Brandhei
war eine ebenso große Erleichterung wie auch ein herber Schlag für ihr Selbstbewusstsein, aber Callie entschloss sich, Ersterem größere Bedeutung einzuräumen.
Am Morgen, als die Cheerleader ihren letzten vollen Tag auf der Ranch verbrachten, erschien Michael, mit Donuts, und fand sie allein in ihrem Büro. »Ein bisschen Nervennahrung?«
»Bitte.«
Er wartete, bis sie den Karton genommen und sich überlegte hatte, auf welchen Donut ihre Wahl fiel. »Wir sind schon so lange Freunde«, sagte er.
Lächelnd entschied sich Callie für einen traditionellen Donut mit Glasur. Sie tat einen Bissen und umarmte Michael. »So lange, dass ich mich gar nicht erinnern kann, wie das Leben vor unserer Freundschaft war.«
Als er sich aus der Umarmung löste, blickten seine Augen sehr ernst. »Hoffentlich meinst du das auch.«
»Natürlich. Gehst du reiten?«
»Gleich. Callie, ich darf dir doch sagen, was ich denke, selbst wenn es dich verletzen könnte, ja?«
Ihr Lächeln erstarb. »Absolut. Es sei denn, du wiederholst dich und sagst mir, dass ich zuviel von mir in die Ranch investiere.«
»Na ja...«
Der Donut blieb ihr im Halse stecken, sie stellte den Karton auf den Tisch. »Ich glaube nicht, dass ich das hören möchte.«
»Als Richard noch lebte, hat die Arbeit auf der Ranch dich nicht so aufgefressen. Du warst glücklich, einfach weil du hier arbeiten konntest. Du hattest mehr Zeit für dich. Für mich.«
»Ach, Michael.« Sie wischte sich die Finger sauber und legte ihre Hand auf seine.
»Du fehlst mir, Callie.«
Michael war ihr erster richtiger Freund gewesen, der Erste, der sie kannte und ihr liebevoll zugetan war. Er war für sie da gewesen während ihrer Ehe mit Matt Lowell und während ihrer Scheidung. Er war da gewesen nach Richards Tod. Sie ging davon aus, dass er immer da sein würde. »Alles ist genauso, wie es immer war.«
»Alles, ja. Aber nicht du. Du gibst alles für Blue Flame, dein Herz und deine Seele, alles. Du hast nichts übrig für etwas anderes. Oder jemand anderen.«
»Die Ranch ist mein Zuhause.«
»Sie ist dein Job. Nicht dein Leben, Callie.«
»Sie ist mehr als ein Job für mich.«
»Weil du glaubst, du hättest nichts anderes.« Er umfasste ihr Gesicht mit beiden Händen. »Aber das stimmt nicht, du hast viel. Du musst dich nur umschauen und es sehen. Mich sehen.«
»Michael...« Sie wusste nicht, wie sie es ihm erklären sollte. Sie wollte ihn nicht kränken. Sie liebte ihn. »Ich kann Blue Flame lieben und meine ganze Kraft hineinstecken und trotzdem das Leben führen, das ich führen möchte. Ich lebe es.«
»Ja, aber um welchen Preis.«
»Um gar keinen Preis.« Sie legte die Hände auf seine Handgelenke, weil sie unbedingt wollte, dass er sie verstand. »Ich dachte, du wüsstest, wie viel mir Blue Flame bedeutet.«
»Das weiß ich, aber du zahlst einen zu hohen Preis. Du verlierst dein Glück.« Er hob die Hände aus ihren, schüttelte den Kopf und trat einen Schritt zurück. »Und mich.«
»Nein, das stimmt nicht.« Als er sie nur ansah, mit einer so ernsten Miene, schnaubte sie verächtlich und hob den Finger. »Du erlaubst mir nicht zu wählen.«
»Du hast bereits gewählt.«
»Michael …«
Er trat wieder auf sie zu, legte nochmals die Hände auf ihre und zog sie wieder an sich. Sie rechnete mit einer Umarmung und war deshalb schockiert, als er ihr einen festen Kuss auf den Mund gab.
Mit aller Kraft versuchte sie, etwas zu empfinden, irgendetwas.
Sie sah ihn an und erkannte plötzlich, was er für sie empfand, es stand ihm ins Gesicht geschrieben. Und da traten ihr Tränen in die Augen.
Er schloss die Augen. »Du hast nichts gespürt. Nicht einmal ein Kitzeln.«
Es brach ihr das Herz. »Nicht gar nichts«, flüsterte sie. »Aber... nicht, was du gefühlt hast.« Und keine Erregung. »Herrje, Michael. Ich...«
»Gräm dich nicht wegen etwas, was du mir nicht geben musst.« Er schaute sie einen langen Augenblick an, ließ den Blick über ihr Gesicht wandern, dann verließ er das Zimmer.
Callie konnte Michaels Gesichtsausdruck einfach nicht aus ihrem Kopf bekommen. Sie grämte sich deswegen sehr lange, bis am späten Nachmittag etwas passierte, was sie ablenkte. Sie stand in der Küche und ging die Einkaufsliste durch, mit der Amy in die Stadt fahren sollte. Sie wollten gemeinsam mit den Cheerleadern ein großes Barbecue veranstalten und benötigten noch einige Zutaten dafür.
»Zutaten für S’mores?«, fragte Amy.
»Natürlich. Hier…« Callie warf
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