Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Titel: Brann 03 - Das Sammeln der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
Vom Netzwerk:
verstehen. Der Gott sah sich über die Schulter um, winkte ihr mit gekrümmtem Zeigefinger. Slya jauchzte und lief übers Wasser zu ihm, jeder flüchtige Schritt ihrer riesenhaften roten Füße erzeugte eine Dampfwolke.
    Am nördlichen Horizont erstrahlte ein Leuchten, das nicht von der Sonne stammte. Übers Wasser kam Amortis gewallt, ihr Haar wehte in jenem Wind, der nur sie allein erfaßte, ihre durchsichtigen Gewänder umschmiegten ihren üppigen Körper, ihre großen blauen Augen begannen mit dem Nichtangeketteten Gott zu schäkern.
    Slya starrte sie wutentbrannt an; Amortis starrte ebenso
    wütend zurück.
    Der Gott sah zu, schmunzelte eitel, als wäre er ein Hahn auf dem Mist, um den sich zwei Hennen stritten. Träge spiegelte sich ein Gedanke in seiner makellosen Miene wider. Er ließ die beiden Göttinen stehen, strebte auf den Strand zu. Er hob Trago hoch, setzte sich den Knaben auf die Schulter und entfernte sich mit ihm.
    Korimenei entfuhr ein Ausruf, doch verstummte sie, als ihr Tier durch den Sand gelaufen kam, ihr in die Arme sprang, und schwieg.
    Slya und Amortis schlossen sich dem Gott an, Slya legte ihm ihren oberen rechten Arm auf die Schultern, schlang den unteren rechten Arm um seine Leibesmitte, schwang ihre rundliche Hüfte gegen ihn; Amortis nahm auf seiner anderen Seite den Arm, drängte sich sinnlichbiegsam an ihn, flüsterte ununterbrochen auf ihn ein, ihre Stimme ähnelte dem Rascheln von Laub in einem schwachen sommerlichen Windchen.
    Am Strand herrschte Schweigen, bis das merkwürdige Viergespann sich jenseits des Horizonts außer Sicht befand.
    Brann seufzte. »Darum ging's also«, sagte sie. »Deshalb das alles. Darum all das Schreckliche, das Sterben und die Pein. Um einen Körper zu erschaffen, in dem jenes ... jenes Ungeheuer hausen kann.«
    »So hat's den Anschein«, raunte Tak WakKerrcarr ihr ins Ohr. »Stört's dich?«
    »Ja«, bestätigte Brann mit Nachdruck, dann schüttelte sie den Kopf. »Es ist zwecklos, aber dergleichen stört mich. Sieh doch nur, was wir damit auf diese elende Welt losgelassen haben. Ich würde gerne ...«
    »Das sind doch alles Angelegenheiten der Götter, Brombeerchen. Wir haben's hinter uns und dürfen froh sein, daß wir am Leben geblieben sind. Wir sollten darauf achten, daß's auch künftig so bleibt. Kommst du mit?«
    Brann lehnte sich an ihn, blickte hinüber zu Maksim. Er stand mit Korimenei und einem stämmigen, rothaarigen Mann zusammen, den sie nicht kannte; sie sah, wie er das Gesicht des Fremden mit einer Zuneigung und Zärtlichkeit berührte, die er zuvor ihr vorbehalten hatte. Auch ihn habe ich verloren, dachte sie, aber ich habe ihn ohnehin nie wirklich für mich gehabt, das ist die Wahrheit. Er sieht prächtig aus. Und glücklich. Was bin ich nur für eine eifersüchtige Hexe, daß ich daran Anstoß nehme? Sie lächelte. Eben eine ganz gewöhnliche eifersüchtige Hexe, glaube ich, daran ist nichts besonderes. »Maksi«, rief sie.
    Er wandte sich um. »Brombeer?«
    »Kehrst du nach Jal Virri zurück?«
    »Ja, ich habe einen Lehrling zu unterweisen.« Er zauste mit seiner großen Hand Korimeneis verwuschelten Schopf, schüttelte ihn sachte. »Sie muß sich bewähren. Und du?«
    »Ich gehe nach Mun Gapur. Aber wir sollten uns wiedersehen ... Tak?«
    »Gönne dem Mädchen auch mal eine Verschnaufpause, Maks, und statte uns 'n Besuch ab. Wenn du magst, bring auch deinen Freund mit. Alles Gute.«
     
    5 Am folgenden Morgen, einem kühlen, klaren Morgen, dessen Luft das Blut ins Wallen brachte, als wäre sie Wein, trat Brann in Mun Gapur in Tak Wackerrcarrs Wassergarten zu einem der Brunnen, einem der wenigen, die kaltes Wasser enthielten. Sie hob Massulit in die Höhe. »Ich will ihn nicht, Tak-Wak. Ich mag ihn nicht in meiner Nähe dulden. Er flößt mir Grausen ein. Er erinnert mich an...« Sie schluckte, empfand plötzlich wieder das Weh, sie hatte den Verlust noch nicht verwunden.
    »Er geht, wohin er will, Brombeerlein, und zu mir will er nicht. Ließe ich ihn mir von dir aufschwätzen, lüdest mir einen Fluch auf, den nicht einmal ich verkraften könnte.» Sein Mund zuckte, deutete ein teils versonnenes, teils hintersinniges Lächeln an. »Du kannst ihn Amortis schenken.«
    Brann schnob, dann lächelte sie ebenfalls, indem sie widerwillig ein wenig die Mundwinkel hob. »Den Anblick werde ich nie vergessen. Ich hoffe, Slya setzt ihr das Haar in Brand.« Ihr Lächeln wich. »Und zerschmilzt ihn zu Schlacke.«
    »Aber meine

Weitere Kostenlose Bücher