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Brandzeichen

Brandzeichen

Titel: Brandzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Tag.« Der Atem des schlafenden Hundes war normal, und Travis war nicht beunruhigt. Tatsächlich hatte er in bezug auf ihre Zukunft ein besseres Gefühl als seit langem. Die Inspektion ihrer Verteidigungseinrichtungen hatten ihm neues Vertrauen und neue Zuversicht gegeben, und er glaubte, daß sie mit dem Outsider, wenn er einmal ankam, zurechtkommen würden. Dank Garrison Dilworth waren bis jetzt - vielleicht sogar für immer - alle Versuche der Behörden gescheitert, sie aufzuspüren. Nora hatte sich wieder mit großer Begeisterung ihrer Malerei zugewendet, und Travis hatte beschlossen, nach der Eliminierung des Outsiders seine Maklerlizenz unter dem Namen Samuel Hyatt wieder zu nutzen. Wenn Einstein noch ein wenig träge war... nun, er war jedenfalls viel lebhafter, als er das eine Weile gewesen war, und morgen oder allerspätestens übermorgen würde er wieder ganz der alte sein. In dieser Nacht schlief Travis, ohne zu träumen. Am Morgen war er vor Nora wach. Bis er geduscht und sich angezogen hatte, war auch sie aufgestanden. Als sie in die Dusche ging, küßte sie ihn, knabberte an seiner Unterlippe und murmelte ihm verschlafen Liebesgeständnisse ins Ohr. Ihre Augen waren etwas geschwollen, ihr Haar zerzaust, sie hatte etwas Mundgeruch, aber trotzdem hätte er sie sofort ins Bett zurückgedrängt, wenn sie nicht gesagt hätte:
    »Probier's heute nachmittag, Romeo. Im Augenblick ist mein einziges Verlangen ein paar Eier, Schinken, Toast und Kaffee.«
    Er ging die Treppe hinunter und begann im Wohnzimmer damit, die Läden zu öffnen und das Morgenlicht ins Haus zu lassen. Der Himmel war verhangen und grau wie tags zuvor, also würde es ihn nicht überraschen, wenn es am Nachmittag regnete.
    In der Küche bemerkte er, daß die Tür zur Speisekammer offenstand und das Licht brannte. Er schaute hinein, ob Einstein da sei, aber das einzige Zeichen seiner Gegenwart war die Nachricht, die er irgendwann im Laufe der Nacht dort hinterlassen hatte:
    FIEDEL GEBROCHEN. KEIN ARZT. BITTE. WILL NICHT INS LABOR ZURÜCK. ANGST.
    Oh, Scheiße! Oh, Jesus!
    Travis trat aus der Speisekammer und rief:
    »Einstein!«
    Kein Bellen. Kein Tappen von Pfoten.
    Die Läden vor den Küchenfcnstern waren noch geschlossen, und der größte Teil des Raumes, den der schwache Lichtschein aus der Speisekammer nicht erreichte, lag im Halbdunkel. Travis schaltete das Licht ein.
    Einstein war nicht da.  Er rannte in sein Arbeitszimmer. Auch dort war der Hund  nicht.
    Mit fast schmerzhaft schnell schlagendem Herzen hetzte  Travis die Treppe hinauf, bei jedem Schritt zwei Stufen nehmend, schaute in das dritte Schlafzimmer, das eines Tages das Kinderzimmer sein würde, und schließlich in den Raum, den Nora als Atelier benutzte. Aber auch da war Einstein nicht, und ebenso nicht in ihrem Schlafzimmer, auch nicht unter dem Bett, unter das Travis in seiner Verzweiflung schaute. Einen Augenblick lang konnte er sich wirklich nicht vorstellen, wo der Hund sein könnte. Und so stand er da, lauschte auf Noras Gesang unter der Dusche - sie wußte nicht, was geschehen war -und wollte schon ins Badezimmer laufen, um ihr zu sagen, daß etwas passiert sei, etwas Schreckliches, da fiel ihm das Bad im Erdgeschoß ein. Also rannte er aus dem Schlafzimmer, den Korridor entlang die Treppe so schnell hinunter, daß er fast das Gleichgewicht verloren und gestürzt wäre. Und in dem Bad zwischen Küche und Arbeitszimmer im Erdgeschoß fand er, was zu finden er so sehr gefürchtet hatte.
    Das Bad stank. Der Hund hatte sich in seiner Rücksichtnahme in die Toilette erbrochen, aber nicht die Kraft -vielleicht auch nicht die Klarheit des Verstandes - besessen, die Spülung zu ziehen. Einstein lag auf dem Boden auf der Seite. Travis kniete neben ihm nieder. Einstein rührte sich nicht, war aber nicht tot - nicht tot, denn er atmete. Er atmete mit einem rasselnden Geräusch. Als Travis ihn anredete, versuchte er den Kopf zu heben, hatte aber nicht die Kraft, sich zu bewegen.
    Seine Augen. Herr im Himmel, seine Augen!
    Ganz sachte hob Travis den Kopf des Retrievers und sah, daß seine sonst so wundervoll ausdrucksvollen braunen Augen von einem milchigen Schleier überzogen waren. Ein wäßriger gelber Ausfluß quoll daraus hervor, hatte sich im goldgelben Pelz verkrustet. In Einsteins Nasenlöchern hing eine ähnlich klebrige Masse und zog leichte Blasen.
    Travis legte dem Retriever die Hand auf den Hals und spürte einen mühsamen, unregelmäßigen Herzschlag.

    »Nein!«

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