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Brans Reise

Titel: Brans Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Bull-Hansen
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Haare, doch sein langer Bart war zu zwei Zöpfen geflochten, was er bei keinem der anderen zuvor gesehen hatte.
    »Und hier sind die Waffen…« Der Mann zog eine Axt aus dem Sack, der neben ihm stand, und dann ein Schwert. Er hielt sie vor sich, drehte sie hin und her und biss sich nachdenklich auf die Unterlippe. Dann legte er sie auf das Bündel von Kleidern und Leder, das zwischen Bran und Hagdar lag. Bran erkannte die Waffen wieder – er hatte sie von Visikal erhalten. Doch auch der Mann kam ihm bekannt vor. Bran sah ihn lange durch seine halb geschlossenen Augenlider an. Er hatte dieses Gesicht schon einmal gesehen. Der Mann betastete den Sack und drehte ihn um. Der Helm landete mit den Hörnern voran im Sand und blieb stecken. Der Mann hob ihn auf, hielt ihn vor sich und kaute auf seinem Bart. »Bei Manannans tangbewachsenem Bart, das ist ein Helm!« Jetzt erinnerte sich Bran. Es war Nangor, der Seeräuber, der ihm bei dem Zweikampf gegen den Sohn des Inselkönigs zur Seite gestanden hatte.
    »Ist das alles?« Nangor knetete den Sack, steckte seine Hand hinein und fischte ein Paar Fellfäustlinge heraus, die er zuoberst auf das Bündel Kleider legte. »Es ist bald Wachwechsel«, sagte er. »Zeit aufzuwachen.«
    »Ich bin wach.« Bran öffnete die Augen. »Und ich grüße dich, Nangor.«
    Nangor grinste. »Du sprichst ja schon wie die Leute aus Tirga. Hier sind jedenfalls die Waffen, Kleider, Decken und ein Fell, auf das du dich legen kannst.« Er deutete auf den Haufen. »Visikal hat mich gebeten, es dir zu bringen, weil ich einer von deinen zehn bin.«
    »Meinen zehn?«
    »Du bist Tileder«, sagte Nangor. »Du befehligst zehn Männer, ein Viertel der Mannschaft dieses Schiffes. Aber ich dachte, das wüsstest du.«
    Der Seeräuber schniefte sich mit schlecht verhohlenem Neid in die Finger. »Verdammt gut, so eine Position für einen jungen Mann wie dich. Aber sag mir, warum hast du bei den Tirganern angeheuert? Ich tue es für Gold, und das reicht mir als Grund. Aber du bist Häuptling und hast dein Volk verlassen, um an einem Kampf teilzunehmen, der nicht dein Kampf ist. Warum tust du das?«
    »Die neugierigen Fische hängen zuerst am Haken.« Hagdar beugte sich vor und legte seine kräftigen Oberarme auf seine Knie. Seine Miene war finster. Nangor zeigte keine Spur von Furcht, doch er strich sich über seine Bartzöpfe und verzog den Mund zu einem Lächeln. Der Seeräuber erkannt es, wenn jemand einen Spaß mit ihm machen wollte, und als Hagdar lächelte, legte er den Kopf in den Nacken und lachte.
    »Sag mal«, fragte Hagdar, »warum hast du deinen Bart geflochten?«
    Nangor fasste sich an die Flechten. Sie waren dick wie Taue.
    »Die Vandarer sind Kopfjäger«, antwortete er lächelnd. »Die Arer und Vandarer sind sich da gleich. Und da habe ich mir gedacht, wenn mein Kopf schon auf dem Dachbalken einer vandarschen Hütte landen muss, dann soll er wenigstens ein Schmuck sein!«
    »Ein Schmuck!« Hagdar schlug sich auf die Schenkel und wischte sich die Tränen fort, die beim Lachen über seine Wangen gerollt waren. Dann verschwand das Lächeln von seinen Lippen, und er fasste sich nachdenklich an den Hals. »Kopfjäger? Enthaupten sie die Leute?«
    »Wusstest du das nicht?« Nangor beugte sich vor. »Und Visikal ist der Schlimmste aller Kopfjäger, zumindest, wenn auch nur die Hälfte all der Gerüchte stimmt, die ich gehört habe.« Er schlug sich gegen die Stirn und wandte sich an Bran. »Und das erinnert mich daran, dass der Skerg mit dir sprechen will, Bran. Er wartet im Bug.«
    Bran stand auf und nickte Hagdar zu. Er ließ die zwei Männer sitzen und reden, duckte sich unter einem Taubündel hindurch und krabbelte vom Sandstreifen weg. Überall hingen Seesäcke, Pfeilköcher, Schilde und Schnüre, darüber Hemden und Decken. Die Tirganer hatten es sich auf den Balken bequem gemacht, wenn sie nicht auf ihren Fellen schliefen. Einige würfelten auf den grob gehobelten Planken, andere wiederum schliffen ihre Schwerter. Bran bahnte sich einen Weg durch sie hindurch und ging an der Reihe der Ruderer entlang, die sich rhythmisch vor und zurück bewegten. Noch immer sah er den geflochtenen Bart von Nangor vor sich. Er erinnerte ihn an etwas, was er vor langer Zeit einmal gesehen hatte, fast eine seiner ersten Erinnerungen aus seiner Kindheit. Er dachte an den kleinen, o-beinigen Krieger mit den langen Bartzöpfen. Turvi hatte ihm von den Waldgeistern erzählt. Es war Loke, der Trolljäger, den er gesehen

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