Brans Reise
Kohlestückchen, das neben der Karte lag, und zeichnete ein paar Striche auf das Pergament. Dann rollte er die Karte zusammen und steckte sie in den Pfeilköcher, der an einem Lederriemen von der Decke herabhing. »Das ist entschieden.« Er sah zu Vosnabar hinüber. »Du solltest zum Steuermann hochgehen und das Ruder übernehmen. Es ist Zeit für den Wachwechsel.«
Vosnabar warf sich den Umhang über die Schultern und setzte sich die Kapuze auf. Er warf Visikal einen finsteren Blick zu, ehe er die Decke zur Seite schlug und über die Schwelle trat.
Visikal wandte sich an Bran. »Es ist an der Zeit, dass du die Männer kennen lernst, die du anführen sollst. Komm mit.«
Bran folgte ihm zu den Ruderern. Kengber und Nosnavar blieben stehen und hielten sich am Tisch fest, denn das Schiff hob und senkte sich in den Wellen.
»Das sind hohe Wellen, da draußen«, sagte Bran.
»Ja.« Visikal hielt sich an einem Balken fest. »Ich spüre, dass wir jetzt auf das offene Meer gekommen sind. Das geht schnell, wenn alle an den Rudern sitzen und wir ausgeruht sind. Die Steuermänner wollten warten, bis sich der Wind dreht, aber ich habe beschlossen zu rudern, unabhängig vom Wetter. Wir sollten hoffen, dass der Wind weiterhin aus dem Norden bläst, denn dann hilft er uns auf der langen Reise nach Arborg.«
Bran stützte sich an einen Pfosten, als sich der Rumpf hob. Dann schien das Schiff für einen Augenblick still zu stehen, bevor es wieder hinunter ins Meer klatschte. Die meisten Talglichter erloschen, und die Männer brummten unzufrieden. Er fühlte sich wie ein Fisch im Bauch eines Wales. Die Eingeweide wogten im Takt mit dem Schiffsrumpf auf und ab.
»Das ist Virga, benannt nach unserer Stadt.« Visikal hockte sich neben einen schlafenden Mann. »Wach auf!« Er zog ihm die Decke weg, packte seinen Jackenkragen und schüttelte ihn. »Begrüße deinen Tileder!«
Virga war ein junger Mann, fast noch ein Kind. Er hatte keinen Bart und nicht einmal Bartstoppeln, deren Anblick Bran in den rasierten Gesichtern der Tirganer so vertraut geworden war. Der Junge ruderte mit den Armen und gähnte.
»Sind wir schon da? Greifen die Aarder an?«
Visikal lachte und ließ ihn los.
Bran beugte sich zu ihm hinunter und zeigte ihm seine geöffnete Hand. »Ich bin Bran. Schlaf weiter.«
Virga legte sich wieder hin, runzelte die Stirn und sah zu Visikal auf wie eine Maus zu einer Katze. Dann stand Visikal auf und Bran folgte ihm weiter.
»Du machst es dir selbst schwer, wenn du zu weich mit ihnen bist«, sagte der Skerg, während sie gebeugt unter einem Rad mit Trockenfischen hindurchgingen, das von der Decke herabhing. »Das Beste ist, wenn sie Angst vor dir haben.«
Auf der anderen Seite der Trockenfische stand ein langhaariger Mann und schliff seine Pfeilspitzen mit einem Stein, den er an einem Balken festgebunden hatte. Bran klammerte sich an den Balken, als sich der Schiffsrumpf zur Seite warf. Der Mann sah ihn durch seine buschigen Augenbrauen an, spuckte auf den Schleifstein und fuhr damit fort, die Pfeilspitze mit kreisenden Bewegungen gegen den Stein zu drücken.
»Keer hat schon an drei Feldzügen teilgenommen«, prahlte Visikal.
»Vier.« Der langhaarige Mann spuckte erneut auf den Schleifstein, ließ den Pfeil in den Köcher gleiten, der am Balken lehnte, und nahm einen neuen heraus.
»Du vergisst das eine Mal, als ich auf die Ebene hinausgeritten bin und die Leiche meines Bruders aus dem Lager des Pferdevolkes geholt habe.«
»Vier Feldzüge.« Visikal strich sich den Bart an den Mundwinkeln nach unten. »Dessen ungeachtet solltest du deinen neuen Tileder begrüßen.«
Bran reichte ihm die Hand. Keer grüßte, indem er ihm die seine entgegenstreckte. »Wir werden gemeinsam viele Köpfe holen«, sagte er. Dann spuckte er wieder auf seinen Schleifstein und nahm einen neuen Pfeil.
Ein paar Längen hinter Keer saßen drei Männer auf dem Sandstreifen und würfelten auf einem Eisenschild. Sie grüßten Bran und Visikal, und Visikal erklärte, dass sie alle Brüder waren. Das war leicht zu sehen, dachte Bran, denn sie ähnelten einander. Alle drei hatten etwas Katzenartiges. Sie waren klein und schlank und hatten kurz geschnittene Haare, die die runden Köpfe hervorhoben. Ihre Augen waren groß, und ihre Hände griffen mit weichen Bewegungen nach den Würfeln.
»Hier.« Visikal winkte ihn weiter. »Das ist ein Mann, mit dem du dich gut stellen solltest.«
Er kniete neben einer Gestalt nieder, die über ihre eigenen
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