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Brandung des Herzens

Titel: Brandung des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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gehen?«
    Willow musterte den großen Mann dicht vor sich. Er war bewaffnet, und seine Augen schimmerten wie gehämmertes Metall. Ihr erster Eindruck von Caleb Black hatte sie nicht getrogen.
    Er war gefährlich.
    Dann erinnerte Willow sich, wie liebevoll er Roses Wangen mit den Fingerspitzen berührt hatte. Caleb war so hart wie Stahl, doch er war auch ein anständiger, rechtschaffener Mann. Bei ihm würde sie sicher sein. Sie wußte es mit einer inneren Gewißheit, die sie nicht in Frage stellte.
    »Ja«, antwortete sie.
    Caleb blickte sie einen Moment überrascht an, aber dann erwiderte er nur: »Machen Sie sich fertig. Wir reiten in einer Stunde los.«
    »Was? Aber es ist schon dunkel, und...«
    »In einer Stunde, Lady. Seien Sie pünktlich bei dem Mietstall am Ende der Straße, sonst komme ich und schleife Sie eigenhändig aus Ihrem Zimmer heraus.«
    Eine Stunde und drei Minuten später klopfte jemand ungeduldig an die Tür zu Willows Hotelzimmer. Willow war gerade dabei, einen der vielen widerspenstigen Knöpfe am Oberteil ihres Reitkostüms zu schließen, und erstarrte mitten in der Bewegung.
    »Wer ist da?« fragte sie, einen Knopf durch das kleine Knopfloch in dem schweren Wollstoff schiebend.
    »Caleb Black. Sie sind zu spät dran.«
    Die Stimme war so tief, bezwingend und atemberaubend männlich, wie Willow sie in Erinnerung hatte. Ein eigenartiges Kribbeln breitete sich in ihrer Magengrube aus. Das Gefühl überraschte sie, denn sie hatte bisher noch nie Angst vor Männern gehabt.
    Dann ging Willow auf, daß sie sich nicht wirklich vor Caleb fürchtete. Er war ganz einfach anders als alle Männer, die sie jemals gekannt hatte, und das machte es ihr unmöglich, vorauszuberechnen, was er als nächstes tun würde. Oder wie sie selbst reagieren würde. Seine Fähigkeit, Schmetterlinge in ihrem Bauch tanzen zu lassen, indem er einfach nur durch eine geschlossene Tür mit ihr sprach, war mehr als beunruhigend.
    »Ich komme gleich. Bitte gedulden Sie sich noch ein paar Minuten«, erwiderte Willow, und ihre Stimme klang ungewöhnlich heiser.
    »Sie werden in dreißig Sekunden herauskommen, sonst hole ich Sie.«
    »Mr. Black...«
    Was immer Willow hatte sagen wollen, endete in einem rauhen Laut der Bestürzung, als sie einen Schlüssel im Türschloß schaben hörte.
    »Ich bin nicht angezogen!«
    »Noch zwanzig Sekunden.«
    Willow verschwendete keine Zeit mit Streitereien. Ihre Finger flogen über die Knöpfe. Dennoch war es ihr nicht gelungen, das Oberteil bis über ihre Brüste hinauf zu schließen, als die Tür aufging. Als sie Calebs breite Schultern den Türrahmen ausfüllen sah, war sie einen Moment lang zu schockiert, um sich zu rühren. Der feine, mit zarten Blumenstickereien verzierte Batist ihres Mieders war unverhüllt sichtbar und darüber der samtige Schatten zwischen den schwellenden Rundungen ihrer Brüste.
    Willow errötete bis zu den Wurzeln ihrer goldenen Haare. Hastig ergriff sie die Kanten ihres Oberteils und zog sie über ihren Brüsten zusammen. Unter der Röte der Verlegenheit auf ihren hohen, feingemeißelten Wangenknochen brannte Zorn.
    »Verlassen Sie sofort mein Zimmer!«
    »Regen Sie sich nicht gleich auf, Mädchen«, sagte Caleb ungerührt, während er die Tür hinter sich schloß. »Sie haben nichts, was ich nicht schon anderswo gesehen hätte.«
    Schockiert erwiderte Willow das einzige, was ihr in den Sinn kam. »Wie sind Sie an den Schlüssel gekommen?«
    »Ganz einfach. Ich habe danach gefragt. Welche von diesen Reisetaschen nehmen Sie mit?«
    Mehrere Augenblicke lang kämpfte Willow darum, ihre Fassung zu bewahren. Caleb mochte vielleicht nicht viel Rücksicht auf ihr Schamgefühl nehmen, aber er machte keinen Versuch, die Situation auszunutzen. Sein Blick auf ihr halb offenes Oberteil und die volle Rundung ihrer Brüste über der Spitzenkante des Mieders hatte völliges Desinteresse signalisiert. Sie hätte erleichtert sein sollen, daß er sie als verheiratet betrachtete und somit tabu für ihn.
    Statt dessen ertappte Willow sich dabei, daß sie mehr als nur ein bißchen irritiert war über Calebs mangelndes Interesse an ihr als Frau. Die Unvernunft ihrer Reaktion machte sie nur noch ärgerlicher.
    »Ich nehme mein ganzes Gepäck mit«, erklärte Willow.
    Caleb schüttelte den Kopf. »Suchen Sie eine Tasche aus.«
    »Aber...«
    »Wir haben keine Zeit für lange Diskussionen«, unterbrach er sie ungeduldig. »Wir brechen jetzt auf, und wir können uns nicht mit überflüssigem

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