Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks
im County hat. Er und Boots sind zusammen aufgewachsen. Sie sind gemeinsam groß geworden. Das weiß jeder. Komm also zum Thema oder leg auf.«
Ich starrte das Telefon finster an, marschierte aber im besten Pfadfinderstil weiter. »Ralph hat was zu tun mit einer Frau, die ich kenne – Marissa Duncan. Sie ist so eine Art politische PR-Dame, organisiert Spendenpartys, solche Sachen. Sie hat ihn heute abend in ihr Haus in Lincoln Park zitiert, damit er mir sagt, ich soll Roz in Ruhe lassen.«
»Ja, ich kenne Marissa. Sie ist überall, wo sich die richtigen Leute treffen. Wenn sie und Ralph wollen, daß du sie in Frieden läßt, ist das keine Neuigkeit – sie wissen bestimmt, was für eine Nervensäge du bist. Das hätte wirklich Zeit bis morgen früh gehabt.«
Als ich nichts sagte, gab er widerwillig zu, er wisse nichts über Roz, was die Zeitung zurückhalte. Das kommt häufiger vor, als die vertrauensvolle Öffentlichkeit glauben möchte – sie bringen eine saftige Geschichte nicht, weil sie damit einem wichtigen Anzeigenkunden oder einem Kirchenführer auf die Zehen treten könnten. Oder, was noch schlimmer ist, sie warten ab und lassen die Sache wie eine Stinkbombe platzen, wenn sie möglichst vielen Menschen damit schaden können.
»Aber du überprüfst das morgen für mich?« insistierte ich.
»Nur wenn ich die Exklusivrechte für deinen Nachruf bekomme, Warshawski.«
Ich zog dem Telefon eine Grimasse. »Bei den Mengen von Fritten, die du frißt, überlebe ich dich bestimmt, Murray … Hast du irgend etwas mitbekommen über eine tote Heroinsüchtige, die auf der Rapelec-Baustelle gefunden worden ist?«
Ich spürte, wie er sich am Telefon darüber klarzuwerden versuchte, was der wahre Grund für meinen Anruf war, Roz oder die Süchtige. »Das ist mir entgangen«, sagte er vorsichtig. »Eine Freundin von dir?«
»Gewissermaßen.« Peppy stand auf und schnüffelte in der Ecke herum. »Ich habe sie identifiziert. Es kam mir nur seltsam vor, daß ein paar von den Spitzencops dort waren – hab gedacht, du weißt vielleicht etwas darüber. Tut mir leid, daß ich dich zu Hause behelligt habe – ich ruf dich morgen in der Redaktion an.«
»Warshawski – ach, zum Teufel mit dir. Such dir einen anderen, der deine Botengänge macht.« Er legte mit einem Knall auf.
Peppy hatte hinter dem Klavier etliche Wollmäuse gefunden, die sie unbedingt fressen wollte. Ich zog sie ihr aus dem Maul und suchte nach einem Tennisball, um ein kleines Hallenmatch mit ihr zu spielen. Sie sitzt gern auf dem Hinterteil und fängt den Ball auf, ohne ihn aufspringen zu lassen. Das Dumme daran ist, daß ich den Ball holen muß, wenn sie ihn nicht bekommt. Ich lag auf dem Rücken und fummelte ihn unter dem Klavier hervor, als das Telefon klingelte. Ich richtete mich auf, um den Hörer abzunehmen, und warf Peppy den Ball zu. Sie schaute angewidert zu, wie er an ihr vorbeiflog, und sackte niedergeschlagen auf die Vorderpfoten.
Es war Michael Furey. Ich versteifte mich sofort, dachte, Bobby müsse ihm als guter Patenonkel ein paar Ratschläge darüber erteilt haben, wie man am besten mit störrischen Frauen umging.
Auch Furey war unbehaglich zumute. Ich tat nichts, damit er sich entspannte. »Tut mir leid, dich so spät noch zu stören. Hast du einen Augenblick Zeit? Ich muß mit dir über etwas sprechen. Kann ich zu dir kommen?«
»Ist das Bobbys Idee?« wollte ich wissen.
»Na ja, ich meine, nicht daß ich zu dir komme, aber –«
»Du kannst ihm ausrichten, er soll sich aus meinen Angelegenheiten raushalten. Oder ich sag’s ihm selber.«
»Mach mir das doch nicht noch schwerer, als es sowieso schon ist, Vic. Sie ist nicht bloß deine Privatangelegenheit, auch wenn du das willst.«
Ich hielt den Hörer weg von mir und schaute ihn einen Augenblick an. »Du rufst nicht wegen – wegen Dienstag nacht an?« fragte ich blöd.
»Nein. Nein, darum geht es nicht. Obwohl ich zugebe, daß ich mich bei dir entschuldigen sollte. Es – es geht um deine Tante, und es ist wirklich nicht einfach, am Telefon darüber zu sprechen.«
Mein Herz preßte sich zusammen. »Ist sie tot?«
»Nein, oh nein, es ist nur – schau, es ist mir sehr unangenehm, daß ich es dir sagen muß, aber Onkel Bobby – der Lieutenant –, er hat gedacht, weil du und ich, weil wir befreundet sind – befreundet waren –, hörst du es lieber von mir.«
Wilde Phantasien darüber, Elena sei irgendwie verantwortlich für den Brand im Indiana Arms, mischten sich mit
Weitere Kostenlose Bücher