Brandhei
flammenden, dunkler werdenden Himmel, kam ihm nun zu weit, zu offen vor. Auf dem Ritt zurück zur Ranch konnte er das Gefühl nicht loswerden, sich im Visier eines Schützen zu befinden, deshalb ritt er ein wenig hinter Callie, verzweifelt bestrebt, ihr Rückendeckung zu geben, dafür zu sorgen, dass ihr nichts passierte. Nur dass das nicht in seiner Macht lag. Er war es nicht gewohnt, die Dinge nicht im Griff zu haben, und so wurde es ein verteufelt langer fünfzehnminütiger Ritt. Das Rückgrat juckte ihn die ganze Zeit.
Zwei Tage später reisten die Autorinnen ab, zum Glück ohne etwas von den zunehmend gewalttätigen Anschlägen mitbekommen zu haben. Doch schon am nächsten Tag wurden die nächsten Gäste erwartet, ein Familientreffen – sechzehn Personen, die aus allen Teilen des Landes anreisten.
Am liebsten hätte Jake ihnen abgesagt, womit sogar Callie einverstanden gewesen wäre, aber unglücklicherweise war mindestens die Hälfte der Gäste bereits unterwegs. Also hatten sie entschieden, sie kommen zu lassen.
Der Sheriff und ein paar seiner Männer hatten die Umgebung der Stelle abgesucht, von der die Schüsse abgefeuert worden waren. Sie hatten alle Farmarbeiter befragt und sämtliche Nachbarn. Sie hatten sich in der kleinen Stadt umgehört. Aber niemand wusste etwas.
Stattdessen rief Jakes Maklerin an: Die New Yorker
Millionärin, der die Vorstellung von Steuervergünstigungen und einem neuen Lebensstil gefiel, hatte ihm ein Angebot für die Ranch gemacht. Sie bot neunzig Prozent der geforderten Summe und war bereit, den Angestellten ein Jahr Weiterbeschäftigung zu garantieren.
Das war genau das, was er gewollt hatte. Es wäre dumm, nicht sofort zuzugreifen. Und doch zögerte er.
Er verstand sich selbst nicht. In knapp einer Woche musste er nach San Diego zurückkehren, um den ersten Ausbildungslehrgang zu leiten. Seine Schulter war so weit verheilt, dass er wünschte, er könnte wieder Brände bekämpfen, aber er wusste, dass es noch nicht reichte. Er konnte weder einen Schlauch halten noch schnell und geschickt eine Drehleiter hinaufsteigen. Außerdem konnte er kaum eine Personenrettung durchführen, ganz zu schweigen davon, dass er seine Ausrüstung für längere Zeit hätte tragen können.
Aber das war es eigentlich nicht, was ihn verunsicherte. Er war dabei, sich damit abzufinden, dass die Zeit der aktiven Brandbekämpfung für ihn vorbei war. Was ihn plötzlich störte, war die Vorstellung, die Ranch verlassen zu sollen. Er gab sich alle Mühe, sich einzureden, dass er Callie mit der Gefahr nicht alleinlassen wollte. Oder es läge an der neuen, anderen Beziehung, die er zu Tucker aufgebaut hatte, eine Beziehung, die für beide funktionierte.
Aber eigentlich wusste er, dass es weit mehr war. Er wusste nur nicht, was er jetzt tun sollte.
In der Nacht hatte es ein Gewitter gegeben, das alles klar und funkelnd zurückließ. Es wurde warm, fast heiß. Stone kam zurück, entspannt und viel glücklicher als vor seinem Aufbruch. Die neuen Gäste trafen ein und brachten den ersten Nachmittag damit zu, die anderen Teilnehmer des
Familientreffens neu kennen zu lernen. Sie stürzten sich mit Begeisterung auf die abendlichen Pflichten und verliebten sich in die Welpen; zwei wollten sogar einen mitnehmen.
Spätabends, als die Gäste sich in ihre Zimmer zurückgezogen hatten, stand Jake in der dunklen Frühlingsnacht im Hof, rastlos und voll innerer Unruhe.
»Wie geht’s dir inzwischen?«
Er drehte sich um. Callie stand da und schaute ihn an. »Besser«, sagte er, und sie lächelte.
Dann aber verschwand ihr Lächeln. »Du hast nur noch eine Woche«, sagte sie.
»Ich weiß.«
Sie schaute ihn lange prüfend an, als versuchte sie, zu einem Entschluss zu gelangen. »Es ist dir vielleicht nicht klar, aber es gibt ein paar Erfahrungen, die du hier draußen noch nicht gemacht hast.«
»Ach ja?« Plötzlich fühlte er sich etwas weniger rastlos und sehr viel weniger allein. Er legte die Hände auf ihre Hüften und zog sie an sich. »Welche denn?«
Sie hob die Angelruten, die sie in der Hand hielt.
Er lachte. »Das ist eindeutig nicht das, was ich mir vorgestellt hatte.«
»Hast du was gegen das Angeln?«
»Äh... nicht direkt.«
»Na, also.« Callie reichte ihm eine Angelrute. »Auf geht’s.«
Er wollte mit ihr über das Angebot für die Ranch reden, darüber, was er bei dem Gedanken empfand, sie verlassen zu müssen, aber als er ihr Gesicht sah, fragte er nur: »Und wohin?«
»Es ist
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