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Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Titel: Brann 03 - Das Sammeln der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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sich einiges vom Staub und Schweiß ab, die ihr auf der Haut klebten. Heute war einer dieser schönen, heißen, aber stickigen Tage, wie sie sich manchmal im frühen Herbst ergeben, und der Markt glich einem Höllenpfuhl, wenngleich es den Anschein hatte, daß die wenigsten Händler oder Käufer es bemerkten. Brann stopfte sich das Schweißtuch in den Ärmel und nahm eine zierliche Vase in die Hand. Das Gefäß war aus Porzellan gefertigt, dünn wie Eierschale, und hatte einen augenfälligen Glanz. Brann runzelte die Stirn und fuhr wiederholt mit den Fingerkuppen über die glatte Wandung. Falls sie nicht dabei war, den Verstand zu verlieren, kannte sie diese Art von Glanz. Einst pflegte er aus der Geheimmischung ihres Vaters und Slyas Glutatem zu entstehen, das eine hatte nie ohne das andere solch ein Ergebnis erzielen können. In ihrer Shaynamoshuer Töpferwerkstatt hatte sie sich immer, immer wieder darum bemüht, den gleichen Unterglanz zustande zu bringen, doch hatte es sich ohne Slyas glutheißen Atem als unmöglich erwiesen. Sie begutachtete die Zierbänder und die Unterbemalung. Das Gefäß stammte nicht von ihrem Vater oder einem seiner Gesellen, doch es hatte etwas an sich, das daran erinnerte ... etwas wie die trügerische Ähnlichkeit von Verwandten. Indem sie auf der Unterlippe kaute, stülpte sie die Vase um und besah sich das Handwerkssiegel. Es umfaßte ein Dreieck über einem Eirund: Arth Slyas Siegel. Dazu die Zeichen für die Silbe Tayn und die Silbe Nor. Alles zusammen ergab das Signum des Töpfers: Taynor aus Arth Slya. Brann ging mit der Vase zum Verkaufstisch. »Liefert Arth Slya wieder?«
    Der Alte hinterm Tisch zwinkerte mit den scheelen Augen. »>Wieder?<«
    »Willst du behaupten, das sei 'n altes Stück?« »>Behaupten?<« Der Mann hob die Schultern. »Das Signum ist echt, ein Herkunftsnachweis kann erbracht werden.«
    »Ich ziehe die Echtheit des Signums nicht in Zweifel. Allein die Glasur ist Beweis genug.«
    »Bist du eine Sammlerin?«
    »Nein.« Brann lächelte, als sie nach ihrer kühlen Verneinung ein Glitzern aus seinen Augen weichen sah. »Töpferware ist für die Art von Leben, die ich führe, gleicherweise zu schwer und zu zerbrechlich. Trotzdem werde ich diese Vase erwerben, um mich an ihr zu erfreuen. Denn es ist erfreulich, wenn totgeglaubtes Schönes wieder in die Welt tritt. Zwanzig Silberlinge.«
    Der Händler dachte an sein Geschäft und das eigene Vergnügen. »Ob neu oder alt, es ist Ware aus Arth Slya. Silber ist eine Beleidigung. Fünf Goldstücke.«
    Nachdem sie den Handel abgeschlossen hatten, beauftragte Brann den Händler damit, die Vase in den Gasthof >Zur Perligen Morgenfrüh< bringen zu lassen, in dem sie und Maksim Unterkunft genommen hatten. Sie verließ den Markt und bummelte durch die Ihman Katt zum Wirtshaus Sidday Lir; sie fühlte sich inwendig aufgewühlt durch die gegensätzlichen Empfindungen, die das Entdecken der Vase bei ihr auslöste. Einerseits machte es sie froh, daß ihrem Vater vergleichbar tüchtige Handwerker nachgefolgt waren; andererseits verspürte sie, weil rechtmäßig und aufgrund ihrer Begabung sie seine wahre Erbin war, einen gewissen Neid. Sie wollte nach Hause. Nach Hause? Nach Arth Slya? Doch wie konnte sie von jenem Dörfchen erwarten, daß es ihr eher ein Heim bot als irgendein anderes Fleckchen Erde? Verwandte? Sie wußte niemanden, der ihr Glauben schenken würde. Und sollte jemand ihr glauben, würde er ihr sicherlich mit Entsetzen begegnen. Und sie könnte es ihm nicht einmal verübeln.
    Sie suchte sich einen Tisch, von dem aus sie einen Ausblick auf den Hafen hatte, schaute zu, wie Schiffe ein- und ausliefen, fragte sich, ob eines davon ein Handelsschiff wie Sammang Schimmiis Meermaid sein könnte, die zwischen den Inseln im Norden und Osten der Tukery-Inselgruppe verkehrten, auch einmal Tavisteen auf Croaldhu anläuft, wo einst Branns Wanderjahre ihren Anfang nahmen. Behaglich schwelgte Brann in wehmütigen Erinnerungen, während sie Tee trank, genoß den Anblick, wie die Schiffe im Hafen gleichsam einen Reigen tanzten, an der Hafenmauer die
    Schauerleute umherwimmelten und sich mit den Frachten abschufteten. Sie überlegte, wie wohl der Feuerberg Tincreal heute aussehen mochte, ob die Ausbrüche und die Einflüsse des Winds und Wetters zweier Jahrhunderte ihn bis zur Unkenntlichkeit verändert haben könnten, ob sie die Nachfahren ihrer früheren Familie, sähe sie sie, erkennen würde. Hatte sie mehr Grund, um nach Arth Slya

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