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Brans Reise

Titel: Brans Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Bull-Hansen
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Bugschmuck erkannt.«
    Bran bürstete sich den Schnee aus den Haaren und starrte in das Grau hinter dem Achtersteven. Das vandarsche Schiff war vorbeigekreuzt, ohne etwas zu sehen. Oder hatten die Vandarer nur so getan, um einem Kampf zu entgehen? Er hatte Schritte an Deck gehört, aber nur der Steuermann war dort zu sehen gewesen.
    »Macht euch fertig.« Visikal deutete auf die Reling, an der die Pfeilköcher tief im Schnee steckten. »Spannt eure Bogen und legt die Pfeile bereit.« Dann beugte er sich über die Luke. »Kleidet euch für den Kampf und holt die Ruder ein. Von hier aus lassen wir uns treiben.«
     
    Den Rest des Tages trieb die Flotte der Arer mit den Wellen nach Süden. Bran hielt sich mit seinen Männern unter Deck auf, denn es war kalt, und Tarba meinte, sie würden es schon schnell genug mitbekommen, wenn es zu einem Angriff käme. Sie umringten die Wärme und schliffen, getreu des Brauches der Tirganer vor jedem Kampf, ihre Pfeilspitzen und Schwerter.
    »Ich glaube, das war ein Sklavenschiff«, sagte Tarba. »Es ist sicher auf dem Weg nach Norden, um in Tuur Handel zu treiben. Sonst würden die nicht alleine segeln.«
    »Ein Sklavenschiff…« Virga schob den Torf über der Glut zusammen. »Ich habe gehört, dass die Vandarer die Sklaven zwingen, für sie in den Krieg zu ziehen.«
    »Sie zwingen sie nicht.« Keer ließ einen frisch geschliffenen Pfeil in den Köcher gleiten, nahm einen anderen und fuhr mit seiner Arbeit fort. »Sie lassen sie. Drei tote Feinde bedeuten Freiheit. Passt auf eure Skalps auf, Männer, wenn ihr vor einem Sklavenkrieger steht!«
    Bran fasste sich an die Haare. Das hatte er nicht für möglich gehalten. Sollte er gegen Sklaven kämpfen? Sollte er Männer töten, die selber Gefangene waren? Das waren ebensolche Untaten wie die, die er rächen wollte. Der Sklavenhandel der Vandarer und was sie Tir angetan hatten, war das nicht der Grund für ihren Krieg?
    »Wie sollen wir wissen, wer ein Sklave ist?« Bran sah zu Tarba hinüber. »Wenn möglich, sollten wir sie verschonen.«
    Er sah sie an. Keer, Zwei Messer, Sturm und die Katzenbrüder. Sie hätten gelacht, wäre er nicht ihr Vorgesetzter gewesen.
    Nangor lächelte über seine Bartzöpfe hinweg. »Vor diesem Kriegszug habe ich ja noch nicht mit den Arern gekämpft, aber ein bisschen was habe ich in den Jahren auf See schon gelernt. Wenn es zum Krieg kommt, ist es wirklich Zufall, wer wen tötet. Ich glaube nicht, dass sich die Götter darum kümmern.«
    »Cernunnos wacht über sein Volk.« Tarba schob seinen Dolch unter den Gürtel. »Er ist der stärkste Gott, der Einzige, der es wert ist, dass man an ihn glaubt. Wenn du kein Fremdling wärst, würde ich dich als Ungläubigen bezeichnen. Aber du kämpfst jetzt für uns, und solange du unserem Tileder folgst, kannst du an so viele Götter glauben, wie du willst.«
    Bran sah, dass Nangor diese Worte nicht passten. Der Seeräuber schielte zu den anderen am Feuer hinüber, ehe er aufstand und in Richtung Bug davontrampelte. Bran ließ die Tirganer sitzen und folgte ihm. Ihm fiel ein, dass er den Seeräuber noch immer nicht gefragt hatte, was auf dem Weg nach Tirga geschehen war. Er wusste nichts von diesem Mann, der vom Feind und aardischen Söldner in so kurzer Zeit zum Freund und Kampfesbruder geworden war.
    Er fand ihn auf einer Ruderbank unmittelbar vor dem Vorhang, der Visikals Kammer abtrennte. Nangor hatte seine Stiefel ausgezogen und musterte sie im Licht einer Fackel.
    »Das sind gute Stiefel«, sagte er. »Getränkt mit dem Blut zerquetschter Schlangen. Sie haben mich einmal davor bewahrt, Haifutter zu werden.«
    Bran sank auf die Bank und lehnte seinen Rücken gegen einen Balken. Er fühlte sich mit einem Mal so unglaublich müde. Die Krallen, die sich so lange still verhalten hatten, krochen an seinem Hinterkopf hoch.
    »Du bist kein Arer.« Bran spürte die plötzliche Übelkeit und versuchte, ihn anzulächeln.
    »Nein, das ist wohl sicher. Und du auch nicht, Bran. Wir beide sind Söldner. Deine Bezahlung ist eine Frau, meine Gold.«
    »Bezahlung?« Bran würgte den üblen Geschmack hinunter. »Ich tue das für sie. Für Tir.«
    Der Seeräuber rieb sich fest über den Nacken, wie es nur müde Männer tun.
    »Ich habe über euch nachgedacht«, sagte er. »Über diese Frau und dich.«
    Bran sah zu ihm auf. Die Krallen hatten jetzt zugeschlagen, und der wohl bekannte Schmerz stach über seinem Auge.
    »Du weißt, wenn die Dinge damals anders gelaufen wären,

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