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Brandherd

Brandherd

Titel: Brandherd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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bevorzugten Stellen meines Körpers gleiten.
    »Vor der Suppe könnten wir doch ins Bett gehen.«
    »Irgendetwas sehr Böses wird während dieses Prozesses geschehen«, sagte ich. Ich hätte mich ihm gerne hingegeben, hatte jedoch nicht den Eindruck, dass ich dazu imstande war.
    »Wir alle wieder in New York. Das Bureau, du und Lucy, vereint bei Carries Prozess. Ich bin sicher, dass sie während der vergangenen fünf Jahre an nichts anderes gedacht hat und Ärger machen wird, so viel sie kann.«
    Ich löste mich von ihm, als Carries spitzes, verzerrtes Gesicht plötzlich aus einem dunklen Winkel meines Bewusstseins hervorsprang. Ich erinnerte mich an die Zeit, als sie umwerfend hübsch war und mit Lucy nachts auf einem Picknicktisch in der Nähe des Schießstandes der FBI Academy in Quantico saß und rauchte. Immer noch hatte ich im Ohr, wie sie einander mit leisen, neckenden Stimmen aufzogen, und sah ihre erotischen Küsse vor mir, lange leidenschaftliche Küsse, und Hände, die sich in Haare verkrallten. Ich wusste noch, mit welch eigenartigem Gefühl im Bauch ich lautlos davoneilte, ohn e dass sie ahnten, was ich gesehen hatte. Carrie hatte mit ihrem Werk begonnen, das Leben meiner einzigen Nichte zu ruinieren, und nun kam das groteske Finale.
    »Benton«, sagte ich, »ich muss mich um meine Sachen kümmern.«
    »Wie wär's, wenn ich mich um deine Sachen kümmere.«
    In dem hungrigen Verlangen nach nackter Haut hatte er Schicht für Schicht meine Kleidung beiseite geschoben. Er begehrte mich immer umso mehr, je weniger harmonisch es zwischen uns war.
    »Ich kann dich jetzt nicht beruhigen«, flüsterte ich. »Ich kann dir nicht versichern, dass alles gut wird, denn das wird nicht der Fall sein. Anwälte und Medien werden über Lucy und mich herfallen. Sie werden Kleinholz aus uns machen, und Carrie wird vielleicht ungeschoren davonkommen. So sieht's aus!«
    Ich umfasste sein Gesicht.
    »Wahrheit und Gerechtigkeit. Auf die amerikanische Art«, schloss ich.
    »Hör auf.«
    Er erstarrte und sah mich durchdringend an.
    »Fang nicht wieder damit an«, sagte er. »Früher warst du nicht so zynisch.«
    »Ich bin nicht zynisch, und ich bin auch nicht diejenige, die mit irgendetwas angefangen hat!« Ich wurde immer wütender. »Ich habe nichts mit einem elfjährigen Jungen angefangen, ihm Stücke aus dem Fleisch geschnitten und ihn dann nackt mit einer Kugel im Kopf neben einem Müllcontainer liegen lassen. Und dann einen Sheriff und einen Gefängniswärter getötet. Und Jayne - Gaults eigene Zwillingsschwester. Erinnerst du dich, Benton? Erinnerst du dich? Central Park am Weihnachtsabend.
    Abdrücke nackter Füße im Schnee und ihr gefrorenes Blut, das aus einem Brunnen tropfte!«
    »Sicher erinnere ich mich. Ich war ja dort. Ich kenne die Einzelheiten genauso gut wie du.«
    »Nein, kennst du nicht.«
    Wütend entzog ich mich ihm und brachte meine Kleidung in Ordnung.
    »Du musst doch deine Hände nicht in ihre zerstörten Körper stecken, sie berühren und ihre Wunden vermessen«, sagte ich.
    »Du hörst sie doch nicht sprechen, wenn sie tot sind. Du siehst doch nicht die Gesichter der Menschen, von denen sie geliebt wurden, und die nun in meinem armseligen, ungemütlichen Wartezimmer sitzen, um sich grausame, unaussprechliche Neuigkeiten anzuhören. Du siehst nicht, was ich sehe. O nein, du doch nicht, Benton Wesley. Du siehst nur säuberliche Akten, Hochglanzfotos und verlassene Tatorte. Du verbringst mehr Zeit mit den Killern als mit denen, die durch sie ihr Leben verloren haben. Und vielleicht schläfst du ja auch besser als ich. Vielleicht träumst du noch, weil du keine Angst davor haben musst.«
    Wortlos verließ er mein Haus, weil ich zu weit gegangen war. Ich war unfair und gemein gewesen, und was ich gesagt hatte, traf nicht einmal die Wahrheit. Benton kannte nichts anderes als unruhigen Schlaf. Er warf sich hin und her, murmelte vor sich hin und tränkte die Laken mit kaltem Schweiß. Er träumte nur selten, oder wenigstens hatte er gelernt, sich nicht daran zu erinnern. Ich stellte Salz- und Pfefferstreuer auf die Ecken von Carrie Grethens Brief, damit er sich nicht wieder zusammenfaltete.
    Ihre spöttischen Worte, die mir so sehr zugesetzt hatten , waren von nun an Beweismittel und durften weder angefasst noch sonst einer Einwirkung ausgesetzt werden.
    Magnesiumpulver oder Luma Lite würden vielleicht ihre Fingerabdrücke auf dem billigen, weißen Papier zum Vorschein bringen, Proben ihrer Handschrift

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