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Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Titel: Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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hängte den Schulterhalfter über mein Sweatshirt und ging.
    Als ich ins Erdgeschoß kam, fing Peppy hinter Mr. Contreras’ Tür eifrig zu bellen an. Sie hatte mich den ganzen Tag nicht gesehen, ihr hatte das Laufen gefehlt, und sie war fest entschlossen, mich nicht allein gehen zu lassen. Ihr Gebell folgte mir auf dem Weg zur Straße.
    Als ich in den Chevy stieg, steckte Vinnie den Kopf aus dem Vorderfenster. Er schrie etwas, aber ich war schon unterwegs und verstand es nicht.
    Ich fuhr zum Lake Shore Drive. Über den Dan Ryan Expressway wäre ich schneller ans Ziel gekommen, aber im Dunkeln fühlte ich mich den Baustellen und Umleitungen nicht gewachsen. Aus demselben Grund bog ich an der Congress Street vom Drive ab und fuhr die Michigan Avenue entlang, statt mich um die Baustellen hinter dem McCormick Place herumzuschlängeln.
    Der Mond war fast voll. Als ich die Straßenlampen auf der Südseite der Michigan Avenue hinter mir gelassen hatte, schuf sein kaltes Licht schwarzweiße Standfotos, beleuchtete Objekte, die pechschwarze Schatten warfen, mit unnatürlicher Helligkeit. Ich fühlte mich noch etwas schwach, weil mir schlecht gewesen war und ich in den letzten vierundzwanzig Stunden nur einmal gegessen hatte, aber mein Kopf war wunderbar klar. Ich konnte jeden Betrunkenen auf den Bänken im Grant Park ausmachen, und als ich in die Cermak Road einbog und dann in die Prairie Avenue, sah ich sogar die Ratten, die über die leeren Grundstücke huschten.
    Im Mondlicht wirkte Near South Side wie Berlin nach dem Krieg, um die starren Gerippe von Lagerhäusern und Fabriken Berge aus Backsteinschutt. Als ich an der Kreuzung zwischen Twenty-first Street und Prairie Avenue ausstieg, machte mich die Trostlosigkeit des Anblicks schaudern. Ich holte eine Taschenlampe aus dem Kofferraum und steckte sie in die Jakkentasche.
    Ich nahm die Smith & Wesson aus dem Schulterhalfter und schlich mit der Pistole in der rechten Hand durch die Schatten auf der Twenty-first Street. Ich war so nervös, daß ich auf eine Straßenkatze zielte. Sie fauchte mich an, ihre Augen glitzerten im Mondlicht, als sie an mir vorbeilief.
    Mein Herz hämmerte, aber trotzdem fragte ich mich, wieviel von Elenas Panik ich glauben sollte. Ich erinnerte mich an die vielen Male, die sie Tony mit dringlichen Hilferufen aus dem Bett geholt hatte, deren Anlässe sich dann als Ausgeburten ihres Säuferwahns erwiesen hatten. Das hier konnte durchaus eine weitere solche Nacht werden – vielleicht hätte ich Furey nicht alarmieren sollen.
    Die hartnäckigen Zweifel machten mich nicht unvorsichtig. Als ich in die Indiana Avenue kam, blieb ich eine Weile im Schatten einer aufgelassenen Autoersatzteilhandlung stehen, nur Auge und Ohr für irgendeine Bewegung. Ich hatte mir Sorgen gemacht, ob ich Elenas Versteck auf ihre vagen Angaben hin finden könne, aber außer dem Indiana Arms gab es in diesem Straßenstück nur noch eine Hotelpension. Das Mondlicht hob den toten Neonschriftzug des Prairie Shores Hotel hervor, auf halbem Weg bis zur nächsten Kreuzung auf meiner Straßenseite.
    Ich hörte ein Rascheln auf der anderen Straßenseite und ging in die Knie, die Pistole wieder im Anschlag, aber es war ein großer Plastiksack, den die allgegenwärtigen Ratten vom restlichen Müll losgerissen hatten. Wider Willen sah ich vor mir, wie ihre gelben Zähne nach meinen bloßen Händen schnappten; meine Hände kribbelten und wirkten unkontrollierbar, und ich steckte sie in die Achselhöhlen. Die Pistole grub sich in meine linke Seite. Ich preßte die Zähne zusammen und ging die Indiana Avenue hinunter.
    Mir gegenüber dräute das ausgebrannte Gemäuer des Indiana Arms. Die schneidende Nachtluft trug den beißenden Geruch der verkohlten Balken zu mir her, und ich kämpfte gegen den Niesreiz an. Als ich zur Ecke kam, sah ich das Telefon, aber keine Spur von meiner Tante. Ich schlich ein paarmal auf und ab, versucht, in mein Bett zurückzukehren. Schließlich rückte ich die Schultern gerade und ging auf das Prairie Shores Hotel zu.
    Die Fassade war mit Brettern vernagelt; ich lief vorsichtig um das Gebäude herum zur Rückseite. Die Tür dort war mit einer schweren Kette gesichert, aber auf der Nordseite bot ein kaputtes Fenster leichten Zugang.
    Ich leuchtete mit der Taschenlampe in die leere Fensterhöhle. Ich sah einen Teil der Speisekammer der alten Küche. Ich richtete das Licht auf alles, was ich vom Inneren sehen konnte. Niemand war da, aber ein Rascheln und sich

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