Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Titel: Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
Vom Netzwerk:
schon wieder abgehauen. Sollte ich mir Sorgen machen? Die Polizei wußte darüber Bescheid. Vermutlich würden sie nach ihr Ausschau halten. Ich hatte Besseres zu tun.
    Statt hinüber zum Büro von Alma Mejicana in der Ashland Avenue zu fahren, lenkte ich den Chevy zum Prairie Shores Hotel. Er ächzte wieder, als ich in die Indiana Avenue einbog.
    »Du glaubst,
du
fühlst dich schlecht«, maulte ich. »Ich bin auch nicht gern hier. Und mir tun die Hände weh.«
    Die Handflächen unter dem Verband waren wund. Sie pulsierten gegen das harte Lenkrad. Mein nächstes Auto würde Servolenkung haben.
    Das Prairie Shores war jetzt ein passender Nachbar für das Indiana Arms. Die beiden geschwärzten Gerippe grinsten sich über die Straße hinweg an. Nicht einmal Elena konnte sich in einem der beiden verstecken. Aber auf diesem Straßenstück gab es noch mehr aufgelassene Gebäude – ein altes Lagerhaus, eine mit Brettern vernagelte Schule, die Reste eines Pflegeheims. Sie konnte in jedem sein. Ich hatte nicht die Energie, sie alle zu durchsuchen. Sollte die Polizei das übernehmen.
    Ich fuhr mit achtzig die Cermak Road entlang, wechselte rasant die Spuren, überfuhr rote Ampeln. Ich war schlicht und einfach stocksauer. Was für ein neckisches Spielchen trieb sie eigentlich? Und wieviel Zeit sollte ich damit vergeuden, es mitzuspielen? Sie hatte jemanden so gegen sich aufgebracht, daß er versucht hatte, sie umzubringen. Aber anstatt mit mir darüber zu sprechen, trieb sie sich in der Stadt herum und bildete sich ein, sie sei eine so schlaue Säuferin, daß sie ihm aus dem Weg gehen könne. Oder ihr, fügte ich gewissenhaft hinzu.
    Ich bog nach links in die Halsted Street ab, direkt vor einem wie wahnsinnig hupenden Sattelschlepper, der scharf abbremsen mußte. Das kühlte mich ziemlich schnell ab. Das Schlimmste, was man mit einem Auto machen kann, ist, es zu fahren, wenn man eine Wut hat. Das hatte Tony zu mir gesagt, selbst der Wut so nahe, wie er es überhaupt sein konnte. Einen Monat lang hatte er mir die Autoschlüssel abgenommen. Ich war damals siebzehn, und eine schlimmere Strafe hatte es nie für mich gegeben. Sie hätte mich von solchen Anfällen kurieren müssen.
    Ich fuhr die fünf Kilometer zum Amphitheater in einem vernünftigen Tempo. Das Büro von Alma Mejicana lag dahinter in der Ashland Avenue. Tony hatte mich öfter zu Pferde- und Hundeausstellungen dorthin mitgenommen, aber es war mindestens fünfundzwanzig Jahre her, seit ich zum letzten Mal in diesem Teil der Stadt gewesen war. Ich hatte das Labyrinth aus Sackgassen zwischen der Halsted Street und der Ashland Avenue vergessen. Obwohl ich wenden, in die Thirty-ninth Street zurückfahren und die Hauptstraßen nehmen mußte, erreichte ich die Baufirma in zwanzig Minuten.
    Ich fuhr langsam an dem tristen Backsteingebäude vorbei. Die Eingangstür war bestimmt von innen verriegelt. Die hochliegenden Fenster spiegelten die graue Morgenluft wider – in keinem der Räume brannte Licht. Ich bog vorsichtig in die Gasse hinter dem Gebäude ein. Die Griffe der Doppeltür aus Metall auf der Rückseite waren durch eine schwere Kette miteinander verbunden, an der ein großes Vorhängeschloß von American Master hing.
    Ich fuhr die Gasse entlang und bog von der Ashland Avenue aus wieder in die Forty-fourth Street ein. Dort ließ ich den Chevy an der Kreuzung stehen, gegenüber einer handtuchgroßen Grünanlage, in der ein alter Mann einen lethargischen Terrier ausführte. Beide beachteten mich nicht. Ich ging mit erhobenem Kopf in die Gasse hinein, zielstrebig, ich gehörte hierher. Als hinter einem Tor in der Nähe ein Mülleimerdeckel klapperte, machte ich keinen Satz, jedenfalls keinen besonders hohen.
    Für ein Vorhängeschloß von American Master braucht man entweder ein Acetylenschweißgerät, eine gute Metallsäge oder den Schlüssel. Ich hatte nichts davon. Ich musterte die Kette bedauernd. Sie war stärker als ich. Nachdem ich das Gebäude umrundet hatte, war ich nicht der Meinung, daß ich die Fenster ohne Leiter erreichen konnte. Blieb das Dach, was aber hieß, daß ich wiederkommen und es bei Nacht versuchen mußte.
    In der Gasse stand ein Telefonmast so nah an einem Gebäude, daß ich hinaufklettern und auf das Dach von Alma Mejicana hinübersteigen konnte. Ich stellte mich neben den Mast, hob die Arme. Die ersten Treteisen waren etwa einen Meter über meiner Reichweite. Von einem Schemel aus würde ich sie erreichen.
    Drei flache Dächer verschiedener

Weitere Kostenlose Bücher