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Brans Reise

Titel: Brans Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Bull-Hansen
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saßen, bestand der Schiffsboden aus groben Holzplanken, doch in der Mitte des Schiffes verlief ein etwa mannsbreiter Streifen mit Sand. An einigen Stellen ragten Becher und Wassersäcke aus dem Sand empor, und überall standen Balken, die das Deck trugen. An diesen hatten die Tirganer kleine Wachslichter befestigt, so dass der längliche Raum gerade genug erleuchtet war.
    »Nun, habt ihr einen Platz gefunden?« Visikal trat aus dem Halbdunkel hinter der Treppe. Der Schweiß glänzte auf seiner Stirn. »Wir sind vierzig Mann an Bord, es gibt aber nur zwanzig Schlafplätze. Sucht euch einen Platz, wo ihr euch hinlegen könnt, denn bald ist Wachwechsel an den Rudern.«
    »Wachwechsel?« Hagdar spähte zu den Männern hinüber, die sich mit den Rudern abmühten.
    »Ja.« Visikal löste den Riemen, mit dem sein Panzerhemd am Gürtel festgebunden war. »Wir dürfen das Schiff bei diesem Wetter nicht treiben lassen. Sogar ich muss rudern.« Er wandte sich an Bran. »Such dir einen Platz am Achterende. Da wird es nicht so feucht. Danach kommst du in den Bug vor. Da habe ich ein paar Felle, Waffen und deine Uniform.«
    Der Skerg zog sich das Panzerhemd über den Kopf und setzte sich wieder. Bran und Hagdar gingen langsam auf das hintere Ende des Sandstreifens zu.
    Hagdar schnaubte in seinen Bart. »Er hält sich wohl für einen Gott, so wie er spricht.«
    Bran erwiderte nichts darauf. Zwei Schritte vor der Bootswand setzte er sich auf einen Balken. Die meisten hatten sich einen Platz in der Mitte des Schiffes gesucht, wo sie so dicht beieinander lagen wie die Vokker bei einem Unwetter.
    »Sogar ich muss rudern«, äffte Hagdar ihn nach und ließ Lederrolle und Speer in den Sand fallen. Dann setzte er sich neben Bran auf den Balken.
    »Es ist dir nicht leicht gefallen, dich von ihr zu verabschieden«, sagte er auf einmal.
    Bran lehnte seinen Rücken an einen Pfosten. Er versuchte dem Stimmengewirr der Tirganer zu lauschen, denn er wollte jetzt nicht an sie denken. Er hatte nicht genug Kraft dafür.
    »Sie ist schön.« Hagdar kletterte auf den Balken auf der anderen Seite des Sandstreifens. »Fast so schön wie Linvi.«
    Bran hielt den Atem an. Es roch nach Schweiß und Leder. Die Tirganer kamen langsam zur Ruhe. Einer von ihnen begann, ein Schwert zu schleifen. Er zog einen Sandstein über die Klinge. Bran erkannte den schneidenden, trockenen Laut. Auch er hatte zu Hause in der Felsenburg hinter der Hütte die Spitzen der Speere geschliffen. Zu Hause… Die Felsenburg war kein Zuhause mehr für ihn. Er hatte kein Zuhause. Er hatte nur sie.
    »Du kommst zu ihr zurück, weißt du.« Hagdar stieß ihn mit dem Fuß an. »In einem knappen Monat wird es Winter, und dann bringt uns die Kälte auf andere Gedanken. Dann wird es Frühling, und plötzlich, eines Tages, sind wir wieder zu Hause.«
    »Ich denke nicht an sie«, log Bran.
    Hagdar lachte. »Du denkst an nichts anderes!« Er entrollte sein Lederbündel und legte Speer, Bogen und Pfeilköcher neben sich. Dann bürstete er sich den Sand von der Hose und setzte sich auf das Fell.
    »Sie hat für mich gebetet.« Bran lehnte den Kopf gegen den Pfosten und sah sie vor dem Steinaltar sitzen. »Sie sagte, sie spüre eine Wärme, und legte dann ihre Hand auf ihre Brust.«
    Hagdar seufzte und schwieg eine ganze Weile. Die Ruderer summten leise, und die Ruder knirschten rhythmisch und einschläfernd. Bran spürte, wie das Meer die Boote wiegte. Es war ein ungewohntes Gefühl für ihn, im Innern eines Schiffes zu sein, über sich das Deck. Es war wie zu träumen. Auf der anderen Seite des Rumpfes schossen die Wellen vorbei, und wenn er erwachte, würde das Boot ihn an einen anderen Ort gebracht haben.
    »Ich bin müde«, sagte Hagdar und gähnte.
    Bran dachte, das waren die richtigen Worte, und drehte sich auf die Seite. Er löste seinen Umhang und legte ihn über sich. Doch auch jetzt noch, da er sich mit jeder Welle weiter von ihr entfernte, waren sie und ihr Duft in seiner Erinnerung. Noch immer spürte er ihren Atem auf seinem Hals. Ihre Finger, leicht wie Flügel, streichelten ihm über den Rücken. Und er drückte sie an sich, verbarg sich in ihrer Wärme. Kein Schmerz, keine Kralle konnte ihn dort finden.
     
    »Ein Pelz… Flintstein… Beutel mit Zunder…«
    Bran hörte die Worte und glaubte erst, er träume noch. Doch dann schnitt sich das Knirschen der Ruder durch die Träume. Er schlug die Augen auf. Vor seinen Füßen saß ein Mann. Er hatte wie die anderen Tirganer helle

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