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Brandzeichen

Brandzeichen

Titel: Brandzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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reizend dabei aus.
    »Können Enten steppen?« In einem Anfall von Albernheit, als Reaktion auf die geistige wie emotionelle Anstrengung, sich der schieren Vorstellung von einem Hund von der Intelligenz Einsteins zu stellen, sagte Travis:
    »Ich habe einmal eine Ente steppen sehen.«
    »So, wirklich?«

    »Ja, wirklich. In Vegas.«
    »Und in welchem Hotel?« fragte sie lachend.
    »Caesar's Palace. Und singen konnte sie auch.«
    »Die Ente?«
    »Mhm. Fragen Sie mich nach ihrem Namen.«
    »Wie hieß sie?«
    »Sammy Davis Duck, jr.«, sagte Travis, und dann lachten sie beide wieder.
    »Er war ein so großer Star, daß sie nicht einmal seinen ganzen Namen über den Eingang zu schreiben brauchten, um die Leute wissen zu lassen, wer dort auftrat.«
    »Sie haben wohl bloß >Sammy< hingeschrieben, hm?«
    »Nein. Bloß >Jr.<.« Einstein kehrte vom Fenster zurück, stand da und musterte sie, den Kopf leicht seitlich gelegt. Er versuchte sich sichtlich einen Reim darauf zu machen, weshalb sie sich so seltsam benahmen. Der konsternierte Gesichtsausdruck des Retrievers erschien Travis und Nora als das Komischeste, was sie je gesehen hatte. Sie lehnen sich aneinander, hielten einander fest und lachten wie die Narren. Der Retriever schnaubte beleidigt und kehrte zum Fenster zurück. Als sie langsam die Kontrolle über sich selbst zurückgewannen und ihr Gelächter verstummte, wurde Travis bewußt, daß er Nora festhielt, daß ihr Kopf auf seiner Schulter lag, daß der physische Kontakt zwischen ihnen stärker war als alles, was sie sich bisher gestattet hatten. Ihr Haar roch sauber und frisch. Er konnte die Körperwärme spüren, die von ihr ausging. Plötzlich sehnte er sich nach ihr und wußte, daß er sie küssen würde, wenn sie den Kopf von seiner Schulter hob. Im nächsten Augenblick sah sie auf, und er tat das, was er gewußt hatte, das er tun würde -er küßte sie, und sie küßte ihn. Ein oder zwei Sekunden lang schienen sie nicht wahrzunehmen, was geschah, was es bedeutete; einen kurzen Augenblick lang war es ohne Bedeutung, süß und völlig unschuldig, nicht ein Kuß der Leidenschaft, sondern nur einer, der Freundschaft und große Zuneigung ausdrückte. Dann veränderte sich der Kuß, ihr Mund wurde weich. Ihr Atem begann schneller zu gehen, ihre Hand spannte sich um seinen Arm, sie versuchte ihn zu sich heranzuziehen, murmelte etwas in ihrem Verlangen, und der Klang ihrer Stimme brachte sie wieder zu sich. Abrupt verspannte sich etwas in ihr, sie wurde sich seiner als Mann bewußt, ihre schönen Augen weiteten sich voll Staunen und Furcht - über das, was beinahe geschehen wäre. Travis zog sich sofort zurück, weil er instinktiv wußte, daß nicnt die Zeit dafür war, noch nicht. Wenn es einmal soweit war, daß sie sich liebten, dann mußte es genau richtig sein, ohne Zögern, ohne Ablenkung, weil sie sich den Rest ihres Lebens immer an ihr erstes Mal erinnern würden und weil die Erinnerung eine freudige und schöne sein sollte, wert, daß sie sie immer wieder hervorholten, tausendmal vorbeiziehen ließen, während sie zusammen alt wurden. Obwohl die Zeit noch nicht ganz gekommen war, ihre Zukunft in Worte zu kleiden, sie mit einem Gelübde zu bestätigen, hatte Travis doch keinen Zweifel, daß er und Nora Devon ihr künftiges Leben gemeinsam verbringen würden. Und er erkannte, daß er, im Unterbewußtsein, zumindest in den letzten Tagen, gewußt hatte, daß es unvermeidlich so kommen werde.
    Nach einem Augenblick der Verlegenheit, in dem sie sich voneinander lösten und sich darüber klarzuwerden versuchten, ob sie über diesen plötzlichen Wandel in ihrer Beziehung etwas sagen sollten, sagte Nora schließlich:
    »Er ist immer noch am Fenster.«
    Einstein preßte die Nase ans Glas und starrte in die Nacht hinaus.

    »Könnte es sein, daß er die Wahrheit sagt?« überlegte Nora.
    »Könnte noch etwas aus dem Labor entflohen sein, ein so bizarres Wesen?«

    »Wenn sie einen so klugen Hund hatten wie ihn, dann könnte ich mir vorstellen, daß sie auch noch andere, noch eigenartigere Dinge hatten. Und an jenem Tag damals war etwas im Wald.«

    »Aber es besteht doch keine Gefahr, daß es ihn findet? Nicht, nachdem Sie ihn so weit nach Norden gebracht haben.«

    »Keine Gefahr«, stimmte Travis ihr zu.
    »Ich glaube nicht, daß Einstein begreift, wie weit wir uns von der Stelle entfernt haben, wo ich ihn gefunden habe. Was immer dort im Wald war, kann ihn jetzt nicht aufspüren. Aber ich wette, die Leute aus dem Labor

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