Brandung des Herzens
Gepäck belasten. Es braut sich ein Sturm zusammen. Wenn wir schnell genug von hier wegkommen, besteht die gute Chance, daß unsere Spuren ausgelöscht sind, bevor überhaupt jemand merkt, daß wir fort sind.«
Willow fiel wieder Johnny Slaters Rachedrohung ein, und sie runzelte die Stirn. »Glauben Sie, Slaters Bruder wird versuchen, uns zu folgen?«
»Slater und jeder andere Mann, der es darauf abgesehen hat, eine Frau und teure Pferde umsonst zu bekommen. Das ergibt eine ganze Menge Männer, und keiner von ihnen gehört zu der Sorte, die sonntags den Gottesdienst besuchen.«
»Mr. Black, ich bin keine >Frau, die man umsonst bekommt<.«
Er zuckte die Schultern. »Schön. Sie sind eine teure Frau. Welche Tasche wollen Sie mitnehmen?«
Willow getraute sich nicht zu sprechen. Sie ging zu den kleineren Taschen, nahm aus jeder ein paar Dinge heraus und stopfte sie in die große Reisetasche.
»Diese hier«, sagte sie gepreßt.
Caleb griff nach der Tasche und wandte sich ab - ohne sich auch nur einen Seitenblick auf die verlockende Stelle zu gestatten, wo Willows Oberteil auseinanderklaffte. Der eine flüchtige Blick, den er beim Betreten des Zimmers riskiert hatte, war mehr als genug gewesen. Die sanften Kurven und verführerischen Schatten ihres Körpers hatten seinen Schaft augenblicklich erregt. Es hatte ihn ein ungeheures Maß an Selbstbeherrschung gekostet, nicht ihre Hände wegzuschieben und sich zu ihren Brüsten hinunterzubeugen, um herauszufinden, ob sie sich unter seiner Zungenspitze auch nur halb so weich und süß anfühlten, wie sie aussahen.
»Südstaatenlady«, erklärte Caleb, ohne Willow anzublicken, »wir...«
»Mein Name ist Willow Moran.«
»... wir gehen nicht auf einen Ball«, fuhr er fort, ihren Einwand ignorierend. »Dieses feine Reitkostüm, das Sie da tragen, ist so nutzlos wie ein Flush mit vier Karten. Wenn der lange, weite Rock naß wird, wird er mehr wiegen als Sie. Ziehen Sie etwas anderes an.«
»Zum Beispiel?«
»Hosen«, erklärte er kurz und bündig.
Willow blinzelte. Er war tatsächlich ein praktischer Mann.
»Das ist unmöglich«, sagte sie, gleichermaßen zu sich selbst wie zu Caleb.
»Indianerfrauen tragen immer Hosen. Wir machen keinen Sonntagsausflug. Wir werden einen Teil des rauhesten und unwegsamsten Landes durchqueren, das Gott diesseits der Hölle erschaffen hat. Das letzte, was Sie gebrauchen können, ist meterweise Stoff, der um Sie herumflattert und sich in jedem Zweig verfängt.«
»Ich werde eben einfach mein Bestes geben müssen. Ich habe sonst nichts Passendes anzuziehen.«
Gegen besseres Wissen blickte Caleb über seine Schulter zurück auf Willow. Das Licht der einzigen Lampe im Raum spiegelte sich in seinen Augen wider und ließ sie aussehen, als loderten Flammen in ihnen.
»Dann ziehen Sie wenigstens die Unterröcke aus«, sagte er brüsk.
»Das geht nicht. Sie sind in den Saum des Reitkostüms eingenäht.«
Ein Regenschauer prasselte gegen das Fenster. Donner grollte in der Ferne. Caleb betrachtete den dunklen Wasserfilm auf den Fensterscheiben, schüttelte den Kopf und öffnete die Tür. Ein schneller Blick versicherte ihm, daß sich niemand im Korridor befand. Mit einer knappen Geste bedeutete er Willow, ihm durch die Tür zu folgen.
»Was ist mit dem Rest meines Gepäcks?« wollte sie wissen.
»Es wird in Roses Pension warten, wenn Sie zurückkommen.«
Ohne ein weiteres Wort trat Willow an Caleb vorbei in den dunklen Flur und bemühte sich, ihn dabei nicht zu berühren. Es war unmöglich. Er ließ kaum Platz, als er in der Türöffnung stand. Erneut wurde sich Willow seiner Größe und Kraft bewußt, und die Erkenntnis ließ ihr das Blut in die Wangen schießen, und wieder konnte sie dieses seltsame Prickeln von ihrem Brustbein bis hinunter zu ihren Knien fühlen.
Die wenigen Flurlichter waren erst vor kurzem gelöscht worden, und die Luft war erfüllt vom Geruch schwelender Lampendochte.
»Nach links«, befahl Caleb leise.
Willow wandte sich nach links, fragte sich, wohin sie ging, denn die Hotelhalle lag zu ihrer Rechten.
»Mr. Black, wo...«
»Leise«, unterbrach er sie hastig.
Ein Blick über ihre Schulter überzeugte Willow davon, daß dies nicht der richtige Zeitpunkt war, um Caleb mit Fragen zu bestürmen. In der dunklen Reitkleidung, die er auch schon früher am Nachmittag getragen hatte, sah er wie ein riesiger Schatten aus, der sie verfolgte. Er machte auch nicht mehr Geräusche
als ein Schatten. Bis auf den Glanz seiner
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