Brandherd
nichts mehr übrig. Nichts, was sie noch tun könnten, um sie seelisch fertig zu machen.«
»Kay, hier geht es um weit mehr als nur um das FBI«, sagte er und klang resigniert.
»Benton, fang nicht wieder an ...« Ich konnte nicht zu Ende sprechen.
Er lehnte in der Tür, die zu meinem Wohnzimmer führte, dem großen Zimmer, in dem ein Feuer im Kamin brannte, denn es war an diesem Tag nicht wärmer als 16 Grad geworden. Sein Blick war gequält. Er mochte es nicht, wenn ich so mit ihm redete, und es drängte ihn nicht, in die Abgründe seiner eigenen Seele zu blicken. Es widerstrebte ihm, sich auszumalen, zu welchen Bösartigkeiten Carrie imstande wäre, und selbstverständlich sorgte er sich auch um mich. Ich würde in Carries Prozess als Zeugin vorgeladen werden. Ich war Lucys Tante. Vermutlich würde meine Glaubwürdigkeit als Zeugin angezweifelt, meine Aussage wertlos und mein Ruf ruiniert sein.
»Lass uns heute Abend essen gehen«, schlug Benton in freundlicherem Ton vor. »Wo möchtest du hingehen? Ins >La Petite Oder Bier und Barbecue bei >Benny's«
»Ich taue irgendwas auf.« Ich wischte mir die Augen. Die Stimme versagte mir. »Ich bin nicht sehr hungrig.
Du?«
»Komm mal her«, sagte er liebevoll.
Ich fiel in seine Arme, und er drückte mich an seine Brust. Er schmeckte salzig, als wir uns küssten, und wie immer überraschte mich die geschmeidige Festigkeit seines Körpers. Ich lehnte den Kopf an seine Brust, und mein Haar verhakte sich in seinen Bartstoppeln, die so weiß waren wie der Strand, den ich diese Woche nicht sehen würde. Keine langen Spaziergänge im nassen Sand und keine langen Gespräche beim Abendessen im »La Polla« oder »Charlie«.
»Ich glaube, ich sollte hinfahren und mir anhören, was sie will«, murmelte ich schließlich in seinen warmen, feuchten Hals.
»Kommt überhaupt nicht in Frage.«
»New York hat die Autopsie von Gault gemacht. Die Fotos davon habe ich nicht.«
»Carrie weiß verdammt genau, welcher Pathologe Gaults Autopsie gemacht hat.«
»Weshalb fragt sie mich dann, wenn sie es weiß?«, murmelte ich.
Ich hielt die Augen geschlossen, während ich an ihn gelehnt stand. Er schwieg einen Augenblick, küsste wieder meinen Kopf und strich mir übers Haar.
»Du weißt doch, weshalb«, sagte er. »Sie will dich manipulieren, dich nach ihrer Pfeife tanzen lassen. Was Menschen wie sie am besten können. Sie will, dass du ih r die Fotos besorgst. Damit sie sehen kann, wie man aus Gault Hackfleisch gemacht hat, damit sie sich an ihren Phantasien aufgeilen kann. Irgendwas hat sie vor, und das Verkehrteste, was du tun könntest, wäre, in irgendeiner Weise auf sie einzugehen.«
»Und dies GKSWF irgendwas wie aus einem persönlichen Notizbuch?«
»Weiß ich nicht.«
»Und One Pheasant Place - Fasanenplatz Nr. 1?« »Keine Ahnung.«
Wir standen lange im Eingang dieses Hauses, das ich immer noch ohne jede Einschränkung als meines betrachtete. Benton parkte sein Leben bei mir, wenn er nicht in diesem oder einem anderen Land als Berater in komplizierten, abartigen Fällen unterwegs war. Ich wusste, es störte ihn, dass ich ständig ich und meins sagte, obwohl wir nicht verheiratet waren und nichts von allem, was wir besaßen, uns gemeinsam gehörte. Ich hatte die Lebensmitte hinter mir und war nicht bereit, mein Einkommen mit irgendjemandem zu teilen, Liebhaber und Familie eingeschlossen. Das klang selbstsüchtig, und vielleicht war es das auch.
»Was soll ich denn morgen machen, wenn du nicht da bist?«, kam Benton auf das leidige Thema zurück.
»Nach Hilton Head fahren und Lebensmittel einkaufen«, antwortete ich. »Dafür sorgen, dass jede Menge Black Bush und Scotch da sind. Mehr als gewöhnlich. Und Sonnencreme mit Schutzfaktor 35 und 50 und Pecannüsse aus South Carolina, Tomaten und Vidalia-Zwiebeln.«
Mir standen wieder Tränen in den Augen, und ich räusperte mich.
»Sobald ich kann, nehme ich ein Flugzeug und komm e nach, aber ich habe keine Ahnung, welche Ausmaße dieser Fall in Warrenton noch annehmen wird. Wir haben das doch alles schon tausendmal durchgemacht. Es ist doch nichts Neues. Die Hälfte der Zeit kannst du nicht weg, die restliche Zeit ich nicht.«
»Kann es sein, dass wir was falsch machen«, flüsterte er mir ins Ohr.
»Irgendwie scheinen wir es nicht anders zu wollen«, erwiderte ich und empfand vor allem ein überwältigendes Schlafbedürfnis.
»Vielleicht.«
Er beugte sich zu meinen Lippen hinab und ließ seine Hände zu
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