom Wohnzimmer aus. Es fiel ihm schwer, sich in die Wohnung hineinzudenken. Zu viel war durch die Flammen und die Löscharbeiten zerstört worden und kaum wiederzuerkennen. Nach einer knappen halben Stunde hatte er sich einen ersten Eindruck verschafft. Nachdenklich kehrte Steenhoff ins Wohnzimmer zurück.
    «Es ist die Eingangstür, die dich misstrauisch macht. Habe ich recht?»
    Rüttgers Gesicht hellte sich auf.
    «Ja, hast du gesehen, dass die Tür eine Bandsicherung besitzt, einen Spion und eine stählerne

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