Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks
vor, als daß mir wohl dabei gewesen wäre, aber es war kein schlechter Wein.
Ich trug ihn zu einem Sessel und beobachtete, wie Marissa mit den Neuankömmlingen zurückkam, einem Paar in den Dreißigern, das ich auch nicht kannte. Sie brachte sie zu einer nicht weit von mir entfernten Gruppe, wo sie begeistert als Todd und Meryl begrüßt wurden. Marissa, ganz perfekte Gastgeberin, blieb auf einen kurzen Plausch stehen und wanderte dann zu MacDonalds Anhang, ehe sie wieder auf den Türsummer reagierte.
Schließlich trugen zwei Frauen in schwarzen Hosen und weißen Blusen Tabletts herein, auf denen warme Horsd’œuvres lagen. Als ich mir zwei Spinattaschen auftat, kam Ralph MacDonald mit den beiden Frauen aus seiner Gruppe herüber.
»Vic? Ich bin Ralph MacDonald – wir haben uns letztes Wochenende bei Boots’ Party kennengelernt.«
»Natürlich erinnere ich mich an Sie – aber es überrascht mich, daß Sie mich wiedererkennen.« Ich versuchte, weltläufig zu klingen, während ich hastig den Rest der Teigtaschen schluckte.
»Seien Sie nicht zu bescheiden, Vic – Sie sind keine Frau, die man so leicht vergißt.«
Die Bemerkung war harmlos, aber der Ton wirkte verändert. Ehe ich ihn etwas fragen konnte, stellte er mich den beiden Frauen vor, die eindeutig genauso begeistert darüber waren wie ich, daß wir uns endlich kennenlernten. Sie füllten kleine Teller mit Leckerbissen und zogen sich zu den Bankiers zurück, als Marissa einen weiteren Mann ohne Begleitung zu uns brachte. Sie stellte ihn als Clarence Hinton vor; er und MacDonald mußten sich gut kennen.
»Sie erinnern sich vom letzten Sonntag her an Vic«, stellte Marissa fest.
»Ich habe ihr eben gesagt, sie soll sich nicht unter Wert verkaufen.« Er wandte sich mir zu. »Ehrlich gesagt, ich hätte mich vermutlich nicht an Sie erinnert, wenn mir nicht Clarence über den Weg gelaufen wäre, nachdem Sie gegangen waren.«
Ich schüttelte den Kopf.
»Clarence und ich waren beide mit Edward Purcell befreundet.«
Wider Willen wurde ich rot. Purcell war der Vorstandsvorsitzende von Transicon und der führende Kopf in einem Großbetrug gewesen, den ich bei meiner ersten wichtigen Ermittlung aufgedeckt hatte. Es war nicht meine Schuld, daß er sich einen Tag, ehe ihn die Bundespolizei abholen wollte, umgebracht hatte, aber ich mußte mir eine defensive Replik verkneifen.
Ich zwang mich, Clarence mit neutraler Stimme zu fragen, ob er auch im Baugeschäft sei.
»Oh, ich spiele damit herum, Projekte zusammenzustellen. Ich habe nicht die Energie für Ralphs Art von Geschäften. Ralph, ich möchte was trinken, und die Dame hier braucht Nachschub. Ich bin gleich wieder da.«
»Ich möchte einen Bourbon auf Eis«, sagte MacDonald, als Hinton sich der Bar zuwandte. Zu mir fügte er hinzu: »Ich bin froh, daß Sie gekommen sind, Vic – ich habe gehofft, daß ich Gelegenheit finde, mit Ihnen zu sprechen.«
Ich hob die Augenbrauen. »Über Edward Purcell? Das ist fast zehn Jahre her.«
»Oh, in dieser Sache hat mich Teddy etwas enttäuscht. Keine Patsche ist so schlimm, daß man sie nicht vor Gericht ausfechten kann.«
»Vor allem in dieser Stadt«, sagte ich trocken.
Er ließ ein Lächeln aufblitzen, um mir zu signalisieren, daß er den Scherz verstanden habe, ohne ihn besonders komisch zu finden. »Ich werfe Ihnen das mit Teddy nicht vor. Nein, ich wollte über etwas sprechen, das neueren Datums ist.«
Vielleicht mein großer Durchbruch – Detektivin der Stars. Meine Chance, ein internationales Unternehmen zu gründen, bei dem Onkel Peter grün vor Neid wurde. Ehe ich nachfragen konnte, kam Clarence mit den Getränken zurück, und Ralph führte uns den Flur entlang in ein kleines Hinterzimmer. Es war früher vermutlich die Mädchenkammer gewesen, aber Marissa hatte es ganz in Weiß gestaltet und benutzte es zum Fernsehen.
Ich setzte mich in einen der hart gepolsterten Sessel und strich mir den Batistrock über den Knien glatt. MacDonald stand mir gegenüber, den Fuß auf dem Rahmen der Couch, während Hinton an der Tür lehnte. Es lag keine besondere Drohung in ihren Gesichtern, aber die Posen sollten mich einschüchtern. Ich trank einen Schluck Wein und wartete.
Als deutlich war, daß ich nichts sagen würde, fing MacDonald an. »Donnel Meagher ist seit vielen Jahren Vorsitzender im Cook County Board.«
»Und Sie meinen, es ist an der Zeit, daß er den Bettel hinschmeißt?« fragte ich.
MacDonald schüttelte den Kopf. »Im Gegenteil. Er hat in
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