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Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Titel: Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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mir gegen Magenschmerzen immer löffelweise Cola eingeflößt, ein Wundermittel.
    Ich setzte mich auf und empfand einen so stechenden Schmerz, daß ich aufschrie. Und unter dem Schmerz begriff ich, daß ich nicht zu Hause im Bett war – ich hatte auf einer Couch gelegen, die so übel stank, daß ich es nicht einmal des schmerzenden Kopfes wegen über mich brachte, mich wieder zurückzulegen.
    Ich saß mit dem Kopf auf den Knien da. Es war eine Couch ohne Kissen. Als ich vorsichtig die Hand ausstreckte, spürte ich die herausquellenden Büschel der Polsterung. Die tastende Hand berührte ein Bein. Ich zuckte so schnell zurück, daß die Lichter mir wieder vor den Augen tanzten und ich würgte. Als sich die Krämpfe legten, langte ich vorsichtig hin und spürte es wieder. Eine dünne, knochige Kniescheibe, der Saum eines dünnen Baumwollkleides.
    Elena. Sie hatte mich angerufen, mich zum ausgebrannten Gemäuer des Indiana Arms bestellt. Und dann? Wie war ich bewußtlos geworden? Das Denken tat weh. Ich hob die Hand und berührte die schmerzende Stelle. Eine schöne Beule, von der Konsistenz roher Leber und genauso appetitlich. War ich geschlagen worden? Oder hingefallen? Ich konnte mich nicht erinnern, und der Versuch war viel zu anstrengend.
    Aber auch Elena war verletzt. Oder sinnlos betrunken. Ich tastete in der Dunkelheit nach ihrem Brustkorb. Ich spürte ihr Herz unter dem dünnen Stoff. Es schlug flach und unregelmäßig. Und sie hatte eine Kopfverletzung. Sie war geschlagen worden, jemand hatte meinen Namen gerufen, damit ich glaubte, sie rufe nach mir, und die ganze Zeit hatte sie bewußtlos hier gelegen. Und dann hatte er (sie? das heisere Flüstern hatte nach Elena geklungen) mich bewußtlos geschlagen.
    Ich war froh darüber, daß ich mich an die Ereignisse der Nacht erinnerte, und saß eine Weile reglos da. Mein Gedächtnis war jedoch nicht ganz in Ordnung. Ich war nicht ins Indiana Arms gekommen, sondern in ein aufgelassenes Hotel auf der anderen Straßenseite. Nur der beißende Rauchgeruch hatte mich auf den Gedanken gebracht, ich sei in Elenas alter Pension.
    Ich lehnte mich gegen die verdreckten Polsterreste, um meine Augen auszuruhen. Der beißende Geruch ging nicht weg. Ich hatte nicht den Eindruck gehabt, der Wind sei heute nacht so stark, daß er Asche über die Straße wehte, und außerdem, wie intensiv war der Brandgeruch zwei Wochen später? Etwas anderes brannte, ein anderer Teil der Near South Side ging in Rauch auf. Nicht mein Problem. Mein Problem war, wieder soweit auf die Beine zu kommen, daß ich hier herauskam.
    Ich hatte eine Taschenlampe mitgebracht. Ich kämpfte gegen die Übelkeit an und ging auf alle viere, um sie zu suchen. Während ich über den stinkenden Boden kroch, stieß ich gegen ein Stück hartes Metall. Meine Pistole, begriff ich, nachdem ich blind danach getastet hatte. Ich hob die Smith & Wesson auf. In der Dunkelheit prüften meine Finger mechanisch, ob sie gesichert war, ehe ich sie in das Schulterhalfter steckte.
    Ich fand die Taschenlampe nicht, nur Stücke eines zernagten Kissens. Als ich einen warmen kleinen Körper berührte, konnte ich einen Aufschrei nicht unterdrücken. Ich kam wankend hoch; in meinem Kopf drehte sich alles. Ich konnte mich nicht dazu zwingen, weiter den Boden abzusuchen. Wir mußten den Weg im Dunkeln finden.
    Ich tappte im Raum herum, stolperte über namenlose Formen, stieß mit so viel Wucht gegen Sprungfedern, daß ich mir die Rippen prellte und Tränen über mein Gesicht strömten. Gut. Das ist gut, V.I. Der Schmerz in der Seite wird dich davon abhalten, dich mit deinem blöden Kopf zu beschäftigen. Das hilft dir gar nichts, beachte ihn nicht. Oder noch besser, schraub ihn ab und laß ihn auf der Couch liegen.
    Als ich schließlich die Tür fand, brachte ich sie nicht auf. Ich zog mit aller Kraft daran, bewegte sie aber kein Stück vom Fleck. Vielleicht machte ich es falsch, vielleicht ging sie nach außen auf. Aber mein ganzes Geschiebe half nichts. Ich war eingeschlossen.
    Ich hätte mich am liebsten auf den Boden gesetzt und vor Ärger geheult, aber der Gedanke an die warmen kleinen Fellbälle hielt mich auf den Beinen. Es ist okay, Vic, es ist ein lösbares Problem. Du tust dir nur leid, weil dein Kopf schmerzt.
    Ich zog die Smith & Wesson aus dem Halfter, entsicherte sie, hielt sie ans Schlüsselloch und schoß. Der Rückstoß fuhr mir in den Arm und zerrte meine Schulter. Der Knall in dem kleinen Raum hallte wahnsinnig in meinem

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