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Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Titel: Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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angeschlagenen Kopf wider, brachte Spiralen vor meinen geschlossenen Augen zum Tanzen.
    Als ich es wieder an der Tür versuchte, brachte ich sie zum Rütteln, aber sie ging nicht auf. »Komm schon, blödes Hirn, denk«, forderte ich mich laut auf. Wenn die Tür nicht aufging, nachdem ich das Schlüsselloch zerschossen hatte, mußte sie zugenagelt sein, nicht abgeschlossen. Ich war zu erschöpft, um herauszufinden, wo die Nägel saßen, und um sie herum zu schießen. Ich jagte vier Schüsse in die Angeln, wappnete mich jedesmal gegen den Rückstoß, den Knall. Nach dem letzten Schuß war die Luft so rauchig, dröhnte mein Kopf derart, daß ich in die Knie ging. Ich kotzte noch mehr Galle und ruhte mich aus, japste nach Luft, versuchte, meinen vibrierenden Kopf zur Ruhe zu zwingen.
    Als ich schließlich wieder auf die Beine kam, stieß ich gegen die Tür. Nun war ich so schwach, daß ich nicht viel Kraft in den Stoß legen konnte, aber ich spürte, wie die Tür etwas nachgab. Ich steckte die Pistole in den Halfter zurück, holte tief Luft und rammte die rechte Schulter gegen die Tür. Auf der anderen Seite splitterte etwas. Ich stieß wieder zu und spürte, wie die ganze Füllung nachgab. Ich streckte den Arm aus, um nachzuforschen, und stellte fest, daß das morsche Holz gebrochen und ein großes gezacktes Loch entstanden war.
    Als ich mich gegen den Türpfosten lehnte, um Luft zu holen und meinen Kopf zu beruhigen, kam es mir so vor, als sei der Rauch im Flur stärker als im Raum: Das war kein Pistolenrauch, das war ein Brand.
    Ich roch den Rauch, seit ich zu mir gekommen war, weil das verfluchte Gebäude brannte. Kein Überbleibsel vom Indiana Arms. Ein frisches, neues Feuer, eigens für mich gelegt. Das Gebäude, in dem ich war, brannte. Jemand hatte mich bewußtlos geschlagen, in den Raum gesperrt und Feuer gelegt. Im Prairie Shores Hotel, so war der Name. Ich sah es vor mir, wie der tote Neonschriftzug leicht in der Nachtluft schwankte.
    Ungeheuer hilfreich, daß du dich mit deinem letzten Gedanken beglückwünschen kannst, du hast deinem trägen Gehirn immerhin den Namen entrissen. Versuch’s lieber mit etwas Arbeit. Sonst wühlt Robin Bessinger morgen früh im Schutt nach deinen verkohlten Knochen.
    Ich ging zurück zu meiner Tante, versuchte mir auszudenken, wie ich sie hochbringen konnte. Vom Denken tat mir der ganze Kopf weh. Ich mußte gegen den überwältigenden Impuls ankämpfen, mich hinzulegen und auszuruhen, auf die Chance zu vertrauen, daß ich rechtzeitig wieder aufwachte.
    Elena wog nicht viel, aber selbst wenn ich in Form gewesen wäre, ich hätte sie nicht weit tragen können. Ich befürchtete, ich könnte ihr, in ihrem verletzten Zustand, falls ich sie mitschleifte, den Rest geben, aber welche Wahl hatte ich? Falls ich sie auf der Matratze liegenließ… Das mochte noch schwieriger sein, aber die Matratze wäre ein guter Schutz, falls wir durch Feuer mußten.
    Die Matratze hatte Griffe an beiden Seiten, aber nicht an den Schmalseiten. Ich nahm die Schlüssel aus der Hosentasche und riß zwei Schlitze in den Bezug. Falls der Stoff nicht riß, mußte das reichen. Ich stolperte zu Elenas Matchsack hinüber und zerrte die Tragriemen heraus. Schon diese Anstrengung brachte mich zum Keuchen und schickte wieder eine Welle von Schmerz durch mein Gehirn. Ich mußte mich gegen die Wand lehnen, ehe der Schmerz sich so weit legte, daß ich gehen konnte.
    Ich zog den Riemen durch die Schlitze im Matratzenbezug. Ehe ich mit der Schlepperei anfing, kniete ich mich noch einmal hin und fühlte nach Elenas Herz. Es schlug immer noch, unregelmäßig.
    Ich legte mir den Matchsackriemen um die Schultern und zurrte die Enden um die Taille. Ich beugte mich leicht vornüber gegen das Gewicht in meinem Rücken und schleppte die Matratze zur Tür. Als ich so weit war, ließ ich den Riemen los und manövrierte die Matratze sacht von Hand auf den Flur – ich wollte nicht, daß sich Elena an der zersplitterten Tür den Kopf anstieß.
    Auf dem Flur begann der Weg, der zum Alptraum wurde. Um uns herum quiekten die Ratten, vom Feuer verstört, und versuchten, tief in die Eingeweide des Gebäudes einzudringen. Sie liefen mir ständig über die Füße. Ich wußte, daß sie auch über die Matratze, über den Körper meiner Tante krochen. Bei dem Gedanken schauderte mir, und ich war einer Ohnmacht nahe.
    Ich stützte mich mit der Hand an der Wand ab und zwang mich zu einem klaren Kopf, zwang mich, das, was sich hinter mir

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