Brandhei
wie eine Eule. »Ich geh jetzt ins Bett. Allein.«
»Ich begleite dich.«
»Ich werde dich nicht hineinbitten.«
»Ich weiß.«
Wieder blinzelte sie. »Macht dich das nicht... sauer?«
»Nein.«
»Enttäuscht?«
»Hey, ich habe dich eben geküsst, und du hast mir keine runtergehauen. Das ist Fortschritt genug für einen Abend.«
Sie starrte ihn nur an. »Du bist ja verrückt.«
Er streckte die Hand aus, wartete.
Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Die Verrückte bin wohl ich.« Und damit nahm sie seine Hand.
Als Callie aufwachte, schien ein herrlicher Sonnenaufgang durch ihr Fenster. Sie hatte den Wecker nicht gestellt, weil sie wusste, dass Eddie und die Gäste erst im Laufe des Vormittags zurückkommen würden. Das bedeutete, dass sie mit dem Aufstehen bis sechs warten konnte, statt um fünf aufzustehen, denn die Hälfte der Pferde war ja nicht auf der Ranch, was die morgendlichen Routinearbeiten erheblich verkürzte.
Ihr Körper fühlte sich ganz erstaunlich an, allerdings dauerte es eine Zeit lang, bis sie dahinterkam, warum. Jake hatte sich um sie geschlungen, als wäre er ihre persönliche Bettdecke.
Sie setzte sich auf und schlang die Arme um die Knie. Ohne aufzuwachen, wälzte sich Jake auf den Bauch, wodurch er mit seinem Körper, den sie nie müde wurde anzuschauen, das ganze Bett mit Beschlag belegte. Wieso fühlte sie sich eigentlich von seinem sexy Grinsen so sehr angezogen? Oder von der Art, wie er sie tief im Inneren mit nur einem einzigen Blick aus seinen grauen Augen berührte? Letzte Nacht glaubte sie, sie wäre völlig beherrscht gewesen, aber er musste sie nur gegen einen Baum drücken, und schon hatte sie alle Hemmungen fallen lassen.
Sie wandte den Blick von ihm ab und schaute dem Sonnenaufgang vor ihrem Fenster zu. Sierra ging vorbei, schlenderte einfach so vorüber. Kein Halfter, kein Sattel, ganz lässig. Callie sprang aus dem Bett und lief ans Fenster.
»Was ist?« Jake setzte sich kerzengerade auf, noch ganz benommen.
»Die Pferde. Jemand hat sie aus der Koppel und aus den
Boxen rausgelassen.« Fluchend wirbelte sie herum und begann sich anzuziehen.
Jake war schon vorher oft wütend gewesen, erst kürzlich an dem Tag, als ihm klar wurde, dass der kleine Billy ihn ruinieren wollte. Aber dieser Zorn war vergangen, denn er konnte ja eine solche Wut nicht gegen ein Kind aufrechterhalten, das zweifellos von den Erwachsenen seiner Umgebung manipuliert wurde. Inzwischen empfand er nur noch Mitleid für Billy.
Doch irgendwer hatte mit Absicht elf Pferde in Gefahr gebracht, alles im Namen eines weiteren Streiches, und das regte ihn auf. Er schritt zu dem großen Braunen, der früher seinem Vater gehört hatte. Moe stand auf dem Rasen und graste, und nicht mal Goose besaß den Mumm, diesen großen, üblen Burschen zu verscheuchen. Jake hielt ein Halfter in der Hand und wusste auch, wie man es benutzte, aber verdammt noch mal, er würde lieber die Wand eines brennenden Gebäudes emporklettern. »Na, was würdest du dazu sagen, wenn wir dich in deine hübsche Box zurückbrächten?«
Ohne ihn anzuschauen, tanzte Moe zur Seite, von ihm weg.
Jake seufzte, schmerzlich bewusst, dass Callie auf der anderen Seite des Hofes stand und drei Pferde einfing, während er eines einzufangen versuchte. »Na, mach schon. Du musst nur den Kopf in dieses Ding stecken, dann bringe ich dich zurück nach Hause. Na, was hältst du davon?«
Moe schnaubte und trottete wieder davon.
»Er sagt, dass du ihn drängelst.« Tucker riss Jake das Halfter aus der Hand, ging geradewegs auf Moe zu, legte ihm das Halfter an und wich ihm dabei gekonnt aus, als
er nach Jake schnappte. »Hör auf damit, Moe. Du versuchst doch nur, ihm Angst einzujagen.« Er blickte sich um, als der Sheriff die Zufahrt heraufgefahren kam. »Jetzt, wo du den Sheriff angerufen hast, wirst du noch mehr Schwierigkeiten haben zu verkaufen.«
»Ich weiß nicht, was ich sonst tun soll.« Jake sorgte dafür, dass er einen Sicherheitsabstand zu Moe hielt. »Die Sache muss aufhören.«
Tucker nickte und führte Moe davon, blieb dann aber stehen. »Du weißt, es gibt nicht viele Verdächtige, oder? Eigentlich nur uns.«
»Ich hoffe verdammt stark, dass wir jemand anderen finden. Einen Nachbarn, einen Jungen aus der Nachbarschaft, irgendjemanden.«
»Ja.« Tucker streichelte Moes Gesicht, der vor Vergnügen schnaubte und dabei lieb und freundlich aussah.
Jake seufzte nur.
»Sieh mal«, sagte Tucker. »Ich weiß, ich nerve dich meistens,
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