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Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Titel: Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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zusammengekniffenen Augen konnte ich in der Dunkelheit die Zeiger schwach erkennen: zehn nach vier. Ich versuchte, wieder einzuschlafen. In einem fremden Bett und nach dem bösen Traum, der mir noch nachging, konnte ich mich jedoch nicht entspannen. Kurz nach fünf gab ich auf und schlich mit meinen Kleidern auf Zehenspitzen ins Bad.
    In der Küche entdeckte ich neben dem Telefon einen Notizblock mit Spiralheftung. Ich riß ein Blatt ab und kritzelte ein paar Zeilen an Robin, in denen ich erklärte, warum ich ging; dann schlüpfte ich leise hinaus.
    Um halb sechs erwachte die Stadt gerade erst zum Leben. In einer Reihe von Fenstern brannte schon Licht – in einer Arbeitergegend, wo der Tag früh anfing –, aber ich war allein unterwegs, bis ich auf eine Hauptverkehrsstraße kam.
    In meiner Wohnung fühlte ich mich so müde, daß ich wieder ins Bett ging. Dieses Mal gelang es mir, bis acht zu schlafen. Als ich wieder aufstand, fühlte ich mich schlapp und desorientiert. Ich zog Sweatshirt und Slip an und saß um neun, als Furey anrief, noch in der Küche, las die Zeitung und trank Kaffee.
    »Du wolltest mich doch gestern abend anrufen, Vic.«
    Mir gefiel die zornige Ungeduld in seinem Ton nicht. »Ja, wollte ich, Michael, aber ich hab’s verschwitzt. Wenn ich etwas zu berichten gehabt hätte, dann hätte ich vielleicht daran gedacht. Aber die Frau hat mich nicht einmal in die Wohnung gelassen.«
    »Sag mir doch ihren Namen, dann versuch ich’s mal.« Sein Ärger wich schmeichelnder Nachsicht.
    »Laß die Geschichte doch ruhen, Furey. Elena tut doch keinem was. Ihr habt doch jede Menge Morde und Vergewaltigungen und so weiter am Hals, die euch bei Laune halten. Sie wird schon wieder auftauchen, blau und reuig, und ich glaube nicht, daß es bis dahin nötig ist, städtische Gelder für sie hinauszuschmeißen.«
    »Wir tun es doch nur, weil Onkel Bobby dir die Peinlichkeit ersparen wollte, sie aus dem Frauengefängnis herauszuholen«, sagte er steif. »Wenn es nach mir ginge, ich würde keine Zeit damit vergeuden, nach ihr zu suchen.«
    »Dann ruf ich Bobby an und sag ihm, daß es mir auch egal ist.« Ich hatte die Uhr im Blick und erinnerte mich plötzlich an meine Termine. Verflucht noch mal. Schon seit zwanzig Minuten hätte ich im Daley Center sein und mich um Darrough Grahams Auftrag kümmern sollen.
    »Tut mir leid, Michael – ich hab’s eilig.«
    »Warte, Vic«, sagte er dringlich. »Sag dem Lieutenant nichts. Der reißt mir den Arsch auf, wenn er hört, daß ich mich bei dir über ihn beklagt habe.«
    »Okay«, sagte ich gereizt, »aber wenn das so ist, dann hör auf damit, mich auszuquetschen. Sobald ich sie sehe oder von ihr höre, sag ich dir Bescheid. So long.«
    Ich knallte den Hörer auf und lief ins Schlafzimmer. Als ich den Reißverschluß der Jeans hochzog, klingelte das Telefon erneut. Erst ließ ich es läuten, dachte, es sei vermutlich Furey, dann beugte ich mich dem Druck der Klingel.
    »Ich will Victoria Warchassy sprechen.« Die Stimme mit Akzent gehörte dem Mann bei Alma Mejicana, mit dem ich gestern gesprochen hatte.
    Er sagte ›Warchassy‹. Nachdem ich meinen Namen korrekt genannt hatte, fragte ich, wer sie sprechen wolle.
    »Hier ist Luis Schmidt, Warchassy. Ein Vögelchen hat mir zugezwitschert, daß Sie meinem Trupp am Ryan hinterherschnüffeln. Ich rufe an, um Ihnen zu sagen, daß Sie sich um Ihren eigenen Kram kümmern sollen.«
    »Ich glaube, Sie haben die falsche Nummer«, sagte ich. Ich nahm den Hörer vom Ohr, während ich mir einen gelben Baumwollpullover über den Kopf zog. »Hier ist niemand namens Warchassy.«
    »Das ist nicht Victoria Warchassy? Privatschnüfflerin?« fragte er wütend.
    »Ich bin Privatermittlerin, aber mein Nachname lautet ›Warshawski‹.« Ich blieb bei meinem liebenswürdigen Ton.
    »Das sage ich doch, Sie Miststück. Ich spreche mit Ihnen. Wenn Sie wissen, was gut für Sie ist, stecken Sie Ihre verfluchte Nase nicht in die Angelegenheiten anderer Leute.«
    »Oh, Looey, Looey, eben haben Sie das Zauberwort gesprochen. Ich kann es schlicht und einfach nicht leiden, wenn fremde Männer mich ein Miststück nennen. Nun haben Sie sich jede Menge Interesse an dem eingehandelt, was Alma Mejicana am Ryan wirklich macht.«
    »Ich warne Sie, Warchassy. Halten Sie sich aus Sachen raus, die Sie nichts angehen. Oder es könnte Ihnen sehr, sehr leid tun.« Der Hörer wurde auf die Gabel geknallt.
    Ich band die Laufschuhe zu und nahm zwei Stufen auf einmal die

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