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Brandzeichen

Brandzeichen

Titel: Brandzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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unregelmäßiger Atem. Es ist nicht so ernst, wie es scheint, sagte sich Nora, während sie sich die Augen mit einem Kleenex-Tuch betupfte. Jetzt blickte Dr. Keene von dem Hund auf und sagte:
    »Wie heißt er denn?«
    »Einstein«, sagte Travis.
    »Wie lange haben Sie ihn schon?«
    »Erst ein paar Monate.«
    »Ist er geimpft?«
    »Nein«, sagte Travis.
    »Verdammt, nein.«
    »Warum nicht?«
    »Das ist... kompliziert«, sagte Travis.
    »Aber es gibt gute Gründe, weshalb wir ihn nicht impfen lassen konnten.«
    »Dafür ist kein Grund gut genug«, sagte Keene mißbilligend.
    »Er hat keine Hundemarke, ist nicht geimpft. Es ist unverantwortlich, nicht dafür zu sorgen, daß ein Hund die erforderlichen Impfungen bekommt.«
    »Ich weiß«, sagte Travis gequält.
    »Ich weiß.«
    »Was fehlt ihm denn?« fragte Nora. Und dabei dachte - hoffte -betete sie: Es ist nicht so ernst, wie es aussieht. Keene streichelte den Retriever am Kopf und sagte:
    »Er hat Staupe.« Einstein lag jetzt in einer Ecke der Praxis auf einer dicken Schaumstoffmatratze, deren Plastiküberzug mit einem Reißverschluß versehen war. Um zu verhindern, daß er sich bewegte - falls er je die Kraft haben sollte, sich zu bewegen -, war er mit einer kurzen Leine an einem in der Wand befestigten Ring angebunden.
    Dr. Keene hatte dem Retriever eine Injektion gegeben.
    »Antibiotika«, erklärte er.
    »Es gibt keine Antibiotika, die gegen die Staupe helfen, aber sie sind angezeigt, um Sekundärinfektionen zu vermeiden.« Außerdem hatte er eine Nadel in eine der Beinvenen des Hundes eingeführt und ihn an ein Infusionsgerät angeschlossen, um dem Wasserentzug entgegenzuwirken. Als der Tierarzt versuchte, Einstein einen Maulkorb anzulegen, widersetzten sich Nora und Travis entschieden.

    »Es ist nicht deshalb, weil ich Angst habe, daß er mich beißt«, erklärte Dr. Keene.
    »Es ist zu seinem eigenen Schutz, um ihn davon abzuhalten, an der Nadel zu kauen. Wenn er die Kraft dazu hat, wird er tun, was Hunde an einer Wunde immer machen - er wird daran lecken und beißen.«

    »Nicht dieser Hund«, sagte Travis.
    »Dieser Hund ist ganz anders.« Er schob sich an Keene vorbei und entfernte den Maulkorb wieder. Der Tierarzt wollte protestieren, ließ es dann aber bleiben.
    »Also schön. Für den Augenblick wenigstens. Jetzt ist er ohnehin zu schwach.« Nora, die immer noch bemüht war, die schreckliche Wahrheit von sich zu schieben, sagte:
    »Aber wieso kann es denn so ernst sein? Er hatte doch nur ganz schwache Symptome, und selbst die waren nach ein paar Tagen wieder weg.«
    »Die Hälfte der Hunde, die die Staupe bekommen, zeigt überhaupt keine Symptome«, sagte der Tierarzt, stellte eine Flasche Antibiotika in einen der Glasschränke zurück und warf die Plastikspritze in den Abfalleimer.
    »Andere zeigen nur schwache Übelkeit, Symptome treten auf und verschwinden von einem Tag auf den anderen. Wieder andere, wie Einstein, werden sehr krank. Das kann eine sich langsam verschlimmernde Krankheit sein, oder sie kann plötzlich vo n ganz schwachen Symptomen in ... das hier umschlagen. Aber einen Lichtblick haben wir.« Travis kauerte sich so neben Einstein nieder, daß der Hund ihn sehen konnte, ohne den Kopf heben oder die Augen verdrehen zu müssen. Das sollte ihm das Gefühl vermitteln, daß man sich um ihn kümmerte, über ihn wachte, ihn liebte. Als er hörte, wie Keene von einem Lichtblick redete, blickte er hoffnungsvoll auf.
    »Was für ein Lichtblick? Was meinen Sie?«
    »Der Verlauf der Erkrankung wird häufig durch den Zustand des Hundes vor dem Einsetzen der Staupe bestimmt. Die Krankheit ist am akutesten ausgeprägt bei Tieren, die ungepflegt und schlecht ernährt sind. Man kann deutlich sehen, daß Sie sehr gut für Einstein gesorgt haben.« Travis sagte:
    »Wir haben versucht, ihn gut zu füttern und dafür zu sorgen, daß er viel Bewegung machte.«
    »Er ist beinahe zu oft gebadet und gekämmt worden«, fügte Nora hinzu.
    Dr. Keene nickte lächelnd und meinte:
    »Dann haben wir einen kleinen Vorteil. Wir haben gute Chancen.«
    Nora sah Travis an, und er begegnete ihrem Blick nur kurz. ehe er ihren Augen wieder ausweichen und auf Einstein hinunterblickcn mußte. Es war ihr überlassen, die gefürchtete Frage zu stellen:
    »Doktor, er wird doch wieder gesund werden, nicht war? Er wird doch nicht - er wird doch nicht sterben oder?«
    Offenbar war James Keene bewußt, daß sein von Haus aus bedrückt wirkendes Gesicht mit den müde blickenden Augen

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