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Brandzeichen

Brandzeichen

Titel: Brandzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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zwölf bis zwei schloß Dr. Keene seine Praxis, um zu Mittag zu essen. Er lud Nora und Travis ein, mit ihm in der großen Küche zu essen. Er war Junggeselle und konnte sich selbst versorgen. Seine Kühltruhe enthielt tiefgefrorene Mahlzeiten die er selbst zubereitet und verpackt hatte. Er taute eine Portion Lasagne auf und machte mit ihrer Hilfe drei Portionen Salat zurecht. Das Essen war ausgezeichnet, aber weder Nora noch Travis brachten viel davon hinunter.
    Je besser Nora James Keene kennenlernte, desto mehr mochte sie ihn. Trotz seines mürrischen Aussehens war er ein äußerst lockerer Mensch und besaß die Gabe, sich über sich selbst lustig zu machen. Die Liebe, die er für Tiere empfand. war wie ein Licht in ihm. Hunde waren seine größte Liebe und wenn er über sie sprach, dann verwandelte die Begeisterung seine unattraktiven Züge und machte einen äußerst sympathischen Mann aus ihm. Der Arzt erzählte ihnen von dem schwarzen Labrador King, der ihn als Kind vor dem Ertrinken gerettet hatte, und ermunterte sie, ihm zu erzählen, wie Einstein ihnen das Leben gerettet habe. Travis erzählte ein farbige Geschichte von einer Bergwanderung, bei der er auf einen verletzten und zornigen Bären gestoßen war. Er schilderte, wie Einstein ihn zuerst gewarnt und dann, als der halb wahnsinnige Bär anfing, ihn zu verfolgen, das Tier herausgefordert und einige Male in die Flucht geschlagen hätte. Nora konnte eine Geschichte erzählen, die der Wahrheit näherkam: Belästigung durch einen Sexualpsychopathen, dessen Angriff Einstein unterbrach, der den Eindringling dann so lange festhielt, bis die Polizei eintraf.
    »Er ist ja wirklich ein Held!« sagte Keene beeindruckt. Nora fühlte, daß die Geschichten über Einstein den Tierarzt so völlig auf ihre Seite gezogen hatten, daß er, falls er die Tätowierung entdeckte und wußte, was sie bedeutete, das möglicherweise verdrängen und sie in Frieden gehen lassen würde, sobald Einstein wieder genesen war. Falls Einstein genas. Aber als sie dann damit beschäftigt waren, die Teller einzusammeln, fragte Keene:
    »Sam, ich frage mich schon die ganze Zeit, warum Ihre Frau Sie eigentlich >Travis< nennt.« Darauf waren sie vorbereitet. Seit sie eine neue Identität angenommen hatten, hatten sie beschlossen, daß es für Nora einfacher und sicherer wäre, ihn weiterhin Travis zu rufen, anstatt zu versuchen, die ganze Zeit Sam zu gebrauchen und dann in irgendeinem entscheidenden Augenblick doch einen Fehler zu machen. Sie konnten sagen, Travis sei ein Spitzname, den sie ihm einmal gegeben habe und dessen Ursprung sehr privater Natur sei; indem sie einander zuzwinkerten und albern grinsten, könnten sie andeuten, das Ganze habe intime Hintergründe und sei zu peinlich, um näher erklärt zu werden. Also beantworteten sie auch Keenes Frage in dieser Weise, aber sie waren nicht in der Stimmung, überzeugend zu zwinkern und albem zu grinsen, deshalb war Nora nicht sicher, ob sie ihn wirklich überzeugt hatten. Tatsächlich dachte sie, ihr nervöses und etwas ungeschicktes Gehabe könnte Keenes Argwohn, falls er solchen hegte, eher noch steigern.
    Kurz bevor er am Nachmittag seine Praxis wieder öffnen wollte, erhielt Keene einen Anruf seiner Assistentin, die, als sie zum Mittagessen ging, Kopfschmerzen gehabt hatte und ihm jetzt mitteilte, daß noch eine Magenverstimmung dazugekommen sei. Dies bedeutete, daß der Tierarzt sich allein um seine Patienten kümmern mußte, und so bot Travis ihm seine und Noras Unterstützung an.
    »Wir haben natürlich keine tierärztliche Ausbildung. Aber Sie können uns ja irgendwelche Hilfsarbeiten zuteilen.«
    »Sicher«, pflichtete Nora ihm bei.
    »Und außerdem haben wir beide zusammengenommen ein ganz gut funktionierendes Gehirn. Wenn Sie uns also zeigen, wie wir es anpacken sollen, könnten wir alles mögliche erledigen.« Sie verbrachten den Nachmittag damit, widerspenstige Katzen, Hunde, Papageien und alle möglichen anderen Tiere festzuhalten, während Jim Keene sie behandelte. Es gab Verbande aufzubreiten, Arzneimittel aus den Schränken zu holen, Instrumente zu säubern und zu sterilisieren, Honorare entgegenzunehmen und Quittungen auszuschreiben. Einige Patienten hinterließen auch Spuren von Durchfall und Erbrechen, die beseitigt werden mußten. Aber Travis und Nora unterzogen sich auch solch unangenehmer Pflichten ebenso klaglos, wie sie die anderen Aufgaben erledigten. . Dafür hatten sie zwei Gründe. Der erste war natürlich der,

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