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Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Titel: Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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weil es nur ein Spiel ist, nicht das wirkliche Leben.«
    Er legte mir die große Hand auf die Schulter. »Ich weiß, daß du dich für ein großes Mädchen hältst – wie alt bist du jetzt, fünfunddreißig? Sechsunddreißig? Aber deine Eltern sind beide tot, und sie waren enge Freunde von mir. Niemand ist so groß, daß er nicht einen braucht, der auf ihn aufpaßt. Wenn Monty gesagt hat, du sollst dich aus diesem Brand heraushalten, dann halt dich auch raus. Brandstiftung ist so ungefähr die mieseste Sache auf diesem Planeten. Ich möchte nicht, daß du dir dabei die Pfoten verbrennst.«
    Ich preßte die Lippen fest zusammen, um die häßlichen Worte für mich zu behalten. Er hatte in fünf Minuten etwa zehn bloßliegende Nerven getroffen, und ich war zu wütend, als daß ich ihm zusammenhängend hätte antworten können. Ich brachte ihn zur Tür, ohne mich von ihm zu verabschieden.
    Als ich hörte, daß er das Auto anließ, setzte ich mich ans Klavier und machte meinen Gefühlen mit einer Reihe von lauten, dissonanten Akkorden Luft. Ja, ich sollte üben, sollte meine Stimme geschmeidig erhalten, ehe ich zu alt wurde und die Stimmbänder die Flexibilität verloren. Ich sollte allen das brave kleine Mädchen sein. Aber meiner Selbstachtung zuliebe mußte ich vorher den Brandstiftungsfall lösen.
    Ich stand vom Klavier auf und schrieb schnell eine Nachricht an Robin:
    Ich habe Dir heute morgen einen Bericht geschickt, aber als ich im Lauf des Tages über den Fall nachgedacht habe, ist mir klargeworden, daß es von entscheidender Wichtigkeit ist, die Person aufzuspüren, die Jim Tancredi das Geld für die Rennbahn geschickt hat.
    Erst als der Brief im Kasten war, hatte ich mich so weit beruhigt, daß ich mich fragte, warum Bobby zu mir gekommen war – um mit mir über Michael Furey zu sprechen? Oder um mich davor zu warnen, daß ich in Sachen Indiana Arms weiter ermittelte?

20 Ernste Warnung
    Bobbys Besuch hinterließ einen so schlechten Geschmack in meinem Mund, daß ich Eileen am liebsten gesagt hätte, ich könne zu ihrem Fest nicht kommen. Aber in einem hatte Bobby recht: Man sollte den Ast, auf dem man sitzt, nicht einfach nur aus verletztem Stolz absägen.
    Ich rief ein paar Freunde an, um herauszubekommen, ob jemand Lust hatte, ins Kino zu gehen, aber niemand war zu Hause. Ich hinterließ Nachrichten auf mehreren Anrufbeantwortern und stapfte in die Küche, um Rühreier zu machen. Normalerweise macht es mir nichts aus, am Samstag allein zu Hause zu sitzen, aber nach Bobbys Besuch fragte ich mich, ob ich dazu verdammt sei, mein Alter wie ein Einsiedlerkrebs zu verbringen.
    Ich schaltete den Fernseher ein und wechselte verdrossen zwischen den Kanälen. Man hätte meinen sollen, am Samstagabend gäbe es auch für die Zuhausegebliebenen etwas Verlokkendes, aber in den Sendern waren sie wohl der Meinung, ganz Amerika sei zum Tanzen ausgegangen. Als das Telefon klingelte, schaltete ich den Apparat rasch aus, in der Hoffnung, jemand rufe auf meine Nachricht hin zurück. Ich war verblüfft, als ich die heisere Stimme von Roz Fuentes hörte.
    Sie sagte nicht einmal guten Abend, ehe sie damit anfing, mich zu beschimpfen, weil ich die Nase in ihre Angelegenheiten steckte. »Was willst du mir antun, Warshawski?« Ihre Stimme hatte das übliche schwere, kehlige Timbre zurückgewonnen; die Vibration durch den Hörer brachte mein Ohr zum Klingeln.
    »Ich tue dir gar nichts an, Roz. Mußt du dich denn nicht um deine Wahlkampagne kümmern? Warum hackst du auf mir herum?«
    Ihr tiefes Glucksen stellte sich ein, aber die Heiterkeit fehlte. »Velma hat mich angerufen. Du hättest gewollt, daß sie mit Dreck nach mir wirft. Sie hat dir die Meinung gesagt, aber sie dachte, ich müsse davon wissen. Nach welcher Art von Dreck suchst du übrigens?«
    Ich bleckte die Zähne gegen den Hörer. »Hör mal, Roz – Velma hat mir die Meinung gesagt. Entspann dich.«
    »Vic, ich muß es wissen.« Sie sprach leise und dringlich – es war, als ob man den Streichern des Chicago Symphony Orchestra zuhört. »Dieser Wahlkampf bedeutet mir und meinen Leuten
alles.
Ich habe es dir letztes Wochenende gesagt. Ich kann es mir nicht leisten, daß jemand in den Büschen auf der Lauer liegt, um mich abzuschießen.«
    Ich hatte einen zu langen Tag hinter mir, als daß ich mich hätte noch besonders zartfühlend geben können. »Roz, es ist mir egal, ob du mit Boots oder dem ganzen Countyrat geschlafen hast, damit du aufgestellt wirst. Mich plagt nur,

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