Brandzeichen
in San Francisco einen illegalen Waffenhändler ausfindig gemacht und sich bei ihm besorgt, was sie brauchten. Natürlich hätten sie bei einem lizensierten Waffenhändler keine Umbausätze für die Uzis kaufen können, was in San Francisco sehr wohl möglich war; deshalb waren der Uzi-Karabiner und die Pistolen jetzt vollautomatisch. Travis ging von Zimmer zu Zimmer und vergewisserte sich, daß die Waffen sich jeweils am richtigen Platz befanden, frei von Staub waren, nicht geölt werden mußten und volle Magazine hatten. Er wußte, alles war in Ordnung, aber er fühlte sich einfach sicherer, wenn er diese Inspektion einmal die Woche durchführte. Obwohl er seit vielen Jahren keine Uniform mehr trug, waren das militärische Training und der Drill immer noch Teil seiner selbst und traten unter Druck schneller wieder an die Oberfläche, als erwartet. Er nahm sich eine Mossberg, ging mit Einstein um das Haus herum und machte an jedem der kleinen Infrarotsensoren Halt, die so unauffällig wie möglich vor Felsbrocken oder Pflanzen angebracht waren, an Baumstämmen, an den Haus-ecken und neben einem alten, verfaulten Föhrenstumpf am Rand der Einfahrt. Er hatte die Bauteile legal bei einem Elektronikhändler in San Francisco erworben. Das Zeug war etwas überholt, entsprach nicht dem letzten Stand der Sicherheitstechnik; aber er hatte sich dennoch dafür entschieden, weil er aus seiner Zeit bei Delta Force mit den Dingen vertraut war und sie für seine Zwecke ausreichten. Drähte führten unter der Erde von den Sensoren zu einer Alarmzentrale in einem der Küchenschränke. Wenn das System nachts eingeschaltet wurde, konnte nichts, das größer als ein Waschbär war, sich dem Haus auf mehr als zehn Meter nähern - oder die Scheune am hinteren Ende seines Grundstücks betreten -, ohne den Alarm auszulösen. Dann schlugen freilich keine Glocken an, heulten auch keine Sirenen, weil das den Outsider alarmieren und dazu führen würde, daß er wegrannte. Sie wollten ihn nicht verjagen - sie wollten ihn töten. Deshalb schaltete das System im Alarmfall in jedem Zimmer des Hauses Uhrenradios ein, die alle auf geringe Lautstärke eingestellt waren, um einen Eindringling nicht zu verscheuchen, aber laut genug, um Travis und Nora zu warnen.
Sämtliche Sensoren waren, wie gewöhnlich, an Ort und Stelle. Er brauchte nur die dünne Staubschicht abzuwischen, die die Linsen bedeckte.
»Der Burggraben ist in gutem Zustand, Mylord«, sagte Travis.
Einstein wuffte zustimmend.
In der rostroten Scheune überprüfte Travis die Anlage, von der er hoffte, daß sie dem Outsider eine unangenehme Überraschung bereiten würde.
In der Nordwestecke des düsteren Raumes, links von der großen auf Rollen laufenden Schiebetür, war an einem Wandgestell ein unter Druck stehender Stahltank befestigt. In der diagonal gegenüberliegenden Südostecke, an der Hinterwand der Scheune, hinter dem Pick-up und dem Toyota, war ein identischer Behälter an einer identischen Halterung verschraubt. Sie sahen wie große Propantanks aus, wie man sie häufig in Berghütten einsetzte, um mit Gas kochen zu können, aber sie enthielten kein Propan; sie waren mit Distickstoffmonoxyd gefüllt, das manchmal nicht ganz korrekt als >Lachgas< bezeichnet wurde. Der erste Hauch, den man davon einatmete, erheiterte einen tatsächlich, aber der zweite schlug einen k.o., ehe einem das Lachen über die Lippen kam. Zahnärzte und Chirurgen benutzten Lachgas häufig für die Anästhesie. Travis hatte es von einem Spezialhaus für Krankenhausbedarf in San Francisco gekauft. Nachdem er die Beleuchtung in der Scheune eingeschaltet hatte, überprüfte Travis die Ventile beider Tanks. Voll unter Druck. Außer der großen Schiebetür an der Vorderseite gab es an der Hinterseite noch eine kleinere, etwa mannshohe Tür; diese beiden waren die einzigen Zugänge. Die zwei Fenster oben auf dem Heuboden hatte Travis mit Brettern zugenagelt. Wenn nachts das Alarmsystem eingeschaltet wurde, blieb die kleine Hintertür unversperrt, denn sie hofften, der Outsider werde in der Absicht, das Haus aus dem Schutz der Scheune auszuspähen, in die Falle gehen. Wenn er die Tür öffnete und sich in die Scheune schlich, löste das einen Mechanismus aus, der die Tür hinter ihm zuschlug und versperrte. Die von außen verschlossene vordere Tür würde verhindern, daß er dort entkam. Gleichzeitig mit dem Zuschnappen der Falle würden die großen Tanks mit Distickstoffmonoxyd ihren Inhalt in weniger als
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