Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Titel: Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
Vom Netzwerk:
Tantchen
    Als ich nach Hause kam, war die Sonne untergegangen, aber der Himmel schimmerte noch. Ich ging langsam nach oben in mein Wohnzimmer, stellte mich ans Fenster und schaute hinaus. Vinnie, der Bankmensch, kam aus dem Haus und stieg in sein Auto, ein neues Modell von Mazda. Eine Schar von männlichen Teenagern zog Richtung Süden, brüllte rauhe Parolen und hinterließ Kartoffelchiptüten auf dem Trottoir.
    Ich ließ den Vorhang los und setzte mich in den Sessel. Ich wollte nichts Scheußliches über Roz erfahren. Ich wollte es wirklich nicht. Ich wollte starke Frauen in öffentlichen Ämtern, und sie war besser als die meisten. Warum also konfrontierte sie mich immer wieder damit?
    Ich hatte kein Licht gemacht. Im Zwielicht wirkte das Zimmer gespenstisch, ein Ort, an dem sich kein Leben regte. Das Gesicht der toten Cerise kam mir in den Sinn, und ich empfand eine unerträgliche Traurigkeit über die Vergeudung, die ihr Leben gewesen war. Und wieder stand ich, ohne es zu wollen, vor der quälenden Frage, was Bobby kurz nach der Entdeckung ihrer Leiche auf der Baustelle verloren hatte. Und weshalb war er gestern zu mir gekommen? Das hatte mich den ganzen Tag lang immer wieder geplagt wie ein empfindlicher Zahn, aber ich kam nicht dahinter.
    Ich hatte einen Klienten, die Ajax, für den ich einen Sachverhalt ermitteln mußte – ob Saul Seligman das Gebäude selbst niedergebrannt hatte. Wie jede Menge Menschen von Bobby Mallory zu Velma Riter und Ralph MacDonald mir immer wieder ins Gedächtnis riefen, gingen mich weder Cerise noch Roz etwas an. Und die Cops glaubten auch, das Indiana Arms gehe mich nichts an.
    Schließlich kam ich steif auf die Beine und ging bei Mr. Contreras vorbei, um mir den Hund auszuleihen. Manchmal ist der alte Mann so sensibel, daß er mir aufdringliche Fragen erspart. Heute abend war das gnädigerweise der Fall. Er übergab mir Peppy mit der strengen Ermahnung, ihr keinen Käse zu geben und auch sonst nichts, was ihrer empfindlichen Verdauung gefährlich werden konnte, und kehrte zur Glotze zurück.
    Ich ging mit Peppy einmal um den Block und kehrte in meine Wohnung zurück. Ihr schien das nur ein kläglicher Ersatz für einen richtigen Auslauf, aber als ich ihr denselben Teller Spaghettini mit getrockneten Tomaten und Pilzen zurechtmachte wie mir, wurde sie fröhlicher. Sie verschlang das Essen und legte sich auf meine Füße, während ich telefonierte.
    Murray Ryerson war Chicagos führender Gerichtsreporter. Er war seit fast elf Jahren beim
Herald-Star
, wo er es vom Vermischten über Raubmorde wegen ein bißchen Bargeld zu seiner jetzigen Position als Autorität für Verfilzung von Verbrechen und Politik in der Stadt gebracht hatte.
    Er schien nicht besonders begeistert darüber zu sein, daß ich mich meldete. Zeitweise hatten wir uns so gut vertragen, daß wir miteinander ins Bett gegangen waren, aber weil wir uns auf demselben Gebiet betätigen und starke Persönlichkeiten sind, ist es schwer, Konflikte zu vermeiden. Nach dem letzten berufsbedingten Zusammenstoß war Murray wütend gewesen. Er war noch nicht wieder aufgetaut. Er glaubte, ich hätte wichtige Teile einer Geschichte zurückgehalten, bis man mit ihnen nichts mehr anfangen konnte. In Wahrheit hatte ich ihm noch ganz andere Geschichten vorenthalten. Also hatte er vermutlich Grund, mir zu grollen.
    Heute abend ließ er mich säuerlich wissen, er habe viel zu tun. Wenn es etwas Geschäftliches sei, könne es bis morgen warten, wenn er wieder im Büro sei.
    »Hat sie einen Namen?« erkundigte ich mich fröhlich.
    »Mach’s kurz, Warshawski. Bin nicht in Stimmung.«
    Es war leicht, mich kurz zu fassen, weil ich nicht viel zu sagen hatte. »Roz Fuentes. Sie glaubt, daß ich glaube, daß sie etwas zu verbergen hat. Gibt’s da was?«
    »Gott, Vic, das weiß ich nicht. Mußt du mich denn zu Hause belästigen, bloß um mich das –«
    »Es ist wichtig«, unterbrach ich ihn. »Weißt du, wer Ralph MacDonald ist?«
    »Du vergeudest meine Zeit, Warshawski. Jeder kennt Ralph MacDonald. Er liegt in Führung bei dem Wettbewerb um den Zuschlag für den neuen Stadion-, Laden- und Wohnkomplex.«
    Davon hatte ich noch nichts gehört. Murray gab überheblich zu verstehen, daß ich eben auch nicht alles wisse; bis jetzt sei das auch nur Gerede, weil Boots und MacDonald dick befreundet seien.
    »Und es ist wirklich nicht nötig, daß du mich zu Hause anrufst, um mich daran zu erinnern, daß Ralph MacDonald einen Insiderdraht zu Bauprojekten

Weitere Kostenlose Bücher