Brans Reise
die zwei Männer stiegen zur Oberfläche auf.
Neben dem Langschiff tauchten sie auf. Die Vandarer waren noch an Deck, doch sie lehnten sich noch immer über die Reling auf der anderen Seite des Schiffes. Bran bemerkte, dass das Schiff von den anderen abgetrieben war. Die Schlacht wütete jetzt weiter draußen auf dem Meer. Langschiffe und schwarze Schiffsrümpfe lagen dicht nebeneinander wie eine Schar flügelloser Drachen. Segel brannten. Pfeile hagelten zwischen den Schiffen hin und her. Männer stürzten und sprangen ins Wasser. Sie kämpften überall: an Deck, auf den Bugsteven und oben in den Wanten. Es gelang ihm nicht, ihre Rufe zu unterscheiden. Sie waren ein Sturm über dem Meer, ein Sturm aus Flammen, Eisen und Tod.
Bran und Keer waren still. Sie sahen einander über die Wellen an, und beide erkannten, dass sie es niemals bis zu den Schiffen schaffen würden. Wenn sie von Pfeilen verschont blieben, würden die Vandarer sie beim Versuch, an Bord zu klettern, töten. Deshalb schwammen sie in einem Bogen vom Langschiff weg. Immer wieder ließen sie die Wellen über sich schwappen. Als sie ein paar Schiffslängen von den Vandarern entfernt waren, reckten sie die Köpfe aus dem Wasser und spähten zum Land.
»Gut zwei Pfeilschüsse«, sagte Keer. »Das schaffen wir nie.«
Bran bewegte seine Finger. Sie waren beinahe steif und an den Gelenken weiß. Bald würden sie in dem kalten Wasser verkrampfen.
»Lass uns zu den Vandarern zurückschwimmen.« Keer spuckte Wasser und rieb sich die Augen. »Ich bin es leid zu frieren. Ich sterbe lieber durch ein Schwert, als zu ertrinken.«
Bran drehte sich auf den Rücken und sah zum Langschiff zurück, und in diesem Moment erblickte er die Tonne. Sie trieb auf den Wellen. Es war eine dieser Tonnen, in denen die Tirganer ihr Trinkwasser aufbewahrten. Sie war groß, mindestens einen Mann tief und ebenso breit.
»Wir werden das schaffen.« Er zeigte auf die Tonne, die ganz in der Nähe schwamm.
Keer ließ sich von einer Welle anheben. »Eine Tonne? Die nützt uns wenig. Wir erfrieren doch, bevor wir an Land kommen.«
»Wir werden nicht erfrieren.« Bran schloss die Lider und drückte das Wasser aus seinen Augen. An Land gab es Bäume und kleine Gebüsche in den Senken zwischen den Hügeln.
Bran und Keer schwammen zu der Tonne zurück. Sie war noch fest verschlossen.
»Da drinnen schwappt es.« Keers Stimme hatte wieder zu zittern begonnen. »Schlag den Deckel ein und klettere hinein, dann drehe ich sie hochkant!« Er schwamm mühsam zur anderen Seite hinüber.
Bran schlug den Deckel mit seiner Axt ein und krabbelte hinein. Er schlug mit dem Kopf am Boden auf, und als sich die Tonne drehte und der Inhalt am Boden zusammenlief, wo er seinen Kopf hatte, schmeckte er, dass es doch keine Wassertonne war. Er rollte sich zusammen, zog die Beine an und drückte sie an den Boden. Die Tonne kippte wieder zur Seite, und Keer schob sich hinein. Bran hockte sich hin, um das Gewicht nach unten zu verlagern, so dass das offene Ende der Tonne aus dem Wasser herausragte.
Keer drehte sich in der Tonne, brachte die Beine nach unten und tauchte mit einem Lächeln auf.
»Das ist Wein!« Er nahm einen kräftigen Schluck. »Aber da ist Salzwasser mit drin. Ob man das wohl trinken kann?«
Bran drückte seinen Rücken gegen die Tonnenwände. Die Tonne hing tief im Wasser, so dass die Wellen immer wieder über den Rand schwappten. Keer schien sich nicht darum zu kümmern. Er schlürfte das Salzwasser zusammen mit dem Wein, und Bran dachte, dass er vielleicht Recht hatte. Sie brauchten etwas Wärme im Körper. Wenn die Tonne an Land trieb, würden ihre Kleider gefrieren. Er und Keer mussten Holz finden und ein Feuer entzünden. Sie mussten versuchen, die Kälte zu überleben, während ihre Kleider trockneten.
Die Wanderung
A ls der Sand unter dem Tonnenboden kratzte, krochen Bran und Keer hinaus und wateten an Land. Ein breiter Strand lag vor ihnen, und sie bemerkten, dass die Tonne sie weit von Oart fortgeführt hatte. Nur noch die Türme waren über den Hügeln im Westen zu erkennen. Die Landschaft war hier anders. Überall waren Hügel und Anhöhen, die windschiefen Kiefern und dicken Eichen Schutz boten. Bran und Keer hasteten zum Ende des Strands, denn sie wussten, dass sie nur wenig Zeit hatten. Sie hatten bis zur Brust in Wein und Salzwasser gesessen und spürten bereits das betäubende Gefühl der Kälte im Blut.
Sie taumelten zwischen den Hügeln hindurch. Bran ließ
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