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Brandherd

Brandherd

Titel: Brandherd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Hunderte von medizinischen, juristischen und kriminologischen Zeitschriften und dicken Fachbücher standen dicht gedrängt und, in manchen Fällen, sogar in Doppelreihen. Es war nichts Ungewöhnliches, dass Rose, meine Sekretärin, mich fluchen hörte, wenn ich ein Nachschlagewerk nicht finden konnte, das ich auf der Stelle benötigte.
    »Teun«, sagte ich und nippte an meinem Kaffee, »ich möchte die Gelegenheit nutzen und Ihnen dafür danken, dass Sie sich um Lucy kümmern.«
    »Lucy kümmert sich schon um sich selbst.«
    »Das war aber nicht immer der Fall.«
    Ich lächelte in dem Bemühen, etwas freundlicher zu sein und die Kränkung und die Eifersucht, die an meinem Herzen nagten, zu verbergen.
    »Aber Sie haben Recht«, sagte ich. »Ich finde, sie macht ihre Sache mittlerweile großartig. Ich bin mir sicher, dass Philadelphia ihr gut tun wird.«
    McGovern fing jedes Signal auf, das von mir ausging, und ich merkte ihr an, dass sie mehr mitbekam, als mir lieb war.
    »Kay, sie hat keinen leichten Weg vor sich«, erklärte sie dann.
    »Ganz gleich, was ich tue.«
    Sie schwenkte den Kaffee in ihrem Becher, als wollte sie gleich das erste Schlückchen eines edlen Tropfen s probieren.
    »Ich bin ihre Ausbilderin, nicht ihre Mutter«, sagte McGovern. Diese Bemerkung ärgerte mich gewaltig, und es zeigte sich darin, dass ich abrupt den Hörer aufnahm und Rose anwies, keinerlei Anrufe durchzustellen. Ich stand auf und schloss meine Tür.
    »Ich hoffe doch, sie lässt sich nicht in Ihre Außenstelle versetzen, weil sie eine Mutter braucht«, erwiderte ich kühl, als ich an meinen Schreibtisch zurückkehrte, der als Barriere zwischen uns diente. »So viel ist auf jeden Fall sicher: Lucy ist ein absoluter Profi.«
    McGovern hob die Hand, um mich zu unterbrechen.
    »Oh ja«, wehrte sie ab. »Selbstverständlich ist sie das. Ich will nur nichts versprechen. Sie ist ein großes Mädchen, aber sie wird auch ein paar große Hindernisse zu überwinden haben. Manche werden ihr ihre Vorgeschichte beim FBI ankreiden, weil sie von vornherein davon ausgehen, dass sie sich darauf wer weiß was einbildet und dabei noch nie irgendwelche Fälle bearbeitet hat.«
    »Dieses Vorurteil dürfte sich nicht lange halten«, sagte ich, und ich merkte, wie schwer es mir fiel, ein objektives Gespräch über meine Nichte mit ihr zu führen.
    »Oh, nicht länger, als bis sie zum ersten Mal miterleben, wie sie einen Hubschrauber landet oder einen Roboter programmiert, der eine Bombe entschärfen soll«, sagte sie in scherzhaftem Ton.
    »Oder wie sie in null Komma nichts im Kopf mit Q-Dot-Gleichungen fertig wird, die wir anderen nicht einmal auf dem Taschenrechner hinkriegen.«
    Q-Dot nannte man im Fachjargon die mathematischen Formeln, mit deren Hilfe man die Physik oder Chemie eines Feuers in Beziehung zu den Beobachtungen de r Ermittler am Brandtatort oder den Zeugenaussagen setzte. Ich hatte allerdings meine Zweifel, dass Lucy sich durch die Fähigkeit, derart abgehobene Formeln im Kopf zu berechnen, viele Freunde machen würde.
    »Teun«, sagte ich und schlug einen sanfteren Ton an, »Lucy ist anders, und das ist nicht immer gut. Im Grunde ist es in vieler Hinsicht genauso ein Handikap, ein Genie zu sein, wie ein Dummkopf.«
    »Durchaus. Ich bin mir dessen weit mehr bewusst, als Sie sich das vielleicht vorstellen.«
    »Solange Sie Verständnis dafür haben«, sagte ich, als überreichte ich ihr in diesem gemeinsamen Ringen um Lucys schwierige Entwicklung den Staffelstab.
    »Und solange Sie Verständnis dafür haben, dass sie bislang wie alle anderen behandelt worden ist und auch künftig werden wird. Das heißt, ohne Rücksicht auf die Reaktionen ihrer Kollegen auf ihre Bürde, die sie mit sich rumschleppt, und zu der auch die Gerüchte gehören, die ihr Ausscheiden aus dem FBI und ihr angebliches Privatleben betreffen«, erklärte sie unumwunden. Ich bedachte sie mit einem langen, eindringlichen Blick und fragte mich, wie viel sie wirklich über Lucy wusste. Falls McGovern nicht von irgendeinem Mitglied des Bureau ins Bild gesetzt worden war, konnte ich mir nicht vorstellen, dass sie etwas über die Affäre meiner Nichte mit Carrie Grethen und die möglichen Konsequenzen wusste, wenn der Fall vor Gericht kam; immer vorausgesetzt, Carrie wurde geschnappt. Der bloße Gedanke daran warf einen Schatten über diesen ohnehin schon düsteren Tag, und mein unbehagliches Schweigen forderte McGovern dazu heraus, ihrerseits etwas zu sagen.
    »Ich habe einen

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