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Brandherd

Brandherd

Titel: Brandherd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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danke«, sagte ich. »Einfach nur etwas Langes zum Umrühren, entweder aus Holz oder aus Plastik. Und hitzeresistente Handschuhe. Zwei Paar. Was sonst?«
    Ich sah Ruffin an, während ich nachdachte.
    »Vielleicht sollten wir noch einen Zwanzig-Liter-Topf nehmen, für die kleineren Sachen?«, überlegte ich.
    »Das ist eine gute Idee«, stimmte er zu. »Der große Topf hier wird mächtig schwer sein, wenn er voll Wasser ist. Und es wäre doch unsinnig, ihn zu benutzen, wenn es ein kleinerer auch tut. Diesmal, denk ich, werden Sie allerdings den großen Topf brauchen, sonst geht nicht alles rein, oder?«
    Der Verkäufer fand unsere nebulöse Unterhaltun g offensichtlich verwirrend.
    »Sagen Sie mir doch, was Sie kochen wollen, dann kann ich Ihnen vielleicht einen Rat geben«, bot er an, auch diesmal wieder an Ruffin gewandt.
    »Ach, das ist ganz unterschiedlich«, antwortete ich. »Meist aber brauche ich dazu viel Wasser.«
    »Ah, verstehe«, sagte er, obwohl das nicht der Fall war. »Tja, möchten Sie sonst noch etwas?«
    »Das ist alles«, antwortete ich ihm mit einem Lächeln. Am Tresen tippte er für einhundertsiebenundsiebzig Dollar Restaurantkochgeschirr ein, während ich in meiner Brieftasche nach meiner MasterCard kramte.
    »Geben Sie zufällig Rabatt an Regierungsbehörden?«, fragte ich, als er meine Scheckkarte entgegennahm.
    »Nein«, sagte er und rieb sich das Doppelkinn, während er stirnrunzelnd darauf nieder starrte. »Ich glaube, Ihren Namen habe ich schon in den Nachrichten gehört.«
    Er starrte mich argwöhnisch an.
    »Ich weiß.«
    Er schnippte mit den Fingern.
    »Sie sind doch die Dame, die vor ein paar Jahren für den Senat kandidiert hat. Oder war es für das Amt des Stellvertretenden Gouverneurs?«
    »Ich nicht«, sagte ich. »Aus der Politik halte ich mich lieber raus.«
    »Nicht nur Sie, ich auch«, sagte er laut, als Ruffin und ich unsere Einkäufe zur Tür trugen. »Das sind doch alles Gauner, einer wie der andere!«
    Als wir ins Leichenschauhaus zurückkehrten, trug ich Ruffin auf, die Überreste der Brandleiche aus dem Kühlraum zu holen und sie mitsamt den neuen Töpfen in den Leichenraum zu fahren.
    Ich sah flüchtig die Telefonnotizen durch, die überwiegend von Reportern stammten, und stellte fest, dass ich nervös an meinem Haar zupfte, als Rose in der Tür erschien, die unsere beiden Büros miteinander verband.
    »Sie sehen aus, als hätten Sie einen schlimmen Tag gehabt«, sagte sie.
    »Nicht schlimmer als gewöhnlich.«
    »Wie wär's mit 'ner Tasse Zimttee?«
    »Ich glaube nicht«, sagte ich, »aber danke.«
    Rose legte mir einen Stapel Totenscheine auf den Schreibtisch. Sie vergrößerten nur den ständig wachsenden Stoß von Unterlagen, die ich abzeichnen oder unterschreiben musste. Rose trug heute einen eleganten, marineblauen Hosenanzug und eine leuchtend purpurrote Bluse, dazu jedoch, und das war typisch, sportliche schwarze Schnürschuhe.
    Rose war weit über die Pensionierungsgrenze hinaus, wenn man das ihrem Gesicht auch nicht ansah, das aristokratisch geschnitten und zart war. Ihr Haar war jedoch feiner und völlig weiß geworden, und die Arthritis zwickte sie in den Fingern, im Kreuz und in den Hüften und erschwerte es ihr mehr und mehr, am Schreibtisch zu sitzen und sich um mich zu kümmern, wie sie es seit meinem ersten Tag in diesem Job getan hatte.
    »Es ist fast sechs«, sagte sie und sah mich freundlich an. Ich warf einen flüchtigen Blick auf die Wanduhr, während ich bereits die Unterlagen zu überfliegen und zu unterschreiben begann.
    »Ich habe heute Abend ein Dinner bei der Kirchengemeinde«, ließ sie mich diplomatisch wissen.
    »Das ist schön«, sagte ich und runzelte die Stirn , während ich las. »Verdammt, wie oft muss ich Dr. Carmichael denn noch sagen, dass er als Todesursache nicht Herzstillstand eintragen soll! Herrgott, jeder stirbt schließlich an Herzstillstand. Man stirbt, das Herz versagt seinen Dienst, oder etwa nicht? Und die Nummer mit dem Versagen der Atemorgane hat er auch wieder gebracht, dabei habe ich ihm seine Totenscheine schon ich weiß nicht wie oft verbessert.«
    Ich seufzte ärgerlich.
    »Wie lange war er noch Medical Examiner in Halifax County?«, fuhr ich mit meiner Tirade fort. »Doch mindestens fünfundzwanzig Jahre, oder?«
    »Dr. Scarpetta, vergessen Sie nicht, dass er eigentlich Geburtshelfer ist. Und obendrein ein hochbetagter«, erinnerte mich Rose. »Ein netter Mann, der nur nicht imstande ist, noch etwas Neues

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