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Brandzeichen

Brandzeichen

Titel: Brandzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Hügel, Kämme und Schluchten waren im mageren Schein des Halbmondes nur unbestimmte Silhouetten, die man mehr fühlte als sah. Von irgendwo weiter unten auf einer unbeleuchteten Straße war ein lautes Klappern zu hören, als wäre ein Stapel Bauholz oder Schindeln umgestoßen worden.
    »Es ist hier«, sagte Walt.
    »Vielleicht«, sagte Lem.
    »Aber wir werden nicht in der Dunkelheit nach ihm suchen, nicht bloß wir drei. Genau das will es nämlich.« Sie lauschten. Nichts mehr.
    »Wir haben die ganze Baustelle abgesucht, als wir zuerst hier eintrafen, bevor ihr ankamt«, sagte Walt.
    »Es muß euch immer einen Schritt voraus gewesen sein«, sagte Cliff.
    »Vielleicht hat es sich ein Spiel daraus gemacht,  euren Männern auszuweichen. Dann sah es uns kommen und hat Lem erkannt.«
    »Ja, von den paarmal, die ich Banodyne besucht habe«, pflichtete Lem ihm bei.
    »Ja, kann sein ... Wahrscheinlich hat der Outsider hier auf mich gewartet. Wahrscheinlich versteht er die Rolle, die ich in der Sache spiele, und weiß, daß ich die Suche nach ihm und dem Hund leite. Also wollte er den Kopf des Hilfssheriffs für mich hinterlassen.«
    »Um dich zu verhöhnen?« sagte Walt.
    »Um mich zu verhöhnen.« Sie schwiegen und suchten nervös die Schwärze in den halbfertigen Häusern und rund um diese ab. Die heiße Juniluft stand still. Eine Weile war das einzige, was man hören konnte, der lautende Motor des Sheriff-Wagens.
    »Es beobachtet uns«, sagte Walt.
    Wieder ein Klappern von umgeworfenem Baumaterial. Diesmal näher. Die drei Männer erstarrten, jeder blickte suchend in eine andere Richtung.
    Diesmal dauerte die Stille fast eine Minute.
    Als Lem gerade etwas sagen wollte, kreischte der Outsider. Es war ein fremdartiger Schrei, der ihnen eisige Schauer über den Rücken jagte. Diesmal konnten sie die Richtung feststellen, aus der er kam: von draußen, aus dem offenen Land, aus der Nacht hinter Bordeaux Ridge.

    »Jetzt entfernt er sich«, sagte Lem.
    »Er hat erkannt, daß wir uns nicht zu einer Suchaktion verleiten lassen, nur wir drei, deshalb verschwindet er, ehe wir Verstärkung holen können.«
    Wieder ein Kreischen, diesmal aus größerer Entfernung. Der unheimliche Schrei war wie scharfe Fingernägel, die über Lems Seele kratzten.

    »Am Morgen werden wir unsere Teams von der Marineabwehr in die Vorberge östlich von hier verlegen«, sagte er.
    »Wir werden das verdammte Ding festnageln. Bei Gott, das werden wir.«
    Walt wandte sich Lems Wagen zu, offensichtlich mit dem Gedanken befaßt, wie er sich an die unangenehme Pflicht machen solle, Teel Porters abgerissenen Kopf zu versorgen.
    »Warum die Augen?« fragte er.
    »Warum reißt er immer die Augen  heraus?«
    Lem beantwortete die Frage:
    »Zum Teil, weil das Monstrum verdammt aggressiv und blutrünstig ist; das steckt in seinen Genen. Und zum Teil, weil es ihm einfach Freude macht, Schrecken zu verbreiten, glaube ich. Und außerdem ...«
    »Was?«

    »Ich wünschte, ich würde mich nicht daran erinnern, aber  das tue ich doch - sehr deutlich sogar ...«
    Bei einem seiner Besuche bei Banodyne war Lem Zeuge einer beunruhigenden Unterhaltung - sofern man das Unterhaltung nennen konnte - zwischen Dr. Yarbeck und dem Outsider gewesen. Yarbeck und ihre Helfer hatten den Outsider eine Zeichensprache gelehrt, die der ähnelte, die man für die ersten Experimente mit höheren Primaten, etwa Gorillas, Mitte der siebziger Jahre entwickelt hatte. Es hieß, das erfolgreichste Versuchstier, ein Gorillaweibchen namens Koko, das im letzten Jahrzehnt häufig in den Nachrichtensendungen erwähnt worden war, habe ein Vokabular von etwa vierhundert Wörtern in Zeichensprache beherrscht. Als Lem den Outsider das letztemal gesehen hatte, verfügte dieser über ein wesentlich größeres Vokabular als Koko, wenngleich immer noch auf primitiver Ebene. Lem hatte in Yarbecks Labor zugesehen, wie die von Menschen geschaffene Monstrosität in dem großen Käfig mit dem Wissenschaftler eine komplizierte Folge von Handsignalen austauschte, während ein Assistent im Flüsterton übersetzte. Der Outsider zeigte heftige Feindseligkeit gegenüber jedermann und unterbrach seinen Dialog mit Yarbeck häufig, um in seinem Käfig in ungebändigter Wut herumzurennen, gegen die Eisenstangen zu schlagen und wütend zu kreischen. Für Lem war der Anblick abstoßend und erschreckend gewesen, aber gleichzeitig hatten ihn auch furchtbare Traurigkeit und Mitleid über das schlimme Los des Outsiders

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