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Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Titel: Brann 03 - Das Sammeln der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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verschlungen. Kommt und seht euch an, was sich alles verändert hat. Aetas kamen, während ihrer Abwesenheit herangewachsene Sprößlinge, außer sich vor Neugier, nahmen begeistert an der allgemeinen Freude teil. Afas kamen, folgten in Reih und Glied Amme Agaxes, lachten und sangen ihre Kinderlieder, beteiligten sich gleichfalls an der Aufregung und Fröhlichkeit, obwohl sie nicht verstanden, was sie verursachte. Agaxes schwebte langsam und majestätisch näher, zerfloß fast vor Rührung nach allen Seiten, und zuletzt fand sich endlich, endlich die Vater-Mutter-Einheit ein, sie gleißte auf, dehnte sich aus, eröffnete sich den Heimkehrern, umfing sie in herzlicher, liebevoller Umarmung.
    Churrikyoo regte sich. Ehe die Verschmelzung Yarils und Jarils mit ihrer Vater-Mutter-Einheit vollendet war, löste er sich aus Jaril, fiel zwischen die Gitterstrukturen, purzelte davon, Materie wurde zu Energie, Stasis zu Beweglichkeit, Nichtleben verwandelte sich in Leben.
    Yaril und Jaril verweilen in der Umarmung der VaterMutter-Einheit, ihr Gedächtnis überträgt seine Inhalte dem Gedächtnis der Eltern, bis alles übermittelt ist; danach endet die Umarmung.
    Die Vater-Mutter-Einheit schwebt fort, um die Geschichte zu durchdenken und sie mit ihren Gemeindemitgliedern zu diskutieren. Rosafarben und goldgelb durchwabern Wogen der Freude sie, ihre totgeglaubten Kinder leben, sind wieder da, und überdies haben sie — ein wahrer Triumph — einen regelrechten Schatz von Geschichte mitgebracht, einen Wert, der hier über allem steht, eine umfangreiche, vielschichtige, pralle Erzählung, über deren Bedeutung und Stil man vielerlei Überlegungen anstellen, die man Abschnitt für Abschnitt genießen kann, ein Teilstück läßt sich mit einem anderen Stück vergleichen, ein Teil mit dem Ganzen, Jahrhunderte des Erschließens, Bewertens und Erwägens werden dadurch möglich.
    Wieder voll und ganz Surrath-Aulis, entschweben Yaril und Jaril ihrer Vater-Mutter-Einheit, schwirren davon, um sich zu Gruppen anderer Aulis zu gesellen. Sie flitzen durch die Gitterstrukturen, jagen den strahlenden Frosch Churrikyoo, ein neues Spiel für Aulis, ein wundervolles Spiel, das niemand gewinnen kann, niemand kann den Frosch erhaschen, er kann nur gejagt werden, bis er oder sie (oder mehrere Jäger) ihn aus der Aufmerksamkeit verlieren. Sie spielen auch die alten Spiele, verschmelzen und verschmelzen immer wieder miteinander, bereichern den Sagenschatz der Aulis mit ihrer Geschichte. Sie sind traurig, wenn sie sich an Brann erinnern, aber sie erinnern sich immer seltener an sie, indem die Welt sich um die Spindel der Zeit dreht. Sie sind daheim, man schätzt sie, sie verschmelzen mit ihren Altersgenossen und -genossinnen, gründen eine neue Gemeinde, eine Gemeinschaft der Kopulation und des Forschens, des Singens und Geschichtenerzählens, Verschmelzens, Entschmelzens, Wiederverschmelzens.
    Sie sind zu Hause.
     
    4 Brann stürzte, ihr Körper spürte, daß die winzige Wirklichkeit des Angeketteten Gottes zusammenbrach, sie fiel mit Händen und Knien in schwarzen Sand. Die Havener Bucht. Unter Brann lag Massulit im Sand. Sie packte den Talisman, stemmte sich hoch, bis sie auf den Fersen hockte, preßte sich Massulit an den Leib.
    Tak WakKerrcarr kam zu ihr, reichte ihr eine Hand, half ihr beim Aufstehen. Er zeigte auf Massulit. »Wie ich sehe, hast du ein neues Spielzeug.«
    Brann besah sich den Saphir, beobachtete ein, zwei Atemzüge lang das stille Pulsen des Sternmusters. »Willst du ihn haben?«
    »Das ist nicht die Art von Gegenstand, die du weggeben kannst, meine Liebe.«
    Brann steckte den Stein in eine Tasche, rieb sich die Augen. »Yaro? Jay?« Sie entsann sich ans Verschlungenwerden der Geniode, verspürte plötzlich Entsetzen, drehte sich so hastig um, daß sie taumelte, fast wieder in den Sand sackte, aber sie erlangte das Gleichgewicht zurück, vollendete die Drehung, wirbelte rings um sich Sand bis zu den Knien auf, warf die Arme nach den Seiten, wild spähte sie rundum. »Yaro? Jay?« Ihre Stimme durchdrang das Zwielicht, die abgehackten Silben der Namen zeugten von Schmerz, immer wieder rief sie nach den Gestaltwandlern. »Angeketteter Gott«, schrie sie, »wenn du meine Kinder gefressen hast ...!« Sie lief durch den Sand am Strand entlang, an Trago vorüber, der in der Brandung kniete — die Flut wich —, auf nichts achtete, nur ins leuchtende Innere von Harras Auge starrte, lief vorbei an Simms und Korimenei, die stumm am Strand

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