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Brandhei

Brandhei

Titel: Brandhei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shalvis Jill
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eine komische Sache mit dem Angeln. Man braucht Wasser.«

    »Du meinst den Fluss?«
    »Na, meine Dusche meinte ich jedenfalls nicht.«
    »Ich weiß nicht, ob das eine so gute Idee ist.«
    »Heute wird da draußen niemand auf uns schießen, Jake. Hör zu, ich hab nicht vor, ständig ängstlich, fertig mit den Nerven und mies gelaunt zu sein. Ich will so leben, wie ich leben will, und jetzt, wo so vieles sich verändert...« Sie deutete mit der Angel auf ihn, als er den Mund aufmachte. »Ja, ich weiß, man kann Veränderungen nicht aufhalten, aber ich kann verdammt noch mal mein Schicksal selbst in die Hand nehmen. Und heute Abend ist sozusagen mein Schicksal, im Mondlicht zu angeln. Das ist ja wohl nicht zuviel verlangt. Also.« Sie holte tief Luft. »Ja oder nein?«
    »Ja. Zu allem, was du willst.«
    »Na, wenn das kein gefährliches Versprechen ist.« Sie führte ihn am Heuschober vorbei und wandte sich nach rechts, auf den ersten niedrigen felsigen Hügel hinter der Koppel zu.
    »Keine Pferde?«
    »Ich möchte laufen.«
    Also gingen sie zu Fuß. Der Weg wurde von einem fantastisch schönen Himmel erleuchtet, der so nah und hell schien, dass Jake am liebsten die Hand ausgestreckt und einen Stern ergriffen hätte. Bald kamen sie auf den Weg, den er jetzt schon so oft entlanggeritten war, dass er genau wusste, wo der Fluss, der parallel verlief, einen Bogen machte.
    Sie gingen Seite an Seite durch den warmen Abend, ihre Finger berührten sich. Er nahm Callies Hand und lächelte sie an. »Hast du mich hier rausgelockt, um dich mit mir zu amüsieren?«
    Sie musterte ihn kritisch. »Ach, ich weiß nicht. Es ist dreckig, und der Boden ist so hart. Und erst die Insekten.«

    Er lachte. »Diese Beschwerden habe ich schon lange nicht mehr vorgebracht.«
    »Hast du schon mal nackt gebadet?«
    »O ja.« Er seufzte lustvoll bei der Erinnerung. »Ich und Emma Peters. Das war schön.« Er lachte, als Callie ihm ihre Hand entriss, und ergriff sie erneut. »Wir waren dreizehn.«
    Sie war etwas besänftigt, warf ihm aber trotzdem einen kühlen Blick zu und schlug den Pfad hinunter zum Fluss ein. »Ich bin keine dreizehn.«
    »Dafür werde ich ewig dankbar sein.« Sie setzten sich hin, umgeben von felsigen Hügeln und Buschwerk, völlig isoliert und allein, und doch verspürte er im Gegensatz zum letzen Mal, als sie hier draußen gewesen waren, keine Gefahr. Eigentlich empfand er genau das Gegenteil. Dieses Land, das ihm oft so seltsam, öde und außerirdisch vorgekommen war, schien jetzt so gut zu ihm zu passen wie die Frau neben ihm.
    Sie zog einen kleinen Behälter mit Ködern aus der Tasche und befestigte einen am Haken. Der Geruch trieb ihm die Tränen in die Augen. »Schatz«, sagte sie, übernahm die Aufgabe für ihn und wusch sich dann die Hände im Wasser ab. Sie steckte die Angel in die feuchte, weiche Erde, so dass sie sie mit den Knien festhalten konnte, legte sich auf den Boden und schaute zum Himmel hinauf.
    Er folgte ihrem Beispiel. So blieben sie lange Zeit. Ihre Körper berührten sich, die Nacht umgab sie, und Frieden erfüllte ihn, ein warmer, besänftigender, milder Frieden. Fast erschreckt wandte er den Kopf und stellte fest, dass sie ihn ansah.
    Sie drehte sich auf die Seite und stützte ihren Kopf auf die Hand. »Was ist los?«
    Er drehte sich ebenfalls auf die Seite und wusste, dass er
gerade die Wahrheit erkannt hatte. Er war dabei, sich in diese erstaunliche, so ganz andere Landschaft zu verlieben. In die Ranch und die Menschen darauf. Und er war drauf und dran, sich in die Frau vor ihm zu verlieben. Das reichte aus, ihn einen Augenblick lang sprachlos zu machen; das Blut dröhnte ihm in den Ohren, und er bekam ganz weiche Knie.
    »Jake?«
    Er wollte gerade den Kopf schütteln – merkte sie denn nicht, dass er gerade eine Art Herzanfall hatte? -, aber sie beugte sich vor und küsste ihn sanft auf die Lippen. »Ist dir gerade nicht nach Reden zumute?«, sagte sie leise. »Macht nichts. Mir fallen da noch andere Dinge ein, mit denen wir uns die Zeit vertreiben können.« Sie legte die Angelruten zur Seite und glitt in seine Arme. Er hielt sie fest, als wäre sie sein Rettungsanker. Denn ebendies war sie.
     
    Redend und lächelnd gingen sie zurück, und zumindest Callie war viel entspannter als vorher und froh, dass sie sich im Mondlicht am Fluss an Jake herangemacht hatte. Ihre Kleidung war zwar ein wenig zerknittert, und sie hatte mit Sicherheit an manchen Stellen Sand vom Flussufer, wo eindeutig keiner

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