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Brandherd

Brandherd

Titel: Brandherd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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sagen wollen.
    »Sehen Sie, meistens bin ich morgens doch vor Ihnen im Leichenschauhaus«, sagte er stattdessen, den Blick starr auf die Fahrbahn gerichtet. »Sodass ich derjenige bin, der die Anrufe annimmt und alles für Sie vorbereitet, nicht? Weil ich doch allein dort bin.«
    Ich nickte und konnte mir absolut nicht vorstellen, worauf er hinauswollte.
    »Na ja, vor etwa zwei Monaten, als wir noch in dem alten Gebäude waren, ging das schon los, dass das Telefon um halb sieben zu läuten anfing, gleich nachdem ich eingetroffen war. Und wenn ich dann abgenommen habe, war keiner dran.«
    »Wie oft ist das denn vorgekommen?«, fragte ich.
    »Vielleicht drei Mal die Woche. Manchmal jeden Tag. Und es passiert immer noch.«
    Mittlerweile war ich ganz Ohr.
    »Nach unserem Umzug also auch noch«, vergewisserte ich mich.
    »Ja, klar, wir haben doch dieselbe Nummer«, erinnerte er mich.
    »Ja, Ma'am. Tatsächlich ist es heute Morgen wieder passiert, und es fängt langsam an, mir etwas unheimlich zu werden. Ich frage mich, ob man die Anrufe nicht zurückverfolgen sollte, um rauszukriegen, was dahinter steckt.«
    »Beschreiben Sie mir genau, was passiert, wenn Sie den Hörer abnehmen«, sagte ich, während wir mit der exakt zulässigen Höchstgeschwindigkeit die Interstate entlangfuhren.
    »Ich sage >Leichenschauhaus<«, sagte er. »Und wer immer dran ist, sagt kein Wort. Es herrscht Stille, fast so, als wäre die Leitung tot. Also sage ich ein paar Mal >Hallo?<, und schließlich lege ich auf. Ich merke aber jedes Mal, dass jemand dran ist. Ich spüre das.«
    »Warum haben Sie mir das denn nicht schon früher erzählt?«
    »Ich wollte sichergehen, dass ich nicht überreagiere. Oder dass die Fantasie mit mir durchgeht, denn ich muss schon sagen, es ist ziemlich unheimlich da drin, so früh am Morgen vor Sonnenaufgang, und kein Mensch da.«
    »Und Sie sagen, vor etwa zwei Monaten hätte das angefangen?«
    »So ungefähr«, sagte er. »Die ersten Male habe ich noch nicht so drauf geachtet.«
    Ich war ärgerlich, weil er so lange gewartet hatte, um mir Meldung zu machen, doch es hatte keinen Zweck, jetzt noch darauf herumzureiten.
    »Ich werde das Captain Marino melden«, sagte ich. »Unterdessen müssen Sie mir Bescheid geben, Chuck, wenn das wieder vorkommt, okay?«
    Er nickte, und die Knöchel seiner Hände, mit denen er das Lenkrad umklammerte, traten weiß hervor.
    »Gleich nach der nächsten Ampel müssen wir nach einem großen, beigefarbenen Gebäude Ausschau halten. Es steht auf der linken Seite, im 9000er-Block, gleich nach JoPa's.«
    Es war noch eine viertel Stunde bis Ladenschluss, und auf Cole's Parkplatz standen nur noch zwei weitere Wagen, als wir dort hielten. Ruffin und ich stiegen aus, und wir betraten einen klimatisierten, kühlen weitläufigen Verkaufsraum, dessen Metallregale Gänge bildeten und bis zur Decke reichten. Sie waren bis obenhin voll gestellt mit allem, was zu einem Restaurant gehört, von übergroßen Kellen und Löffeln und Wärmevorrichtungen für Selbstbedienungstheken bis hin zu riesigen Kaffeemaschinen und Mixern. Ich interessierte mich jedoch für Kochgefäße, sah mich kurz um und fand die Abteilung, die ich brauchte, etwa in der Mitte des Raumes in der Nähe von elektrischen Bratpfannen und Messbechern.
    Ich begann, riesige Aluminiumpfannen und -töpfe hochzuheben, als plötzlich ein Verkäufer auftauchte. Er war fast glatzköpfig, hatte einen fetten Bauch, und seinen rechten Unterarm zierte eine Tätowierung nackter Frauen, die Karten spielten.
    »Kann ich Ihnen helfen?«, fragte er Ruffin.
    »Ich brauche den größten Kochtopf, den Sie haben«, antwortete ich.
    »Das wäre der Vierzig-Liter-Topf.«
    Er langte zu einem Regalbrett hinauf, an das ich nich t herankam, und reichte Ruffin den monströs großen Topf. »Einen Deckel brauche ich auch«, sagte ich. »Der muss bestellt werden.«
    »Und wie steht es mit irgendetwas Tiefem, Rechteckigem?«, fragte ich dann und dachte dabei an besonders lange Knochen.
    »Da hätte ich eine Zwanzig-Liter-Auflaufform.«
    Er langte in ein anderes Fach hinauf, und es schepperte, als er eine rechteckige Pfanne herunterhob, die wahrscheinlich für ganze Kübel Kartoffelbrei, Gemüse oder Fruchtpastete gedacht war.
    »Und dafür haben Sie vermutlich auch keinen Deckel«, sagte ich.
    »Doch.«
    Deckel unterschiedlicher Größe klapperten, als er einen herauszog.
    »Der hat hier eine Kerbe für die Kelle. Eine Kelle werden Sie vermutlich auch wollen?«
    »Nein,

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