Brandhei
inne, als er es in den Bergen kurz aufblitzen sah. Er suchte den Horizont ab. »Hinter den Felsen dort drüben ist jemand.«
Plötzlich erschraken sie beide: Da, an dem Felsen auf der anderen Seite, war ein Schuss abgeprallt …
»Herrgott. Steig ab!« Jake sprang von Molly, zog Callie von Sierra runter, noch ehe sie sich bewegen konnte, und schob sie vor sich her. »Lauf zu den Felsen!«
»Die Pferde...«
»Mach schon!« Er stieß sie nochmals an, dann lief sie los. Es waren nur etwa drei Meter, aber es hätte auch ein offenes Fußballfeld sein können. Callie kribbelte die Haut bei jedem Schritt, sie nahm innerlich vorweg, dass eine Kugel sie jeden Augenblick treffen würde. Sie sprang hinter die Felsen und bückte sich, als über ihrem Kopf eine Kugel einschlug und Sand und Steine auf sie herabrieselten. Sie flitzte zur Seite, so weit sie konnte, und rechnete damit, dass auch Jake gleich hinter die Felsen springen würde.
Er hielt die Zügel beider Pferde und lief auf Callie zu, wobei er versuchte, die Pferde anzutreiben, ohne dass sie scheuten. Doch beim nächsten Schuss taten sie genau das:
Sierra bäumte sich auf, so dass ihm die Zügel aus der Hand gerissen wurden, und schlug mit den Hufen, Zentimeter von Jakes Kopf entfernt.
»Jake!« Callie setzte sich auf die Knie – und sah mit Entsetzen, wie Sierra gegen Molly stieß, dann bäumten sich beide Pferde auf, und Jake fiel rücklings zu Boden. Callie lief hinter dem Felsen hervor und stellte sich zwischen Jake und die Pferde. Reglos und stumm blieb sie stehen, während ihr das Herz bis zum Halse schlug, und besänftigte die beiden Pferde mit leiser Stimme.
»Callie, gottverdammtnochmal«, rief Jake und rappelte sich auf.
»Ganz ruhig«, sagte sie noch einmal leise zu den Pferden; mit jeder Sekunde geriet sie stärker ins Schwitzen, während sie darauf wartete, dass eine Kugel sie traf, doch nichts geschah. Im selben Augenblick, da Sierras Hufe den Boden berührten, packte Jake ihre Zügel und warf sie ihr zu, dann packte er Mollys Zügel. Dann gingen sie alle um die Felsen herum. Sie standen da, vor Schreck schwer atmend, und starrten einander an. Jake hielt ihr Mollys Zügel hin. »Bleib hier.«
»Wohin gehst du?«
»Nachschauen, wer zum Teufel uns abknallen will.«
»Jake, nein.«
Aber er war schon weg.
21
Jake war kein Spurenleser, jedenfalls nicht hier draußen; zudem war die Sonne fast verschwunden, verdeckt von dunklen, schweren Wolken. Die schroffen Canyons lagen weit
offen vor ihm, in völliger, unheimlicher Stille. Verdammt, was würde er nicht für sein Handy und eine ganze Abteilung Polizisten geben, die die Gegend durchkämmten.
Wer auch immer auf sie geschossen hatte, war jetzt fort, das wusste er. Er untersuchte die Stelle, wo sie die Kugel hatten aufprallen hören, und entdeckte etwas Interessantes. Vom Standpunkt des Schützen aus war die Entfernung nicht besonders groß, höchstens dreißig Meter.
Und doch waren sie nicht getroffen worden. Also entweder zielte der Schütze miserabel …
Oder er hatte sie gar nicht treffen wollen .
Etwas schimmerte auf dem Boden. Er hob es auf. Eine winzige runde Metallkugel. Munition für ein Luftgewehr.
Callie kam um den Felsen herum. »Was hast du da?«
Er öffnete die Hand und zeigte es ihr.
»Ein Luftgewehr?« Sie war ebenso verblüfft wie er. »Aber ein Treffer mit einem Luftgewehr hätte uns nicht umgebracht.«
»Es hätte höllisch wehgetan, aber uns nicht umgebracht. Die Pferde auch nicht.«
Ihre Blicke trafen sich, aber das zu wissen schien Callie nicht zu beruhigen. »Wer zum Teufel...?« Sie schloss die Augen und schüttelte den Kopf. »Egal. Es hat funktioniert«, flüsterte sie. »Ich erkläre hiermit offiziell, dass er mir Angst eingejagt hat.«
Er stopfte die Kugel in die Tasche und nahm Callie in die Arme. Ihre Körper passten zueinander, als wären sie füreinander geschaffen. Jake vergrub das Gesicht in ihrem Haar und gönnte sich den Luxus, sie einen langen Augenblick festzuhalten, während sein Herz sich bei dem Gedanken zusammenkrampfte, was ihr hier draußen hätte geschehen können, wenn sie allein gewesen wäre. »Wir sollten zurückreiten.«
»O mein Gott, du hast Recht. Er könnte es als Nächstes dort versuchen.« Sie griff nach ihrem Funkgerät und warnte die Ranch. Kurz darauf saß sie im Sattel. »Beeil dich, Jake.«
Das musste sie ihm nicht zweimal sagen. Die Landschaft, die ihm eben noch so schön erschienen war mit den klaffenden Canyons vor dem
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