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Brandzeichen

Brandzeichen

Titel: Brandzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Frau?«
    Nein.

    »Wegen des Mannes in dem weißen Labormantel?«
    Heftiges Wedeln: Ja. ja, ja.

    »Er hat also bei einem Arzt gelebt«, sagte Nora.
    »Vielleicht ein Tierarzt.«

    »Oder ein Wissenschaftler«, sagte Travis, einer Idee folgend, die ihm plötzlich gekommen war.
    Einstein wedelte ein >Ja<, als das Wort Wissenschaftler fiel.

    »Ein Forscher«, sagte Travis.
    Ja.

    »In einem Labor«, sagte Travis. Ja, ja, ja.
    »Du bist ein Laborhund?« fragte Nora. Ja.
    »Ein Versuchstier«, sagte Travis. Ja.

    »Und deshalb bist du so klug.« Ja.
    »Wegen etwas, das die mit dir gemacht haben.« Ja. Travis' Herz schlug wie wild. Sie standen jetzt tatsächlich in Verbindung, kommunizierten miteinander, bei Gott, nicht nur grobmaschig, auf die vergleichsweise primitive Art wie er und Einstein in jener Nacht, als der Hund aus Hundekuchen ein Fragezeichen gemacht hatte. Dies hier war Kommunikation höchst spezifischer Natur. Sie redeten, als wären sie drei Personen - nun, es war fast ein Gespräch -, und plötzlich würde nichts mehr so sein, wie es vorher gewesen war. Nein, in einer Welt, in der Menschen und Tiere den gleichen (wenn auch vielleicht verschiedenartigen) Verstand besaßen, in der sie sich dem Leben unter den gleichen Bedingungen stellten, mit den gleichen Rechten, den gleichen Hoffnungen und Träumen, konnte nichts mehr so sein, wie es einmal gewesen war. Schön. Okay. Vielleicht machte er jetzt zu viel daraus. Nicht allen Tieren war plötzlich Bewußtsein und Intelligenz auf menschlichem Niveau gegeben; dies war nur ein Hund, ein Versuchstier, vielleicht das einzige seiner Art. Aber Herrgott! Herrgott! Travis starrte den Retriever beinahe ehrfürchtig an, und es lief ihm eisig über den Rücken, nicht aus Furcht, sondern aus Staunen. Nora sprach zu dem Hund, und aus ihrer Stimme war dieselbe Ehrfurcht herauszuhören, die Travis für kurze Zeit sprachlos gemacht hatte:
    »Die haben dich nicht einfach laufen-lassen, oder?« Ein Bellen. Nein.
    »Du bist ihnen davongelaufen?« Ja.
    »An jenem Dienstagmorgen, als ich dich im Wald fand?« fragte Travis.
    »Warst du da gerade weggelaufen?« Einstein bellte weder, noch wedelte er mit dem Schweif.

    »Tage vorher?« fragte Travis. Der Hund winselte.
    »Er hat wahrscheinlich einen Zeitsinn«, sagte Nora,  »weil praktisch alle Tiere dem natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus folgen, nicht wahr? Sie haben instinktive Uhren, biologische Uhren. Aber wahrscheinlich hat er keine Vorstellung von Kalendertagen. Er versteht wirklich nicht, wie wir die Zeit in Tage, Wochen und Monate aufteilen, also kann er Ihre Frage nicht beantworten.«
    »Dann ist das etwas, was wir ihm beibringen müssen«, sagte Travis. Einstein wedelte heftig mit dem Schweif.
    »Davongelaufen ...«, meinte Nora nachdenklich. Travis glaubte zu wissen, was sie jetzt dachte, und so sagte er, zu Einstein gewendet:
    »Die werden dich suchen, nicht wahr?« Der Hund winselte und wedelte mit dem Schweif, was Travis als ein besonders betontes - von Furcht betontes - >Ja< deutete.
    Eine Stunde nach Sonnenuntergang trafen Lemuel Johnson und Cliff Soames in Bordeaux Ridge ein. Ihnen folgten in zwei weiteren nicht gekennzeichneten Wagen acht NSA-Agentcn. Die ungeteerte, durch das Zentrum des Baugeländes führende Straße war von Fahrzeugen gesäumt, hauptsächlich Streifenwagen des Sheriffbüros sowie einigen Fahrzeugen der gerichtsmedizinischen Abteilung.
    Lem registrierte verstimmt, daß die Presse bereits eingetroffen war. Die Journalisten und die Fernsehcrews mit ihren elektronischen Kameras waren durch einen Polizeikordon, einen halben Block vor dem vermutlichen Schauplatz des Mordes, ausgesperrt. Die NSA hatte die Einzelheiten über den Tod Wesley Dalbergs im Holy Jim Canyon und die miteinander in Verbindung stehenden Morde an den Wissenschaftlern von Banodyne unterdrückt und eine aggressive Desinformationskampagne geführt. Dadurch hatte die Presse vo n der Verbindung, die zwischen diesen Ereignissen bestand, bisher keine  Kenntnis erlangt. Lem hoffte, daß die Hilfssheriffs, die die Sperren bewachten, zu Walt Gaines' engsten Vertrauten gehörten und auf die Fragen der Reporter mit steinernem Schweigen reagieren würden, bis man diesen eine überzeugende Geschichte auftischen konnte. Einige Absperrböcke wurden weggehoben, um die NSA-Fahrzeuge durch die Polizeilinien zu lassen, dann wieder zurückgestellt.
    Lem fuhr am Schauplatz des Mordes vorbei und parkte ein Stück dahinter am Ende der Straße. Er

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