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Brandzeichen

Brandzeichen

Titel: Brandzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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schon an sich wenig dazu beitrug, Zuversicht zu erwecken. Deshalb hatte er sich ein warmes Lächeln angeeignet, einen weichen und doch zuversichtlichen Tonfall und eine fast großväterliche Art, die, wenn auch vielleicht mit Absicht zugelegt doch echt schienen und mithalfen, der ewigen Düsternis entgegenzuwirken, die Gott als passend für sein Antlitz angesehen hatte.
    Er trat vor Nora und legte ihr die Hände auf die Schultern.
    »Meine Liebe, Sie lieben diesen Hund wie ein Baby, nicht wahr?«
    Sie biß sich auf die Lippe und nickte.

    »Dann sollten Sie zuversichtlich sein. Haben Sie Vertrauen  zu Gott, ohne dessen Wissen, wie es heißt, kein Sperling vom Himmel fällt, und haben Sie auch ein wenig Vertrauen zu mir. Ob Sie es nun glauben oder nicht, ich verstehe mich auf das was ich tue, recht gut und verdiene Ihr Vertrauen.«

    »Ich glaube, daß Sie gut sind«, sagte sie zu ihm.  Travis, der immer noch neben Einstein auf dem Boden kauerte, fragte mit belegter Stimme:
    »Aber die Chancen - wie groß sind die Chancen? Sagen Sie es uns doch einmal ganz ehrlich.«
    Keene ließ Nora los und wandte sich zu Travis um.
    »Nun  der Ausfluß aus seinen Augen und der Nase ist nicht ganz so dickflüssig, wie er manchmal sein kann. Bei weitem nicht. Und auch keine Eiterbeulen am Leib. Sie sagen, er hätte sich über geben, aber Durchfall haben Sie keinen gesehen?«

    »Nein, nur erbrochen hat er«, sagte Travis.

    »Er hat hohes Fieber, aber nicht in gefährlichem Maße. Hat  er ungewöhnlich viel gegeifert?«

    »Nein«, sagte Nora.

    »Immer wieder den Kopf geschüttelt und herumgekaut, so als hätte er einen schlechten Geschmack im Maul?«
    »Nein«, sagten Travis und Nora gleichzeitig.
    »Haben Sie ihn im Kreis herumlaufen oder grundlos umfallen sehen? Auf der Seite liegen und wild mit den Beinen herumstrampeln, als würde er laufen? Ziellos im Zimmer herumrennen, gegen Wände stoßen, immer wieder zucken - etwas dergleichen?«
    »Nein, nein«, sagte Travis. Und Nora:
    »Mein Gott, könnte er so werden ?«
    »Wenn Staupe im zweiten Stadium daraus wird - ja«, meinte Keene.
    »Dann wird sein Gehirn mit beeinträchtigt. Epileptische Anfälle. Encephalitis.« Travis sprang mit einem plötzlichen Satz auf. Er taumelte auf Keene zu und blieb schwankend vor ihm stehen. Sein Gesicht war bleich, in seinen Augen stand schreckliche Angst.
    »Das Gehirn beeinträchtigt? Wenn er sich erholt, blieben ... dann Gehirnschäden zurück?« Nora überkam Übelkeit. Sie stellte sich Einstein mit einem Gehirnschadcn vor - so intelligent wie ein Mensch, intelligent genug, um sich daran zu erinnern, daß er einmal etwas Besonderes gewesen war, zu wissen, daß etwas verlorengegangen war und er jetzt in blöder Stumpfheit lebte, in einem Grau, daß sein Leben irgendwie weniger war als das, was es einmal gewesen war... Von Angst und Übelkeit benommen, mußte sie sich an den Untersuchungstisch lehnen. Keene beantwortete Travis' Frage:
    »Die meisten Hunde, die Staupe im zweiten Stadium haben, überleben nicht. Aber wenn er es schafft, wird es natürlich eine gewisse Gehirnschädigung geben; nichts, das es notwendig machen würde, ihn einzuschläfern. Er könnte beispielsweise sein Leben lang Chorea haben, ein unwillkürliches Zucken - man nennt das auch den Veitstanz - ähnlich wie Schüttellähmung, das häufig auf den Kopf beschränkt bleibt. Aber er könnte damit relativ zufrieden leben, ein schmerzfreies Dasein führen und immer noch ein schönes Haustier sein.« Travis war so erregt, daß er den Tierarzt fast anbrüllte:
    »Zum Teufel damit, ob er ein schönes Haustier bleibt oder nicht. Die physischen Auswirkungen einer Gehirnschädigung sind mir gleichgültig. Was ist mit seinem Verstand?«

    »Nun, Sie und Ihre Frau würde er weiterhin erkennen«, sagte der Arzt.
    »Er würde Ihnen gegenüber auch freundlich bleiben. In der Beziehung gäbe es keine Probleme. Er könnte vielleicht ziemlich viel schlafen und Perioden der Lustlosigkeit durchmachen. Aber stubenrein würde er fast mit Sicherheit bleiben. Das würde er nicht vergessen ...« Zitternd sagte Travis:
    »Mir ist völlig egal, ob er das ganze Haus verpinkelt, solange er nur denken kann.«
    »Denken?« sagte Dr. Keene sichtlich perplex.
    »Nun... was genau meinen Sie? Er ist schließlich ein Hund.« Der Tierarzt hatte ihr besorgtes, leidgequältes Verhalten als die normale Reaktion eines Tierhalters in einem solchen Fall akzeptiert. Aber jetzt fing er an, sie mit etwas

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