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Brann 02 - Blaue Magie

Brann 02 - Blaue Magie

Titel: Brann 02 - Blaue Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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wußte, denn sein Verstand war so flink wie eine Wasserjungfer. Falls man ihn verbrannte, würde mit ihm auch ein Teil von ihr verbrennen, und ihr mißfiel die Vorstellung, wie sich ihr Leben danach gestalten würde. Sie strich mit einer Hand über die andere. »Wir müssen etwas tun«, sagte sie verhalten. Sie verschränkte die Arme auf den flachen Knospen ihrer Brüste. »Ich glaube ..« Ihre Stimme verklang, sie verstummte, ihre Augen weiteten sich, hielten Innenschau, indem sie sich an irgend etwas erinnerte. Gleich darauf gab sie sich einen Ruck, wandte sich an Trago. »Mir ist was eingefallen ... Vielleicht ... Leg dich wieder ins Bett, Tre, ich muß darüber nachdenken. Ohne Störung. Hast du verstanden?«
    Er rutschte zu ihr, ergriff ihre Hand, drückte sie an seine Wange, sprang vom Bett und lief aus dem Zimmer, ließ die Tür offen.
    Kori seufzte, ging hin und schloß sie, lehnte sich dagegen und schaute einige Augenblicke lang die Truhe am Fußende ihres Betts an. Sie trat zu der Truhe, klappte den Deckel auf, kramte ein kleines Kistchen heraus und trug es ans Fenster. Sie stützte die Ellbogen aufs Fensterbrett und drehte das Kistlein wiederholt zwischen den Fingern. Alt war es und abgeschabt vom vielen vorangegangenen Berühren; es bestand aus duftigem Kedronholz mit einer rotbraunen Färbung, auf der bernsteinbraune Glanzlichter schimmerten. Das Behältnis war schwer, und es klapperte darin, wenn man es umdrehte. Es enthielt Harra Hazhanis Geschenk an ihre Kinder und Kindeskinder, es wurde von Tochter zu Tochter weitervererbt, und heirateten die Töchter in fremde Klans ein, wanderte es von Familie zu Familie, jede Nachfahrin Harras, die das Geschenk in Besitz hatte, erwählte die nächste Besitzerin aus, entweder eine eigene Tochter oder eine junge Verwandte, die in einen anderen Klan eingeheiratet hatte. Man verwendete große Sorgfalt darauf, die richtige Erbin zu erwählen, das Geschenk weiterzugeben; zu sichern, daß man es hütete, war eine Aufgabe, der die Frauen sich mit aller Hingabe widmeten. Und innerhalb der zwei Jahrhunderte, seit Harra hier gelebt und Kinder geboren hatte, war es immer geheimgehalten und sicher aufbewahrt worden. Kori stellte das Kistchen aufs Fensterbrett, faltete über dem Behältnis die Hände und spähte durch eine der in Blei gefaßten, kleinen, vieleckigen Fensterscheiben. Erkennen konnte sie draußen wenig, doch ihr lag ohnehin nur daran, den Eindruck zu haben, daß ihr etwas Licht ins Gesicht fiel, das Gefühl der Weite außerhalb der engen Wände ihrer Schlafkammer. So manches Mal wachte sie nachts rastlos auf, schlich sich ins Freie und tanzte im Mondschein, aber heute mochte sie nicht die Gefahr eingehen, erwischt zu werden. Sie öffnete das Kistlein, entnahm ihm die schwere, bronzene Schaumünze mit den unleserlichen Schriftzeichen auf beiden Seiten, fuhr mit den Fingern darüber, legte sie aufs Fensterbrett und holte dann die Stange schwarzen Siegellacks und das fest zusammengefaltete Pergament heraus, das uralt war, vergilbt und unbeschrieben (darüber wußte sie Bescheid, weil sie, nachdem ihre Base Diyalla sie an ihr Sterbebett gerufen und ihr im Flüsterton alles erklärt hatte, mit dem Kistchen auf den Berg hinterm Haus des Piyoloss-Klans geklommen war und die drei Gegenstände, die sie darin vorfand, genau in Augenschein genommen hatte). In der Not sende die Schaumünze einer Frau namens Brann, die sich selbst Seelentrinkerin nennt, hatte Diyalla damals Kori zugeflüstert. Laß ihr ausrichten: Wir Nachfahren Harra Hazhanis ersuchen dich, deines Schwurs zu gedenken. Sie hat nämlich einst geschworen, sie käme, sollte Harra sie um Beistand angehen, von überall auf der Welt, um mit ihren Fähigkeiten, ihren Kräften sowie ihrer tödlichen Berührung Harra oder ihre Kinder oder Kindeskinder zu beschützen, solange welche davon und sie selbst lebten. Und Harra sagte zu ihrer Tochter: Die Seelentrinkerin wird in der Tat sehr lange leben. Vertrau ihr, sagte Harra des weiteren, sie hat ein außergewöhnlich großmütiges Herz und gibt stets ohne Einschränkung. Alles gut und schön, dachte Kori, aber wie soll ich wissen, wohin die Schaumünze geschickt werden muß? Sie rieb mit dem Daumen über die kühle, glatte Bronze, starrte in die verwaschene Bleiverglasung, als wäre irgendwo in dessen Verzerrtheit auf diese Frage eine Antwort zu finden. Das Fenster lag nach Osten, gegenwärtig ließen sich die Umrisse der schartigen Sichel sehen, als die sich der Wunde

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